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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Oberkörper hoch.
    Wenn nicht jetzt, wann dann?
    Die Schmerzen, die über sie hinwegbrachen, schleuderten sie zurück auf die Fliesen. Trotzdem versuchte sie es erneut, biss die Zähne aufeinander. Die verkrustete Schnittwunde auf ihrer Brust klaffte wieder auseinander. Blut sickerte durch ihre Bluse.
    Sie schleifte ihr gebrochenes Bein wie ein nutzloses Anhängsel hinter sich her, während sie langsam über den Boden robbte. Der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Ihr wurde schwindelig. Sie musste anhalten, holte Luft und lauschte in das Zimmer nebenan.
    Ihr Peiniger war beschäftigt, womit auch immer. Millie schrie wie am Spieß.
    Beeil dich!
    Hannah zog sich weiter über die Fliesen, kroch durch angetrocknetes Blut und ihren Urin. Ihre Kräfte ließen nach. Endlich erreichte sie die Couch. Sie unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich mit ihrer wunden Brust platt auf den Boden drückte und ihren Arm unter das Sofa streckte. Scheiße! Es fehlten nur wenige Zentimeter bis zu dem Telefon.
    Streng dich an!
    Sie presste die Lippen aufeinander, schob ihren Körper noch ein kleines Stück nach vorne. Ihre Finger berührten das Handy, bekamen es zu fassen, holten es hervor.
    Gott sei Dank.
    Hannahs Atem ging schwer. Sie tippte die 110. Sie stoppte.
    Willst du wirklich telefonieren?
    Was, wenn der Scheißkerl es mitbekam? Noch ehe sie ein Wort darüber verloren hatte, was geschehen war und wo sie sich befand, würde es zu spät sein. Sie klickte die Nummer weg, startete stattdessen den WhatsApp-Messenger.
    Schritte stapften durch den Flur.
    Hastig verbarg Hannah das Handy unter ihrem heilen Bein.
    Ihr Peiniger ging ins Schlafzimmer.
    Beeil dich!
    Sie holte das Telefon hervor und rief den letzten Chat mit ihrer Freundin auf. War es gestern Morgen gewesen? Oder vorgestern? Es kam ihr vor wie vor einer Ewigkeit. Und in einem anderen Leben.
    Los doch, schreib endlich!
    Ihre Finger zitterten, während sie auf dem Touchscreen die richtigen Buchstaben zu treffen versuchte.
    Hilf mir! tippte sie. Und dann: Ich …
    »Du Schlampe!«
    Hannah schrie vor Schreck.
    Der Fremde stürmte auf sie.
    Hannahs Finger senkte sich auf den Senden- Button. Eine Hand klatschte ihr ins Gesicht.

Neunundzwanzig
    Philip riss den Jungen auf die Beine. Er stank nach Motoröl. »Wo ist der Wagen, den ihr gestohlen habt?«
    »Fuck, Mann«, der Junge wischte sich den Schmutz von den Klamotten, »was soll der Scheiß?«
    »Wo ist der Wagen?«
    »Keine Ahnung, was du von mir willst.«
    Von irgendwoher hallte Sirenengeheul der Feuerwehr heran. Aus einem tiefergelegten Wagen pumpte Hiphop. Wir holen da draußen Respekt, und du musst raus aus dem Dreck.
    Aus dem Augenwinkel nahm Philip wahr, wie sein Partner quer über den Tankstellenplatz hetzte, dem anderen Flüchtling hinterher. Beide verschwanden in der Dunkelheit zwischen parkenden Autos.
    Du musst raus aus dem Dreck, und vergiss nicht, selbst ist der Mann.
    Philip trat dichter vor den Jungen. »Ich weiß, dass ihr den Wagen gestohlen habt. Also raus mit der Sprache, wo …?«
    »Ich hab keine … Autsch!«
    Philip packte ihn am Kragen, schubste ihn hart gegen die Mauer. »Zum letzten Mal: Wo ist der Wagen?«
    »Fuck, Mann, ich … Aua!«
    Philip erhöhte den Druck. Der Junge versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Philip war größer und stärker. »Wo habt ihr den Wagen hingebracht?«
    »Fick dich …«
    Philip verpasste ihm eine Ohrfeige.
    Der Junge funkelte ihn böse an. »Mein Onkel, ich schwör dir …«
    Philip schlug noch einmal zu. »Wo ist der Wagen?«
    »… der bringt dich um!«
    Noch ein Hieb.
    »Du …«
    Noch ein Schlag. Und noch einer. Der Junge verstummte. Egal, Philip würde ihn zum Reden bringen. Er schlug abermals zu.
    »Philip!«, rief Arthur. »Philip, hör auf!«
    Philip drosch weiter auf diesen kleinen, miesen Bengel ein, wie im Rausch, als könnte er sich dadurch seiner Angst, der Panik und seiner Wut der letzten Stunden und Tage und Wochen entledigen.
    Eine Hand packte seine Schulter, zerrte ihn runter von dem Jungen.
    Philips Faust zerpflügte ziellos die Luft.
    Arthur zog ihn fort. »Verflucht, du bringst ihn ja um!«
    Philip sackte auf die Knie, schnaubte wie ein wilder Stier. Der Junge krümmte sich am Boden, Blut auf seinen Lippen, seinem T-Shirt, überall.
    »Bist du bescheuert?«, schimpfte Arthur.
    Langsam kam Philip zur Besinnung. Was war in ihn gefahren? Er kannte sich selbst nicht mehr. Aber sein Leben war nicht mehr das alte und würde es

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