Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Zumindest hat er das behauptet.«
»Und was noch?«
»Ich weiß nicht. Er wollte mich sprechen. Sagte was von Mord und … Ich wusste nichts von einem Mord. Und Hannah hätte mich doch angerufen.«
»Hat sie aber nicht?«
»Nein, sie … Oh mein Gott!« Sie schlug die Hand vor den Mund. »Ist sie wirklich in Gefahr?«
»Wann haben Sie sie das letzte Mal gesehen?«
»Am Sonntag. Wir waren … frühstücken.«
»Wirkte sie besorgt?«
»Ja, aber das war sie in letzter Zeit immer. Philips Werbeagentur lief nicht mehr so gut.«
»Also hatte er finanzielle Schwierigkeiten – trotz der Werbekampagne mit Ihnen.«
Tatjana schüttelte den Kopf. »Er hat die Kampagne mit mir nur machen können, weil ich auf mein Honorar verzichtet habe. Ich hab’s aus Freundschaft zu Hannah getan. Dadurch konnte Philip die Kampagne zu einem Preis anbieten, bei dem keine andere Agentur mithalten konnte. Aber gebracht hat ihm das kaum was.«
»Sie haben Ihre Freundin zu Marlene begleitet. Kürzlich bei einem Fotoshooting.«
»Ja und?«
»Was wollte sie von ihr?«
»Reden! Sonst nichts!«, brauste Tatjana auf. »Nichts, was kriminell wäre, wenn Sie das meinen.«
»Sie hatten lange keinen Kontakt zueinander.«
»Ja, stimmt, aber Philip litt darunter. Hannah wollte ihm helfen und nahm Kontakt zu seiner Schwester auf. Sie trafen sich ab und zu, einige Male habe ich sie begleitet. Wir haben uns ebenfalls angefreundet. Marlene war schwer in Ordnung. Aber sie hatte was Trauriges an sich. Ich glaube, da stehen die Freier drauf. Beschützerinstinkt und so.« Sie machte einen Schritt zurück und lehnte sich gegen das Terrassengitter. »Na ja, wir haben gemeinsam was unternommen, sind ein paar Mal was essen gewesen, dann haben sie mich zu einer Shoperöffnung begleitet. Und wir haben Marlenes Geburtstag gefeiert.«
»Hat Hannah mal den Namen Rosenfeldt erwähnt?«
»Sie meinen diese Politikerin?«
»Oder deren Ehemann.«
»Nein, nicht dass ich wüsste.« Sie stieß sich vom Gitter ab. »Was ist mit denen?«
»Hat Hannah von einem Janowski gesprochen?«
»Nein, nein, da war nichts, nichts was …« Wieder umschlang sie ihren bibbernden Oberkörper mit den Armen. »Obwohl … Hannah und Philip sind gestern überraschend weggefahren.«
»Haben sie das oft gemacht?«
»In letzter Zeit nur selten, um nicht zu sagen gar nicht. Sie hatten ja kein Geld für so etwas.«
»Wohin sind sie gefahren?«
»Hannah sagte, sie würden eine kleine Auszeit nehmen. Ein Wochenende wie früher. Aber sie war nicht besorgt oder so. Sie klang glücklich.«
» So wie früher ,hat sie gesagt? Können Sie damit vielleicht etwas anfangen? Gab es irgendeinen Lieblingsort, zu dem die beiden gefahren sein könnten?«
Tatjana biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. »Früher, als sie es sich noch leisten konnten, sind sie oft in ein Ferienhaus am Müggelsee gefahren. Dort haben sie auch jedes Jahr ihren Hochzeitstag gefeiert. Einmal war ich sogar mit dabei.«
»Sie wissen, wo das ist?«
»Ja.«
*
Der Fremde packte Hannahs Haar und zerrte sie daran empor.
»Das Handy!«, blaffte er.
Trotzig umkrampften ihre Finger das Telefon.
»Gib es mir!« Er schüttelte ihren Schädel durch.
Hannahs Kopf fühlte sich an, als würde er zerplatzen. Dennoch suchte ihr trüber Blick das Handy. Auf dem Display flimmerte: Gesendet. Mit der Genugtuung erwachte wieder ihr Wille zum Überleben. Sie schleuderte das Telefon von sich.
Ihr Peiniger verpasste ihrem gebrochenen Bein einen weiteren Tritt. Durch Hannahs Schmerzensschrei drang seine zornige Stimme. »Glaubst du, das ändert was?«
Er schleifte sie zum Handy und zerstampfte es mit seinem Stiefel in tausend Einzelteile. »Nein, ich werde nur schneller zum Ende kommen.«
Er ließ sie los. Hannah sackte kraftlos zusammen und schlug mit der Schulter gegen den Wohnzimmertisch. Die Weingläser wackelten, fielen zu Boden und zerbrachen.
In derselben Sekunde fiel sein Schatten über sie.
Ich werde nur schneller zum Ende kommen.
Dann sollte es so sein. Sie hatte alles versucht. Sie ließ es geschehen, während er ihre blutgetränkte Bluse über den Rücken schob. Obwohl ihr ganzer Körper eine einzige, schwärende Wunde war, fröstelte sie, als seine Finger über ihre nackte Haut strichen, die Wirbelsäule hoch und wieder runter.
Was ist das bloß für ein krankes Monster?
Sie versteifte sich, als sich etwas Spitzes zwischen ihre Rückenwirbel bohrte. Der Schmerz, der folgte, war noch schlimmer als alles, was
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