Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Kamingitters.
Hannah holte Luft, dann tat sie einen Satz. Das Holz auf ihrem Rücken knackte, als es auf den geschmiedeten Widerstand traf, aber es zerbrach nicht.
Stattdessen wirbelte es Hannahs Leib herum. Sie torkelte, fiel aber nicht hin. Die mit dem Kamingitter verkanteten Stuhlbeine hielten sie aufrecht.
Versuch es noch einmal!
Keuchend ballte Hannah die Hände zu Fäusten und spannte ihre Muskeln an. Mit allerletzter Kraft sprang sie nach vorne. Ein Ruck ging durch ihren ganzen Körper. Die Schmerzen setzten ihren Körper in Brand, als der Stuhl erneut auf den Widerstrand traf – doch dann brach das Holz entzwei.
Hannah stolperte nach vorne. Noch ehe sie ihre Arme schützend hochbekam, landete sie bäuchlings auf den Fliesen und schlug sich das Kinn blutig.
Steh auf! Beeil dich!
Sie war am Ende ihrer Kräfte.
Ein Blitz erhellte das Zimmer. Millies Heulen verstummte. Der Boden erbebte unter einem Donnerschlag. Das Dröhnen verklang. Kurz bevor das Weinen ihrer Tochter wieder einsetzte, hörte Hannah einen PKW-Motor.
Zweiundzwanzig
Arthur war kaum fähig zu einem klaren Gedanken. »Was soll das heißen? Seine Schwester ist tot? Ermordet?«
Der Kriminalhauptkommissar, dessen Name Risse oder so ähnlich lautete, drehte sich auf dem Absatz seiner nassen Schuhe um. »Ich dachte, Sie sind alleine?«
»Ja, bin ich auch, aber …«
»Klingt nicht danach.« Risse tat einen Schritt auf das benachbarte Zimmer zu. Von seiner Zigarette flatterte Asche zu Boden.
Arthurs Finger umkrampften das Handy.
Der Kommissar griff nach der Türklinke. »Ich nehme an, das ist Ihr Büro?«
»Ja, aber …« Arthur stockte. Sag Ihnen nicht, dass ich hier bin! »Aber Sie können da nicht einfach reingehen.«
»Ach, nicht?«
Auf keinen Fall! »Brauchen Sie dafür nicht einen Durchsuchungsbeschluss?«
Risse hustete. Vielleicht war es auch ein Lachen. »Ich wüsste nicht, wieso. Es sei denn, Sie haben etwas …«, er bedachte Arthur mit einem lauernden Blick, als wollte er hinzufügen: oder jemanden, »… zu verbergen.«
»Nein, wieso sollte ich?« Arthurs Herz wummerte hinauf bis hinter die Schläfen, so laut, dass auch der Polizist es hören musste. »Aber wenn Sie jetzt keine weiteren Fragen mehr haben, möchte ich …«
»Ich möchte auch so einiges«, brummte Risse und öffnete die Tür. »Ehrliche Antworten zum Beispiel.«
»Aber ich …« Arthurs Stimme erlahmte.
Der Kommissar betrat das Zimmer.
Draußen blitzte und donnerte es. Regen klatschte gegen die Fensterscheiben.
»Kannten Sie sie?«, mischte sich Risses Stimme unter den Lärm.
Arthur brauchte einen Augenblick, bis er begriff, dass er es war, mit dem der Beamte sprach.
Er atmete durch und folgte ihm in das Büro.
Arthur sah den Tresor, dessen Tür verschlossen war. Seinen Schreibtisch und den von Philip, beladen mit Akten. Zwei der Ordner waren zu Boden gefallen, ihr Inhalt, Fotos, Skribbles und andere Graphiken, vor dem Aktenschrank verstreut. Dessen massive Türen waren zu. Von Philip fehlte jede Spur.
»Was jetzt?«, fragte der Polizist. »Kannten Sie sie oder nicht?«
»Wen?«
Risse brummte genervt. »Marlene. Herr Nedels Schwester.«
»Nicht so gut. Sie hatten kaum Kontakt.«
»Wie mir scheint, in letzter Zeit wieder häufiger.«
»Ja, ich glaube schon.«
»Und jetzt ist sie tot. Ermordet.«
Arthurs Nackenhaare richteten sich auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Nichts. Nur eine Feststellung.« Der Kommissar hob die Schultern. »Haben Sie eine Ahnung, wer ein Motiv hätte, sie umzubringen?«
Arthur schüttelte den Kopf. Viel zu heftig, befürchtete er. »Ich sagte doch, ich kannte sie kaum.«
»Nein, das sagten Sie nicht.« Der Polizist klang gereizt. »Und überhaupt, was soll das heißen – kaum ?«
»Philip hat von ihr erzählt.«
»Was genau?«
»Na, eben dass sie wieder Kontakt zueinander haben.«
»Sonst nichts?«
»Nein«, sagte Arthur schärfer als beabsichtigt. »Was hätte er mir denn erzählen sollen?«
»Vielleicht sollten wir ihn das einfach fragen.«
»Wie meinen Sie das?«
Der Kommissar trat auf ihn zu. Seine feuchten Schuhe quietschten auf den Fliesen. »Rufen wir ihn an.«
»Jetzt?«
Der Polizist nickte.
»Äh, also«, Arthur brach der Schweiß aus, »ich weiß nicht …«
Der Beamte rückte ihm noch dichter auf den Pelz. Seinen feuchten Klamotten entwich ein penetranter Gestank. »Rufen Sie ihn an!«
Langsam, mit zitternden Fingern, tippte Arthur die Nummer seines Partners. Nach einem
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