Drecksspiel: Thriller (German Edition)
gehabt.
*
Diesmal verzichtete Toni auf den Gruß in die Kamera.
Als der Summer ertönte, stieß er die Tür auf und wankte in den schlauchförmigen Flur. In dem grellen Licht der nackten Glühbirnen waren seine Kopfschmerzen und das Fieber kaum noch zu ertragen. Mit einem Stöhnen kniff er die Augen zusammen. Zum Glück war seine Nase verstopft, so dass er nicht auch noch den widerlichen Patschuli-Gestank ertragen musste.
»Toni, mein Freund!« Der Libanese zeigte seine strahlend weißen Zähne. »Was treibt dich denn hierher?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
Gordons hämisches Lächeln wurde breiter. »Hab schon gehört, dass du in Schwierigkeiten steckst.«
»Spricht sich offenbar schnell herum.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob mir der Gedanke gefällt, einen gesuchten Mörder im Haus zu haben.«
»Ich bin kein Mörder.«
»Das behaupten sie alle!« Gordon lachte.
Toni hatte nicht die Kraft für noch mehr Geduld. »Kann ich bleiben oder nicht?«
Nachdenklich kratzte Gordon sich die Stirn.
»Es muss ja keiner erfahren«, fügte Toni hinzu.
Ihn traf Gordons stechender Blick. »So wie mit den Nutten, richtig?«
»Geht es dir um Geld?«
»Vergiss das Geld!« Gordon verzog sein Gesicht, als hätte Toni ihm ein unmoralisches Angebot unterbreitet.
Toni fragte: »Was willst du dann?«
»Meine Ruhe.«
»Das ist alles?«
Gordons dunkle Augen verengten sich. »Ich will dich hier nie wieder sehen.«
»Versprochen.«
Gordon sah ihn prüfend an.
Toni hielt dem Blick stand, obwohl er Mühe hatte, aufrecht zu stehen.
Schließlich sagte Gordon: »Nummer 6.«
Toni hatte nichts anderes als die Abstellkammer erwartet. Unverputzte Wände. Eine karge Matratze. Brüllende Hitze. Für die Frauen, die nicht richtig spurten. Oder für verzweifelte, verletzte Bullen auf der Flucht, die einen Platz zum Untertauchen brauchten.
Toni holte die Packung Paracetamol hervor. Er leckte sich die trockenen Lippen. »Gordon …«
»Was denn noch?«
»Ich brauch was zu trinken.«
»Ich bring dir was. Und jetzt geh!«
Toni verdrückte sich in die Abstellkammer. Zwischen den rauen Wänden war es noch heißer, als er befürchtet hatte. Laut war es obendrein. Unter der Decke dröhnte ein mannshoher Gasboiler.
Die Matratze war speckig und stank nach Schweiß und anderen Körperausdünstungen. Toni glaubte einige Blutflecken zu erkennen. Egal. Er setzte sich und holte Luft. Der Schmerz, der sich von der gebrochenen Nase durch seinen ganzen Schädel fräste, war nicht mehr auszuhalten. Er fröstelte, während er die Tabletten aus der Schachtel friemelte. Einige entglitten seinen zitternden Händen, kullerten über den spröden Betonboden davon. Ihm wurde heiß.
Verfickte Scheiße!
Toni kam sich vor wie in einem schlechten Fiebertraum. Er musste zu einem Arzt. Er brauchte einen Plan. Doch sosehr er auch überlegte, er hatte keinen blassen Schimmer, was er tun sollte. Er konnte nur hoffen, dass Theis schon bald selbst auf die Verbindung zu Leylas Bruder und den Pixelschubsern stieß . Dann würde Toni als Verdächtiger ausscheiden. Alles Weitere würde sich klären.
Und was, wenn nicht?
Toni schluckte. Seine Kehle war ausgedörrt. Er blickte auf die Paracetamol in seiner Hand. Wo zum Teufel blieb Gordon mit dem Wasser?
Er stemmte sich in die Höhe, verließ die Kammer und folgte der Stimme des Libanesen in dessen Büro. Dort starrte einer von Gordons Schergen auf einen Monitor, der die Straße vor der Haustür zeigte. Gordon telefonierte.
»Er ist hier«, sprach er leise in sein Handy, »und ich …« Er blickte Toni an.
*
Philip glaubte sich verhört zu haben. »Wie? Du fährst da nicht hin?«
»Hast du nicht gehört?« Arthur fuchtelte mit den Händen. »Seinem Onkel gehört das Hermano ?«
»Na und?«
»Seinem – Onkel – gehört – das – Hermano !« Arthur betonte jedes einzelne Wort, als hätte er es mit einem begriffsstutzigen Kunden zu tun.
»Voll korrekt!«, nuschelte der Junge.
Philip bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Halt den Mund.« Er sah seinen Partner an. »Ja, hab ich begriffen, na und?«
»Du weißt nicht, wem das Hermano gehört?« Arthur fuhr sich verzweifelt mit der Hand durchs Haar. »Verflucht, Philip, sein Onkel ist Dossantos. Miguel Dossantos.«
»Trotzdem hat er deinen Wagen und …«
»… und ist ein Verbrecher!«
Philip trat auf seinen Partner zu. »Hast du etwa eine bessere Idee?«
»Aber …«
»Verdammt, kapierst du das nicht?«, schrie Philip wutentbrannt. »Es
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