Drecksspiel: Thriller (German Edition)
hat mich gesehen.«
Es läutete erneut.
»Scheiße!«, fluchte Philip.
Arthur ging zur Gegensprechanlage. »Hallo?« Er lauschte, dann sah er Philip an. »Es ist die Polizei.«
Philips Herzschlag beschleunigte sich.
Arthur lächelte. »Vielleicht haben sie meinen Wagen gefunden.«
»Ganz sicher nicht.«
»Woher willst du das wissen?«
»Dann würden sie sich bei dir zu Hause melden, meinst du nicht auch?«
Arthur kratzte sich nachdenklich das wunde Kinn.
Abermals schrillte die Türklingel. Diesmal länger.
»Mach auf«, sagte Philip. »Und wenn sie nach mir fragen: Ich bin nicht da.«
»Was soll ich denn sagen?«
»Lass dir was einfallen.« Philip eilte in das benachbarte Zimmer. »Aber sag ihnen nicht, dass ich hier bin.« Er schlug die Tür zu. »Auf keinen Fall!«
*
David gefiel die Wendung nicht, die das Gespräch nahm.
»Schon klar«, sagte Steinmann, griff nach der Gabel und pickte ein Salatblatt vom Teller, »dass Theodor auch seine Scheidung nicht erwähnt hat. Immer den schönen Schein wahren.« Er schüttelte nachsichtig lächelnd den Kopf. »Außerdem ist es einfacher, mir für alles die Schuld zu geben. Ich wundere mich, dass er mich nicht auch noch für die Sache mit seiner Tochter verantwortlich macht.«
David war irritiert. »Sie wissen davon?«
»Das war die letzten Monate kaum noch zu überhören.«
»Die letzten Monate?«
»Aber ja doch, Shirin ist nun mal in einem kritischen Alter. Wie alt ist sie noch? Fünfzehn? Sechzehn?«
David wollte gerade nachhaken, als sein iPhone klickte. Eine SMS. Er beachtete sie nicht.
Steinmann führte das Salatblatt zum Mund, zerkaute es, schluckte, legte die Gabel beiseite. »In diesem Alter werden die Mädels nun mal flügge, bleiben abends länger mit ihren Freundinnen weg, verabreden sich mit Jungs heimlich in der Disko, trinken Alkohol, rauchen, nehmen womöglich Drogen, hin und wieder einen Joint, ganz normal in dem Alter, nicht? Aber nicht bei ihren Eltern, die Wert auf Zucht und Ordnung legen – und obendrein einen Ruf zu verlieren haben. Tu nicht dies, Shirin! Tu nicht das! Was sollen die Leute denken? «
»Matthias!«, flötete die Blondine.
»Was?«
»Wir wollen doch noch zum Konzert.«
»Das Essen kommt sicher gleich.« Steinmann streichelte ihr die Hand, während er zu David sagte: »Wie auch immer, in Theodors Ehe kriselte es. Und daran war nicht zuletzt Shirin schuld. Sie war schon immer nicht einfach zu handeln. Der Tod ihrer Mutter, da war sie vier oder fünf, hat sie sehr mitgenommen. Sie hat ihrem Vater allerhand Probleme bereitet. Und alles wurde noch schlimmer, als er Katharina kennenlernte.«
Jetzt verstand David gar nichts mehr. »Shirins Mutter ist
tot?«
»Ja, sie ist vor zwölf Jahren an Krebs gestorben, wussten Sie das nicht? Katharina ist nicht Shirins leibliche Mutter.«
»Und jetzt will sie sich von ihrem Ehemann trennen?«
»Theodor deutete so etwas an.«
David hatte genug gehört. Er verabschiedete sich und verließ das Restaurant.
Ein Blitz erhellte den düsteren Himmel. Regentropfen klatschten auf den Bürgersteig. David hatte den dringenden Wunsch, mit Richard zu reden.
Auf seinem Handy blinkte das Symbol einer ungelesenen SMS. ich dachte, du wolltest dich melden? j.
Ein Flattern unter einem der beiden Scheibenwischer lenkte Davids Aufmerksamkeit auf den Clio. Es war kein Knöllchen, auch kein Werbeflyer. Davids Blick hetzte über die Straße, auf der Suche nach … wonach ?
Er schaute wieder auf den Zettel. Immer mehr Regentropfen ließen die Schrift verschwimmen, doch noch waren die hastig hingekritzelten Worte deutlich zu lesen. David spürte eine eisige Klinge in seinen Eingeweiden.
Sei vorsichtig, Markus. Ich fürchte, Horst war erst der Anfang.
*
Toni war sauer. »Warum dauert das so lange?«
»Entschuldigen Sie, es war nur …« Verlegen fingerte der junge Mann an seinem Handy herum. »Wer sind Sie, sagten Sie?«
»Kriminalhauptkommissar Risse.« Toni fischte den Dienstausweis aus seinem durchnässten Hemd.
Er hatte die Strecke von seinem Wagen, den er in Ermangelung freier Parkplätze auf einer Baustellenbrache an der Rosenthaler Straße abgestellt hatte, bis zum Hackeschen Markt gerade noch unbeschadet zurückgelegt. Dann jedoch hatte der Regen wie ein Wasserfall eingesetzt – und dieser Schwachkopf, der mit seinem Oberlippenbärtchen, der verwaschenen Röhrenjeans und den schnürsenkellosen Stoffschuhen ausschaute wie alle gelackten Schnösel aus Mitte, hatte ihn eine halbe
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