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Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Drecksspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Drecksspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Freizeichen ertönte Philips Mailbox.
    Erleichtert legte Arthur auf. »Er geht nicht ran.«
    Der Kommissar brummte, als habe er nichts anderes erwartet.
    *
    Zum achten, neunten, vielleicht sogar zehnten Mal tippte David die Wahlwiederholung.
    Immer wieder sprang nur Richards Mailbox an. Seine automatische Ansage war im Regen, der auf das Autodach prasselte, kaum zu verstehen. »Ich bin nicht erreichbar. Hinterlassen Sie …«
    David kappte die Verbindung. Er bog auf den Parkplatz vor dem Vivantes-Klinikum ein und wählte eine Lücke unweit des Haupteingangs. Schlohweißer Tag ,klang Silly aus den Autolautsprechern, du bist so jung ergraut.
    Normalerweise kühlte der vertraute Gesang Davids aufgewühlten Verstand herunter. Schlohweißer Tag, ich fühl mich hohl in meiner Haut. Doch an diesem Abend wollte sich der Knoten in seinem Magen einfach nicht lösen.
    Er schaute die Straße rauf und runter.
    Im Regen reichte die Sicht nur wenige Meter. Blitze flammten am rabenschwarzen Himmel auf, gefolgt von markerschütternden Donnerschlägen. Ein Mann kam fluchend aus der Klinik gerannt, weil er sein Cabrio mit offenem Verdeck auf dem Parkplatz abgestellt hatte. Ansonsten konnte David nichts Ungewöhnliches entdecken.
    Er lief hinüber ins Krankenhaus. Der Pförtner am Empfang war gerade mit einer klemmenden Schublade beschäftigt. Aber selbst wenn er in dieser Sekunde einen Blick in den Durchgang geworfen hätte, wäre ihm David inmitten der hinein- und hinauseilenden Leute kaum aufgefallen.
    Errege keine Aufmerksamkeit.
    Im Treppenhaus versuchte er es noch einmal bei Richard. Wiederum ohne Erfolg.
    »Ruf mich an!«, sprach er auf die Mailbox.
    Er schaltete sein Handy aus, als vor ihm die Schleuse zur Intensivstation auftauchte. Würde man ihm so, wie er aussah, überhaupt Zutritt gewähren? An ihm klebte der Schweiß der letzten Stunden. Auf seinen Wangen juckten die Bartstoppeln. Er fühlte sich nicht nur schmutzig, er war es.
    Doch als die Krankenschwester ihn erkannte, öffnete sie ihm ohne Protest. Er absolvierte die vorgeschriebene Hygiene-Prozedur.
    Kurz bevor die Schleusentür sich hinter ihm schloss, drehte er sich zu der Pflegerin um. »Ist Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen?«
    »Wie bitte?«
    »Leute, die hier nicht hingehören, zum Beispiel?«
    Falls sie seine Frage verwunderte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Also, grundsätzlich kommt keiner auf die Intensivstation, der hier nicht hingehört. Dafür sorgen wir.«
    »Und es ist auch nichts Ungewöhnliches vorgefallen?«
    »Was sollte passiert sein?« Wie auf Kommando knipste sie ein freundliches Lächeln an, was wohl ebenso wie das routinierte Trösten oder Trauerbekundungen zur Schwesternausbildung gehörte. »Ihr Sohn hatte keinen Rückfall, falls es das ist, was Sie meinen. Es geht ihm gut. Er ist bei uns in den besten Händen, das wissen Sie doch, oder?«
    »Mhm.«
    »Aber Sie sollten ihn jetzt nicht mehr allzu lange stören. Er braucht seinen Schlaf.«
    Ihr Blick folgte ihm, während er dem Zimmer 343 entgegenlief.
    Diesmal zögerte er nicht, sondern öffnete sofort die Tür. Von den winzigen Lichtern der Apparate abgesehen, lag der Raum im Dunkeln. Draußen klopfte der Regen gegen das Fenster.
    Leise schloss David die Tür. Erst jetzt bemerkte er die Gestalt neben dem Bett. Sie beugte sich über Jan.
    *
    Toni warf noch einen Blick auf die weißen Schreibtische, die mit mehr Heftern, Akten und Zetteln beladen waren als die vier aufgeräumten Arbeitsplätze in dem Großraumbüro.
    Keine Ahnung, was er noch zu entdecken hoffte. Er wusste ja nicht einmal, wonach er Ausschau halten sollte. Nach der Wahrheit?
    Verfickte Scheiße!
    Dieser Schnösel tischte ihm eine Lüge nach der anderen auf.
    Kuhn hatte den Raum verlassen. Er stand an der Küchenzeile und schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, während er trank.
    Toni fragte: »Wie, sagten Sie, ist das mit Ihrem Kinn passiert?«
    »Ich habe mich gestoßen.«
    »Oder Sie wurden gestoßen …«
    Kuhn stellte das Glas knallend beiseite. »Das ist Blödsinn!«
    »Und wo soll angeblich Ihr Partner sein?«
    »Hören Sie mir nicht zu? Im Urlaub!«
    »Ja, aber wo genau?«
    »Auf … Fuerteventura.«
    »Verscheißern kann ich mich selbst!« Mit einem Satz stand Toni vor ihm.
    Kuhn wich erschrocken zurück, so dass er mit der Schulter gegen den Kühlschrank krachte.
    Toni rückte dichter an ihn heran, Nase an Nase, roch Schweiß, Zigaretten, Diskonebel. Und Angst.

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