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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ein Fernseher. In der Wand neben dem Ohrensessel klaffte wie ein schwarzes Loch ein Kamin. Das Wohnzimmer im Ferienhaus.
    Vorsichtig schaute sie an sich hinab. Sie saß auf einem der Küchenstühle. Ihre Knöchel waren mit Klebeband an den Stuhlbeinen fixiert, ihre Hände hinter ihr an der Rückenlehne befestigt. Offenbar schon eine ganze Weile, denn Hannah hatte kaum noch ein Gefühl in den Armen und Beinen. Trotzdem zerrte sie mit aller Kraft an den Fesseln. Ohne Erfolg, es musste sich um eines dieser reißfesten Panzertapes handeln.
    Philip? ,wollte sie rufen, doch durch ihre verklebten Lippen drang nur ein Grunzen. Sie öffnete den Mund. Etwas riss an ihren Wangen. Noch mehr Klebeband, mit dem sie geknebelt worden war.
    Verwirrt sog sie Luft durch die Nase. Sie verschluckte sich. Schmerz brannte in ihrer Kehle. Plötzlich glaubte sie wieder Finger zu spüren, die sich um ihren Hals schlangen.
    Das ist kein Traum!
    Ein heftiger Hustenreiz quälte sie, aber als sie ihm nachgab, kam nur ein ersticktes Würgen. Sie bekam keine Luft mehr. Schweiß brach ihr aus. Schleim troff aus ihren Nasenlöchern. Sie zog den Schnodder hoch, schmeckte ihn auf der Zunge, schluckte ihn angewidert hinunter. Erneut loderte ein Feuer in ihrer Kehle. Wieder musste sie husten. Ihr wurde schwindelig.
    Sie kämpfte gegen den Schmerz und die Panik, die sie zu überwältigen drohte. Schnaufend atmete sie durch, schluckte noch einmal. Und noch einmal. Immer wieder, bis sie gleichmäßig durch die Nase Luft holen konnte. Sie blinzelte den Schweiß aus den Augen.
    Eine Gestalt schob sich in ihr Blickfeld.

Fünf
    Die Adresse, die David in Zehlendorf ansteuerte, lag in der Mitte einer langen Reihe stolzer Herrenhäuser. Er parkte unter einer der historischen Vorbildern nachempfundenen Gaslaternen, die der Hagenstraße zusätzlichen Glanz verliehen.
    Die letzten Meter bis zum Grundstück legte er zu Fuß zurück. Noch bevor er das mannshohe Eisentor erreichte, hatte sein Körper den Kaffee, den er unterwegs bei einem McDrive erworben hatte, wieder ausgeschwitzt.
    Mittelpunkt der Eingangspforte war ein pompöser Kreis, aus dem sich ebenso wuchtig die Initiale R hervorschwang. Der Klingelknopf daneben fiel kaum ins Auge. David drückte ihn. Das Tor schwang geräuschlos beiseite. Geschickt platzierte Außenlichter flammten auf und erhellten das Grundstück.
    Allein der Garten hatte ein Vermögen gekostet. Über die gesamte Grundstücksbreite hinweg war der tiefgrüne Rasen auf den Millimeter genau gestutzt, kein Halm zu lang, wahrscheinlich auch keiner zu kurz. Das Laub der umstehenden Pappeln war weggeharkt, die Beete von Unkraut befreit. Flieder, Hortensien, Rosen und Jasmin waren in überwältigender Blütenpracht arrangiert. Ein süßlicher, exotischer Geruch erfüllte die Luft.
    Im Lichtschein erschien eine kleine, grauhaarige Gestalt auf den Eingangsstufen der Villa. Das herrschaftliche Gebäude mit den Rundbogenfenstern bekräftigte, was David auf der Fahrt hierher im Internet recherchiert hatte.
    Theodor Rosenfeldt war einer der beiden geschäftsführenden Köpfe des Architekturbüros Rosenfeldt & Steinmann. Die Firma hatte etliche Großprojekte in Berlin realisiert, aber auch Bauvorhaben in Köln, München, Barcelona und sogar London. Rosenfeldts Gattin Katharina stammte aus reichem Hause. Sie hatte den Textilhandel ihrer Eltern übernommen, war deshalb erst spät in die Politik gegangen, wurde von den Medien aber bereits als zukünftiger Star der Berliner CDU gehandelt, weil sie, anders als die üblichen Parteibonzen, trotz ihrer Herkunft als bürgernah und vertrauenswürdig galt. Gemeinsam mit ihrer Tochter Shirin gaben die beiden eine mustergültige Familie ab. Die fabelhaften Rosenfeldts ,wie eine Zeitung getitelt hatte, fanden sich regelmäßig auch auf den Panoramaseiten der Illustrierten wieder. Er groß gewachsen und braun gebrannt in maßgeschneiderten Anzügen, mit schmaler Professorenbrille und gegeltem Haar, sie in Pumps und eleganten Kleidern, das schulterlange blonde Haar perfekt frisiert. Kein Zweifel, sie sonnten sich im Scheinwerferlicht.
    »Diesmal sind es keine Klienten von dir«, stellte David fest, als er vor Richard stand.
    »Wir sind befreundet.«
    »Du hast nie von ihnen erzählt.«
    »Dazu gab es keinen Grund.« Richard zog die Schultern ein, so dass er noch kleiner wirkte, als er ohnehin schon war.
    Man durfte sich von seiner schmächtigen Erscheinung nicht täuschen lassen. Der Anwalt – von seinen Kontrahenten

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