Drecksau
Brüdern.
Ich kaufe mir eine Telefonkarte und rufe Bunty an.
– Alles klar, Boooontay-Schätzchen? Wie isses?
– Lassen Sie mich in Ruhe! brüllt sie und knallt den Hörer auf. Ich hab einen Steifen, also nichts wie ins Rotlichtviertel.
Ich mache den Versuch, es mit ner schwarzen Hure zu treiben, aber meine Eier tun mir nach dem Tritt so weh, daß ich keinen hochkriege. Die Liverpooler Fotzen haben mir für heute die Hurerei versaut; kostbare Überstundenzuschläge hin für nichts. Ich gehe und rauche noch mehr Hasch, aber das Zeug kotzt mich an. Ich brauch Nasenpulver. Ich lasse mich von zwei Holländern ins Schlepptau nehmen, die zu einer Party auf einem Hausboot gehen. Als wir ankommen, ist die Bude voller Abschaum, genau wie diese Sunrise-Wichser in Penicuik, aber das Kokain ist das beste, das ich je bekommen habe. Das sage ich einer von diesen Tulpenzwiebeln, die so klare, so porzellanpuppenhafte Haut hat, daß man sie einfach schmecken möchte, und sie sagt einfach: – Ja, natürlich. Du bist hier in Amsterdam.
Na jedenfalls, ich geb mir die Kante. Ich erinnere mich, daß man mich auffordert, zu gehen. Als ich heimkomme, ist Bladesey noch auf. Er ist aus gewesen, und er hat eine Flasche Malt Whisky als Wiedergutmachung für sein schockierendes Verhalten letzte Nacht gekauft. Wir töten die ganze Flasche und saufen dann noch die Minibar in seinem Zimmer leer. Ich torkele wieder in meins rüber und ratze weg in einen pulverisierenden Schlaf.
[Menü]
»... den durch und durch verkommenen Charakter der Kreatur, die sie geheiratet hat...«
Ich wache in der Nacht mit Schüttelfrost auf; es ist, als würde ich durch meinen eigenen Körper fallen. Ich schwitze und zittere. Es liegt keine Hure neben mir, aber meine Klöten sind wund bis aufs Fleisch. Dinge treten in der Dunkelheit hervor. Es ist das Hotelzimmer in Amsterdam. Ich denke an Carole, und ein wütender Schmerz zerreißt mich beinahe. Das ist nur eine Reaktion auf meinen Verlust. Es fühlt sich an, als hätte man meinen Mund mit der Lötlampe bearbeitet und dann die Haut von meinem Hodensack reintransplantiert, aber als ich zur Minibar gehe und ein Sprudelwasser runterkippe, hat das nur den Effekt, daß sich mir der Magen umdreht. Ich schleppe mich zurück ins Bett, als der Tag anbricht. Tageslicht. Ich bin wieder sicher. Ich nehme noch eine Mütze voll Schlaf.
Ich erwache etwa um die Mittagszeit. Die Datumsanzeige auf meiner Uhr sagt mir, daß wir den fünfzehnten Dezember haben. Weihnachten rückt heran. Ich dusche, mit immer noch geschwollenem und druckempfindlichen Gesicht, ziehe mich an und gehe eine Tür weiter. Bladesey schläft noch. Die Fotze schläft tief und fest. Er ist halbblind ohne seine Brille. Sie liegt auf dem Nachttisch.
Ich nehme sie weg.
Ich verlasse das Hotel, schlendere an den Grachten entlang und entdecke ein annehmbares Eckcafé für ein spätes Frühstück. Unterwegs ziehe ich die Brille aus der Tasche. Die Gläser sind vielleicht dick. Ich setze sie auf, lehne mich über das grüne Geländer und sehe einem verzerrten Schleppkahn nach, wie er die Gracht entlangtuckert. Welche Sau trägt bloß sowas?
So dick sie auch sein mögen, im Wettstreit mit dem malmenden, eisenbeschlagenen Absatz von Bruce Robertsons Schuh konnte es nur einen Sieger geben. Ich twiste auf den Gläsern herum und grinse über das wohltuende Knirschen, das sie auf dem Kopfsteinpflaster machen. Dann kicke ich mit einem so eleganten Heber, daß Tom Stronach bewundernd die Rewind-Taste seines Videorecorders drücken würde, die kaputte Brille in die Herengracht und sehe zu, wie sich die stillen Wasser über ihr schließen.
Als ich ins Hotel zurückkomme, sitzt Bladesey völlig aufgelöst auf seinem Bett. – Bruce ... bist du das ... ich kann meine Brille nicht finden ... Ich weiß nicht, wo ich sie gelassen hab ... gestern nacht hatte ich sie noch ...
– Du warst hackedicht gestern nacht, sage ich ihm. – Ja, aber meine Brille hatte ich noch ...
– Hör mal, Bladesey, wenn ich so überlege, kann ich mich nicht erinnern, daß du gestern nacht ne Brille aufhattest...
– Oh mein Gott... Ich kann nichts sehen, Bruce ...
– Mach dir nichts draus, Bruder Blades. Bruce Robertson wird deine Augen sein. Ich such dir die Huren aus, keine Sorge, mein Sohn. Premium-Muschi.
– Aber ...
– Aber gibt's nicht. Der Kiez wartet. Jetzt zieh dir den Mantel an, dann machen wir die Stadt unsicher. Heute ist unser letzter Tag!
Ich führe Bladesey bis zum
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