Drecksspiel: Thriller (German Edition)
riss.
»Jetzt, Philip«, brüllte Kuhn, »hau ab!«
Wie ein Betrunkener taumelte Toni mit dem Schnösel über den Treppenabsatz. Er versuchte sich aus Kuhns Umklammerung zu befreien, doch dessen Griff war wie ein Schraubstock. Blindlings schlug Toni mit den Armen um sich. Die Beretta traf auf einen Widerstand. Etwas knirschte.
Endlich kam Toni frei. Er streckte die Arme aus und verpasste dem Schnösel einen Stoß. Laut schreiend stürzte Kuhn die Treppe hinunter und landete in einer Pfütze auf dem Bürgersteig.
Toni vergewisserte sich, dass er genug hatte, bevor er sich zu Nedel umdrehte.
Einen Moment zu spät, Nedels Faust traf seine Nase. Tonis Kopf zerplatzte wie eine reife Melone. Die Beretta entglitt seiner Hand. Er sackte auf die Knie.
Durch den aufziehenden Nebel sah er die Waffe vor sich liegen. Er wollte danach greifen.
Ein Schatten tauchte über ihm auf.
*
David schaute auf den Mann herab, der ächzend die Hand nach seiner Waffe ausstreckte. Er hatte eine Ahnung, wer der Verletzte war. Toni Risse, Hauptkommissar im Morddezernat. Klingt absurd, oder?
»Jetzt tun Sie doch was!«, schrie Nedel. »Verdammt!«
David rührte sich nicht.
Risse hob die Pistole auf und richtete sie auf David.
Der sagte: »Nur zu.«
»Sind Sie bescheuert, oder was?«, brüllte Nedel entsetzt.
Risse schwenkte den Arm herum und richtete die Mündung auf Nedel. »Halt den Mund!« Dann hielt er die Waffe wieder in Davids Richtung.
Der zuckte mit den Achseln. Ein rascher Blick auf die Beretta hatte ihm gereicht. »Sie haben kein Magazin eingelegt.«
Risse sank kraftlos in sich zusammen. Aus seiner Nase tropfte Blut.
»Oh Gott«, stieß Nedel erleichtert hervor und wollte die Stufen runter zu seinem Partner.
David hielt ihn am Ärmel zurück. »Moment!«
Nedel keuchte. »Was wollen Sie?« In der gleichen Sekunde sprang er erschrocken zur Seite. »Gehören Sie auch zu diesem … diesem …?«
»Nein!«
»Sagen Sie ihm, ich bringe das Geld, ich hab es und …«
»Nein!«, versicherte David, diesmal lauter.
»… er soll meiner Frau …«
»Wo ist Ihre Frau?«
Nedel starrte ihn hasserfüllt an. »Als ob Sie das nicht wüssten!«
»Ihre Frau ist nicht mehr im Ferienhaus am Müggelsee.«
»Was soll das heißen?«
»Ich komme von dort. Dort ist niemand mehr.«
»Aber … aber …«, Nedels Stimme überschlug sich, »… er hat mich doch gerade erst angerufen.«
»Wann?«
»Gerade eben, vor ein paar Minuten, ich … ich …« Nedel japste nach Luft. »Sie ist nicht mehr da, sagen Sie?«
»Mhm.«
Nedels Wut wich der Verwirrung. »Was hatten Sie da zu suchen? Wer sind Sie?«
»Gute Frage«, brummte Risse, der sich die mehrfach gebrochene Nase hielt.
David sagte: »Mit etwas Glück derjenige, der Ihnen hilft.«
Nedel sah ihn zweifelnd an.
»Sagen Sie mir, was Sie gemacht haben!«
»Ja«, knurrte Risse. »Warum ist Marlene tot?«
Es dauerte, bis Nedel antwortete. »Nichts.« Er atmete tief durch. »Nichts hab ich gemacht. Das ist es ja.«
»Trotzdem ist Ihre Schwester tot«, sagte David. »Und jetzt ist Ihre Frau in Gefahr.«
»Ich hab Sie ja gewarnt!«, blökte Risse.
Nedel schüttelte abwehrend den Kopf. »Das alles, das hab ich doch nicht gewollt. Es war ein … Fehler.« Tränen traten in seine Augen. »Wir hätten … wir hätten das Geld niemals nehmen sollen, verstehen Sie?«
Tatsächlich begann David zu verstehen. Nicht alles, aber zum Großteil. »Ihre Schwester …«
»Ja«, fiel ihm Nedel ins Wort, »sie rief mich an, völlig aufgeregt, sie hatte das Geld und …«
»Woher hatte sie das Geld?«
»Sie hatte eine Tasche gefunden, in diesem Club, in dem sie … arbeitete. Es war nur ein Zufall.«
»Weil sie manchmal dort übernachtete!«, warf Risse ein.
»Ja, und dieser Typ …«
»Der Wirtschafter!«, brummte Risse.
»Janowski«, sagte David.
»Ich weiß nicht, wie er heißt. Er hatte da was am Laufen und er hatte nicht mitbekommen, dass Marlene sich in jener Nacht im Haus aufhielt. Er war unvorsichtig, ließ wohl die Ledertasche mit dem Geld herumliegen.«
»Und da dachte Ihre Schwester …«
»Ich weiß nicht, was sie dachte.«
»Und Sie?«, fragte David. »Was dachten Sie? Wollten Sie nicht wissen, woher das Geld stammte?«
»Doch, natürlich, aber …«
David unterbrach ihn. »Ein Mädchen ist entführt worden. Es war das Lösegeld.«
»Ja, ja, so was hab ich mir gedacht, aber … ich dachte …« Nedel ächzte. »Ich weiß nicht, was ich dachte. Es war so viel
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