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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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»Wie ist die Adresse?«
    *
    Toni sah seinen Kollegen an. Man hört so einiges über dich. Was sollte das denn jetzt bedeuten?
    Als wollte Theis noch einen draufsetzen, fragte er: »Brauchst du Hilfe?«
    »Schau nach vorne, während du fährst«, sagte Toni.
    Sein Kollege richtete den Blick wieder auf die Straße. Er setzte den Blinker und überholte einen Bus. Dessen Dröhnen erfüllte das Wageninnere. Dankbar für die so gewonnene Bedenkzeit griff Toni nach der Pall-Mall-Schachtel in seiner Hemdtasche. Er ignorierte Theis’ missbilligenden Blick, zündete sich wieder eine Zigarette an und machte einen tiefen Zug.
    »Also?«, fragte Theis und fuchtelte den Rauch beiseite, »brauchst du?«
    »Was?«
    »Hilfe.«
    »Quatsch«, Toni kickte das Papierknäuel durch den Fußraum, »was soll die Frage?«
    Sein Kollege bremste vor einer Fußgängerampel. Menschen, die aus einem Multiplexkino quollen, überquerten die Straße.
    »Mensch«, sagte Theis, »du weißt doch, dass du auf mich zählen kannst.«
    Toni stieß sein Döner mit einer Knoblauchwolke auf. Die Ampel sprang auf Grün. Schweigend setzten sie die Fahrt fort.
    Es gab eine Zeit, da hätte er Theis tatsächlich als einen Freund bezeichnet. Sie hatten sich abends auf ein Bier getroffen, am Wochenende mit den Frauen zum Grillen, draußen in Finkenwerda, einem kleinen Dorf im Spreewald, wo Theis sich vor Jahren ein Häuschen gekauft hatte. Ein paar Mal waren sie sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren.
    Von einem Tag auf den anderen war damit Schluss gewesen. Klar, natürlich hatte Toni auch vorher schon nichts gegen einen gelegentlichen Joint oder eine Prise Koks gehabt, und die Hand war ihm ebenso regelmäßig ausgerutscht – irgendwie musste der Stress im Job ja raus.
    Doch erst nachdem Elke, seine zweite Frau, einen anderen Typen angeschleppt hatte, war der Rest einfach passiert. Die Scheidung, der Streit ums Sorgerecht, der Unterhalt. Und die Schulden.
    »Weißt du«, sagte Theis.
    Toni saugte an seiner Pall Mall.
    »Irgendwann fliegt dir die Scheiße um die Ohren.«
    Blödsinn , wollte Toni antworten, aber womöglich hätte sein Kollege daraus geschlossen, dass was dran war an den Dingen, die man sich so über Toni erzählte. Also hielt er lieber den Mund. Was seine Lage auch nicht besser machte.
    Okay, die Sache mit Leyla und dem Baby war dumm gelaufen, aber dafür ließ sich eine Lösung finden. Dossantos, der Portugiese, war allerdings ein ganz anderes Kaliber. Und je länger Toni darüber nachdachte, umso klarer wurde ihm, dass er vorhin verdammt großen Mist gebaut hatte.
    Grimmig warf er seine Kippe durch den Fensterspalt nach draußen.
    Dossantos war niemand, vor dem man einfach so davonlaufen konnte. Verfickte Scheiße!
    Er hätte sich einfach nie auf einen Deal mit dem Portugiesen einlassen dürfen, egal, wie verlockend der Tipp gewesen war. Dritte Liga. Ein Spiel, das niemand auf dem Radar hat. Alles auf Auswärtssieg. Hundertpro ,hatte man ihm zugeflüstert, das ist hundertpro! Aber der Tipp hatte sich als faules Ei erwiesen. Und seine Schulden waren explodiert.
    Toni wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Wagen abrupt stoppte. Sie parkten vor einer Absperrung, hinter der drei Streifenwagen und der Transporter der Spurensicherung standen. Einem weiteren Zivilfahrzeug entstieg gerade der Gerichtsmediziner. Dr. Wittpfuhl schlug die Wagentür zu und steuerte auf das Gebäude zu, über dessen Eingang rotes Neonlicht blinkte … Club Amour … Club Amour …
    Toni schluckte.
    *
    Hannah erwachte aus einem schlechten Traum.
    Sie öffnete die vom Schlaf verkrusteten Augen. Eine unüberwindliche graue Wand türmte sich vor ihr auf. Wo war sie?
    Ihr Kopf schmerzte, der Nacken war steif wie ein Brett, die Arme und Beine fühlten sich so taub an, als hätte ihr Körper über Stunden verkrümmt auf der Couch gelegen. Ihr Mund war ausgetrocknet. Ihre Lippen klebten aufeinander. Sie bekam kaum Luft.
    Was für ein schrecklicher Traum!
    Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und Hannah erkannte, dass sie auf einem Stuhl saß. Ihr Kopf lag im Nacken. Sie starrte an eine Zimmerdecke.
    Sie versuchte den Kopf aufzurichten. Etwas knackte, als würde ein Halswirbel brechen, und die Schmerzen hinter ihrer Stirn nahmen zu.
    Langsam hob sie ihren Kopf. Durch ein Fenster sickerte Mondlicht. Im Halbdunkel erkannte Hannah die Silhouetten einer Couch und eines Tischs, darauf ein Kerzenständer und zwei Weingläser. Schräg gegenüber ein Sideboard und

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