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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sie bisher hatte erleiden müssen. Ein markerschütternder Schrei löste sich aus ihrer Kehle. In der Küche heulte Millie.
    Oh Millie!
    Noch während Hannah an ihre Tochter dachte, breitete sich ein überraschendes Gefühl der Leichtigkeit in ihr aus. All ihre Schmerzen waren wie fortgeblasen. Ihr Körper plötzlich wie in Watte.
    Oder wie betäubt.
    »Was …?«, sagte sie, aber es klang nicht wie ihre eigene Stimme. Eher wie eine Stimme, die sich weit weg befand, sehr weit weg. Oder nur in ihrem Kopf. Hatte sie überhaupt etwas gesagt?
    Ihr Peiniger verschwand aus ihrem Blickfeld.
    Hannah wollte sich nach ihm umdrehen, doch sie konnte sich nicht bewegen. Sie war gelähmt.

Dreißig
    David warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Lichter Köpenicks verschwanden hinter einer Kurve. Bäume rückten dichter an den Müggelheimer Damm heran. Sie beugten ihre Wipfel über die Straße, verschlangen die Felder, Wolken, Sterne und den Mond, bis es David so vorkam, als fahre er durch einen kilometerlangen, dunklen Tunnel.
    Nur gelegentlich kam ihm ein PKW entgegen. Hin und wieder streiften die Scheinwerfer des Clio eine Toreinfahrt oder einen Briefkasten am Straßenrand. Im nächsten Moment gab es wieder nur finsteres Walddickicht.
    Mit einer leisen, freundlichen Stimme wies das Navi auf eine Kreuzung hin. Was immer David erwartet hatte, er fand nur neue Schwärze vor, die kein Ende nehmen wollte.
    Bis wie aus dem Nichts ein Feriendorf vor ihm auftauchte. Schon nach wenigen hundert Metern hatte er das Ende erreicht. Abermals fuhr er minutenlang durch Wald, Finsternis und Einsamkeit.
    Fast hätte er die Zufahrt zu den Bungalows übersehen. Er bremste gerade noch rechtzeitig. Zwischen Tannen konnte er einen unbefestigten Waldweg erkennen.
    Als David den Clio von der Straße auf die Schotterpiste lenkte, spannte sich sein Körper unwillkürlich an. Die Reifen knirschten auf dem Kies. Steine prasselten gegen den Unterboden.
    Langsam näherte er sich dem ersten Häuschen. Der Postkasten am Wegesrand trug die 1. Zwei PKWs parkten in der schmalen Zufahrt, ein Audi und ein Peugeot. Die Fenster des Gebäudes waren hell erleuchtet. Im Garten glomm ein Grillfeuer, um dessen zuckende Flammen sich Kinder und Erwachsene versammelt hatten. Gesang und Gelächter waren zu hören und verklangen, während David weiter über den Waldweg rumpelte. Es platschte, als er durch eine Pfütze fuhr.
    Nach anderthalb Kilometern gelangte er zu einem weiteren, von spärlichem Laternenlicht erhellten Gebäude. Die Fenster waren erleuchtet. Vor dem Appartement stand ein Ford Kombi.
    Der Abstand zum nächsten Ferienhaus betrug fast zwei Kilometer. Dort stand kein Auto in der Zufahrt. Im Innern lag alles still und dunkel. Trotzdem setzte David seinen Weg fort.
    Bis zur 4 waren es noch einmal anderthalb Kilometer. Das Haus war ebenso verlassen. Hinter den Fenstern brannte kein Licht. Von einem PKW fehlte jede Spur.
    David parkte den Clio vor der Einfahrt. Er entnahm seiner Tasche die Maglite und die Handschuhe, schaltete sein Handy aus und trat ins Freie. Vögel zwitscherten. Ein Specht klopfte. Der Mond hatte sich hinter eine Wolke zurückgezogen.
    David wartete, bis seine Augen sich an das nächtliche Zwielicht gewöhnt hatten. Leise drückte er die Wagentür ins Schloss und lief den Weg zurück bis zum Appartement Nummer 3. Als dessen schwarze Umrisse vor ihm auftauchten, stapfte er ins Unterholz. Zweige knisterten, während er sich hinter einem Strauch duckte. Er begann zu warten.
    Grillen zirpten. Irgendwo plätscherte ein kleiner Wasserlauf. Ein Reh oder ein Fuchs brachte Äste zum Knacken. Keckernd flog ein Vogel auf. Alles klang nach einer gewöhnlichen Nacht im Wald. Dennoch verstärkte sich Davids ungutes Gefühl.
    Nach einer Viertelstunde war er überzeugt, dass sich niemand in dem Gebäude aufhielt. Und falls doch, so schlief er. Oder war tot. Aber daran wollte David nicht denken. Noch nicht.
    Er streifte sich die Lederhandschuhe über. Mit der Taschenlampe schlich er ans Haus heran. Vorsichtig hob er seinen Kopf zu einem der Fenster. Er glaubte eine Küche zu erkennen, aber sicher war er sich nicht. Leise pirschte er zur Haustür. Als er sie berührte, klappte sie nach innen auf. Sie war unverriegelt. Er hielt die Luft an. Im Wald schrie eine Eule. Ansonsten Stille. Totenstille.
    David betrat das Haus.
    *
    Philip beugte sich über den heulenden Jungen. »Ich höre!«
    »W-w-w-warum ich?« Blut tropfte von seinen Lippen.
    »Weil du den Wagen

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