Drecksspiel: Thriller (German Edition)
es weiterhalf, Kristian Janowski genauer zu checken. Typen wie er, die für Botengänge oder Reinigungsjobs herhalten mussten, waren selten an Dingen von wirklichem Belang beteiligt.
Mit viel Glück würde die Spur von ihm zu irgendwelchen Personen führen, die in Verbindung zu anderen Personen standen, die wiederum Kontakt zu Personen hatten, denen die Wohnung gehörte. Bevor David dieses Beziehungsgeflecht aufgedröselt hätte, würden Wochen vergehen. Bis dahin konnte Milan buchstäblich überall sein.
Er sank auf den Fahrersitz seines Clio und warf die Maglite und die Handschuhe in die Tasche. Sein Brustkorb pochte dort, wo Janowski ihn erwischt hatte. Er tastete die Stelle ab. Zum Glück nur eine Prellung.
Weil es keinen Grund mehr zur Vorsicht gab, startete David den Motor. Die Klimaanlage pumpte kühle Luft ins Wageninnere. Er kramte sein iPhone aus der Tasche. Nachdem er es eingeschaltet hatte, informierte es mit einem Klickton über eine E-Mail, eine SMS und zwei versäumte Anrufe.
Eines der beiden Telefonate hatte er am frühen Mittag verpasst. Gleich danach war die SMS eingetroffen.
habe versucht dich erreichen. würde so gerne deine stimme hören. kisses, jessy.
Ihre E-Mail hatte Jessica drei Stunden später geschickt. Das angehängte Foto zeigte sie keck lächelnd in einem schwarzen Négligé.
wann sehen wir uns wieder? ich sehne mich nach dir. deine jessy.
David hatte sie vor zweieinhalb Wochen bei einem Job in Düsseldorf kennengelernt. Seitdem hatten sie sich zwei Mal zum Essen und zu einer leidenschaftlichen Nacht getroffen.
Sein Finger schwebte kurz über der Tastatur. Dann klickte er die E-Mail weg.
Er wollte gerade das zweite verpasste Telefonat überprüfen, als das Handy summend eine Melodie von Silly anstimmte. Flieg, flieg. Sein Klingelton. Flieg, fahr aus der Haut. Das Display zeigte ein Foto des Anrufers. David war sich nicht sicher, ob er jetzt mit ihm sprechen wollte.
Müdigkeit schwappte über ihn hinweg. Der Schmerz in der Brust schlug bis in seinen Kopf, fast im Takt der Musik. Flieg, flieg, und eh der Morgen graut.
David unterdrückte ein Gähnen. »Richard?«
*
Toni steckte sich während der Fahrt eine Zigarette an.
Sein Kollege rümpfte die Nase. »Muss das sein?«
»Ist dir der Esoterikmief lieber?« Toni stieß den Rauch aus, ließ das Fenster einen Spalt hinunter und schnippte Asche nach draußen.
Theis hüllte sich in Schweigen, während er den Wagen durch das nächtliche Kreuzberg lenkte. Auf halber Höhe der Warschauer Straße hielt er unvermittelt an. Weit und breit war nichts zu sehen von Einsatzfahrzeugen, der Spurensicherung oder der Gerichtsmedizin.
»Hier?«, fragte Toni irritiert.
Theis zeigte auf die Döner-Bude auf der anderen Straßenseite. »Ich dachte, du hast Hunger.«
Toni brummte verstimmt. Der Appetit war ihm inzwischen vergangen. Trotzdem trat er ins Freie, streckte sich und überquerte die Straße.
»Danke, nein, ich möchte nichts«, rief ihm Theis hinterher.
Ohne seinen Kollegen einer Antwort zu würdigen, schnippte Toni die Kippe in den Rinnstein, stapfte in das kleine Lokal und bestellte sich einen Döner mit doppelt Fetakäse. Während die Bedienung mit einer Machete das Lammfleisch vom Grillspieß scherte, sah Toni hinaus zu seinem Kollegen. Wie lange war Theis ihm am Kottbusser Tor schon gefolgt, bevor er ihn angesprochen hatte? Du stinkst wie ein ganzer Esoterikshop! Was genau hatte er mitbekommen?
Toni war sich nicht sicher, ob er die Antwort wissen wollte. Doch als er mit dem Fladenbrot wieder im Auto saß, fragte er: »Wie hast du mich eigentlich gefunden?«
Theis lachte. »Ich weiß doch, wo du so abhängst.«
Toni biss in das Fladenbrot. Die Kräutersoße quoll an beiden Seiten heraus und verteilte sich über seine Wangen.
»Vorher habe ich es bei dir zu Hause versucht«, fügte Theis hinzu.
»Warum hast du nicht angerufen?«, schmatzte Toni.
»Hab ich. Du bist nicht rangegangen.«
Toni runzelte die Stirn. Dann fiel ihm ein, dass er sein Handy stumm geschaltet hatte, als er sich am frühen Abend auf den Weg zu Leyla gemacht hatte. Kein Klingeln, keine Kollegen, keine Verpflichtungen. Eine einfache Gleichung. Eigentlich.
Er zog das Handy aus der Hosentasche. Er hatte vier Anrufe verpasst, zwei von Theis, einen von seiner zweiten Exfrau Elke und einen von Romy, seiner Tochter aus erster Ehe. Er aktivierte den Ton, gerade so laut, dass er ihn nicht überhören würde.
Er packte das Telefon weg und fummelte in der
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