Drecksau
Rotlichtviertel. Aus einem Leierkasten flötet irgendwelche stimmungsvolle holländische Musik. Der Kerl, der die Leier dreht, hält mir den Hut zum Geldsammeln hin, aber bei mir verschwendet er seine Zeit. Jeder rote Cent ist Huren und Drogen vorbehalten. Sogar Essen ist im Moment Luxus. Ich kehre der hingestreckten Mütze den Rücken und muß mit einer Körperdrehung einem herannahenden Fahrrad ausweichen, weil wir auf dem Fahrradweg stehen, aber Bladesey ist zu langsam. Es rammt ihn, wenn auch nicht mit voller Wucht. Die holländische Fotze schnauzt los: – Klootzak! Arschloch!
Ich nehme ihn fester in den Griff. Die kleine Fotze zittert vor Alkentzug und Furcht. Nach einer Weile dirigiere ich ihn in die Bude einer fetten Hure und lasse ihn da.
– Bruce, ich ... ich stammelt er.
– Paß auf meinen Kumpel auf, Puppe, zwinkere ich ihr zu, – er hat seine Brille verloren und nicht besonders gute Augen.
– Ich kümmere mich gut um ihn, sagt sie mit karibischem Akzent.
– ... Ich ... ich ... ich ..., nölt Bladesey.
– Ich werd mich ganz besonders um dich kümmern, mein Großer, sagt die Hure und führt ihn in ihre Bude.
Dann breche ich auf zu meinem Tagespensum Hurerei und überlasse es der kleinen Fotze, selbst nach Haus zu finden. Ich gehe noch mal zu meiner kleinen Studentin. Ich war so hin und weg, daß ich meinen Kumpel-Bruder Blades doch glatt vergessen hab. Ein kleines Versehen meinerseits.
Als ich Stunden später ins Cok City zurückkomme, ist Bladesey schon zu Hause, und er ist stinksauer. Er sieht schrecklich aus.
– Ich hab dir doch gesagt, du sollst da auf mich warten, Bladesey, wo hast du denn gesteckt? Ich war außer mir vor Sorge!
– Ich ... eh, also, irgendwie, effektiv, eh, hab mir, ein Taxi genommen ... du warst so lange weg ... sie wollte mich nicht dableiben lassen, bis du wiederkommst ... das Mädchen in dem Zimmer ...
– Na, da hast du einiges verpaßt, sage ich zu ihm.
Ich war schwer in Versuchung, den Blindfisch in Amsterdam zurückzulassen, überlege mir dann aber, daß ich ihn noch brauchen kann. In der Bar der Flughafenlounge in Schipol warte ich, bis Bladesey in den Waschraum geht, dann packe ich ein Pornovideo und das Koks, das ich vorher organisiert hab, in seine Reisetasche.
Ich kann gar nicht verlieren, als wir in Edinburgh durch den Zoll gehen. Entweder, ich hab das Vergnügen, Bladeseys Visage zu sehen, wenn er einkassiert wird und ich Bunty dann erklären darf, ich sei ja immer gegen Amsterdam gewesen, ich sei überzeugt gewesen, wir führen nach Scarborough, aber Cliff hätte darauf bestanden; oder, die Alternative, er kommt ungeschoren davon und ich hab meinen Mix aus reinstem Spitzenkoks und Moltofill. Letzteres tritt ein, da Bladesey unbehelligt den Zoll passiert.
Noch mehr erleichtert mich, daß sie meinen Koffer nicht geöffnet haben; die Hosen, Hemden, Socken und Unterhosen entfesselten da drin ein Inferno, daß einem die Augen tränten. Wiewohl ich selbstredend glücklich über mein Edelkoks bin, als ich mir meinen Kram zurückhole, während Bruder Blades am Flughafen Edinburgh mal wieder pissen geht, bin ich auch ein klein wenig enttäuscht, daß Bunty nun keine Gelegenheit hat, den durch und durch verdorbenen Charakter der Kreatur, die sie geheiratet hat, zu erkennen. Aber dafür bleibt noch genug Zeit.
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Post-Urlaubs-Blues
Mein erster Arbeitstag nach dem Urlaub, und diese Fotze Toal ruft mich in sein Büro. Irgendwas ist an dem Spastiker anders, und ich brauche einen Augenblick, um mir klarzuwerden, was es ist. Dann sehe ich es: er hat der Brylcreem abgeschworen und sein Haar duftig zurückgeföhnt. Ein neuer Toal! Ein mediengerechteres, sanfteres, glatteres, jugendlicheres Trend-Image für den modernen Polizeibeamten im Demokratischen Rechtsstaat. Er sieht aus wie ein beschissener, affektierter Pinscher, verunsichert und weibisch. An diese Haarpracht wird man sich nicht so schnell gewöhnen. So nicht, Schwester Toal. Da gibt's für mich kein Wenn und Aber.
– In deiner Abwesenheit hat Amanda Drummond die leitende Rolle bei den Ermittlungen übernommen. Ich habe mich nach reiflicher Überlegung dafür entschieden, es bei diesem Stand der Dinge zu belassen.
Ich fühle, wie unter der Hitze der Bombe, die Toal hat platzen lassen, meine Urlaubseuphorie verpufft. Meine Erwiderung ist unzusammenhängend und würdelos. – Eine miese kleine stammele ich.
– Ich erwarte von dir volle Kooperation mit ihr. Bruce, seit du weggefahren bist, ist das
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