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Drecksau

Drecksau

Titel: Drecksau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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unterdrückt ein Schluchzen.
    Der kleine Junge hält den Kopf gesenkt, hebt aber den Blick zu mir, gibt sich einen Ruck und lächelt. Er muß etwa in Staceys Alter sein.
    – Er hatte ein schwaches Herz ... das lag in der Familie ... erblich bedingt. Ich beobachte, wie ihre Lippen sich bewegen. – Er hat sich davon nie beirren lassen. Er war ein guter Mann, wimmert sie und schluchzt auf, und Drummond hat ihre Hand ergriffen und sieht erst den kleinen Jungen, dann mich an, – ... und das ist ein guter Mann. Dieser Mann hat versucht, deinem Vater zu helfen, Junge, er hat versucht, ihm zu helfen, während die anderen nur dastanden und zusahen ... er hat sich so um deinen Daddy bemüht...
    Wie war Ihnen zumute ...
    – ... Ich wollte Ihnen nur danken, Sergeant Robertson ... Bruce ... ich wollte Ihnen nur danken, daß Sie versucht haben, ihm zu helfen ...
    – Es tut mir leid, daß ich Ihren Mann nicht retten konnte, sage ich.
    – Ich danke Ihnen ... mehr als Sie hätte niemand tun können. Vielen Dank. Das ist ein guter Mann, Euan, schnieft sie, als Amanda sie hinausbegleitet, und wirft mir noch einen nachdenklichen, seelenvollen, menschlichen Blick zu.
    Gus kommt zu mir und packt fest meine Schulter. – Armes Mädel. Schreckliches Weihnachtsfest für sie und den kleinen Kerl.
    Sie hat keine Ahnung, diese Frau: einfach keine Ahnung.
    Ich nehme das Kreuzworträtsel in Angriff. Ich kann mich nicht konzentrieren und beschließe, früh Feierabend zu machen. Heute abend ist Stronachs Abschiedsspiel in Tynecastle, aber ich geh bestimmt nicht hin, um dem Spastiker die Taschen zu füllen. Ihm zusehen, wie er sich in der eigenen Wichtigkeit sonnt, das wäre zuviel. Ich seh nicht, daß viel Publikum da sein wird. In der Größenordnung Gary MacKay oder Craig Levine, könnte ich mir vorstellen.
    Also sieht mich der Abend, wie ich in der Loge irgendnem Wichser von Schiedsrichter zuhöre, der als Bauinspektor bei der Bezirksverwaltung arbeitet. Er hält Hof, und es wird ganz unterhaltsam. Bladesey ist aufgeschmissen. Er kommt rüber und gesellt sich zu uns, mit seiner schicken neuen Brille, aber wie die ganzen Engländerfotzen hat er keine Ahnung von Fußball. Ray Lennox taucht mit ein paar Uniformspastikern auf, die ihre Uniformen nicht tragen, aber trotzdem Uniformspastiker sind und immer bleiben werden. Ich winke ihn mit einer Kopfbewegung rüber, und er quetscht sich neben mich. Ich habe ihm früher schon einen Wink gegeben, nicht mit diesen Nullen rumzuhängen. Gib dich zu oft mit Verlierern ab, dann bist du irgendwann selber einer.
    Dieser Schiedsrichter ist mir ne Fotze. – Ich bin also im Ibrox, und sie brauchen die drei Punkte, um vorzeitig Meister zu werden. Ich meine, sie liegen eh dreißig Punkte vorne, die Entscheidung ist also gefallen, es ist eine mathematische Unmöglichkeit, daß sie noch abgefangen werden. Volksfeststimmung, alle sind mit der ganzen Familie da, die Kinder mit bemalten Gesichtern, die Jungs freuen sich schon auf die Meisterschaftsfeier. Coisty hat sie eins-null in Führung gebracht, aus nächster Nähe reingespitzelt, Innenpfosten. Ha ha ha. Der ist vielleicht ne Nummer. Abseitsverdächtig, aber Oswald Becktons Flagge war unten. Oswald, Loge 364. Den kennt ihr sicher vom Sehen, souffliert der Schiedsrichter.
    Kopfnicken und wissende Blicke am ganzen Tisch. – Na, jedenfalls, alle reißt es von den Sitzen, und dann geht die Party los. Alles singt »We're up to our knees in fenian blood«, und es herrscht Volksfeststimmung. Aber dann, nur ein paar Minuten vor Spielende, landet der Ball nach einem weiten Abstoß durchs ganze Mittelfeld genau vor dem Rangers-Tor. Dieser junge Kerl wuselt zwischen Goughy und McLaren durch, und sie säbeln ihn brutal im Strafraum um. Ganz klarer Elfer, aber kommt natürlich gar nicht in die Tüte, daß ich den gebe und allen die Feier versaue. Ich meine, dann hätten sie in der nächsten Woche nach Firhill gemußt, um den Sack zuzumachen, in ein Stadion, das grade mal 15.000 Zuschauer faßt. Wie konnte ich ihnen das kaputtmachen zu Hause die Fahne zu schwenken? Die Meisterschaft hatten sie sowieso sicher! Mit nem Vorsprung so lang wie die Argyll Street! Nee, mit Verlaub, da konnte ich kein Spielverderber sein. Stellt euch mal vor, was die Jungs in der Loge in Whitburn dazu gesagt hätten! Die hätten mir das Leben zur Hölle gemacht. Ihnen ihren Festtag zu versauen! Also hab ich das Spiel weiterlaufen lassen.
    – Was auch sonst, eh, Meister, sagt Bill Armitage, der

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