Drecksspiel: Thriller (German Edition)
Frau tot.«
»Herrgott, warum hat er nicht das Lösegeld bezahlt?«
David schwieg.
Rosenfeldts entsetztes Gesicht verlor den letzten Rest Farbe. »Oh mein Gott, er hat das Lösegeld bezahlt?«
David ersparte ihm die Antwort. »Herr Rosenfeldt, es ist wichtig, dass ich sobald wie möglich mit Matthias Steinmann sprechen kann. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?«
*
Toni zog ruhelos an seiner Zigarette. Diesmal blieb ihm wenigstens das Gefiedel erspart.
Angetrieben von großen grauen Wolken, die in rasender Geschwindigkeit den Himmel schwärzten, verfielen auch die Passanten vor ihm auf der Straße in Hektik.
Verfickte Scheiße!
Wann zum Teufel schickte Blundermann endlich das Foto?
Toni wollte ihn bereits anrufen und zusammenstauchen, als sein Handy sich mit einem Signalton meldete. Eine MMS traf ein. Toni klickte das angehängte Foto an.
Aus seiner Ahnung wurde Gewissheit.
Der Mann auf dem Bild aus Leylas Wohnung war ihr Bruder. Philip Nedel.
Tonis Telefon klingelte.
Blundermann fragte: »Ist das Foto angekommen?«
»Wieso haben die Eltern erklärt, es gäbe keinen Kontakt mehr?«
»Was fragst du mich das?« Blundermann schnaubte. »Wieso interessierst du dich überhaupt für diesen Nedel? Hast du irgendwas herausgefunden?«
Dossantos’ Worte gingen Toni durch den Kopf. Was hat deine Leyla getrieben, wenn sie nicht mit dir zusammen war?
Wenn der Portugiese recht hatte, und Toni wollte es glauben, dann war es möglich, dass Leyla und ihr Bruder …
»Scheiße!«, brummte Toni.
»Was?«
Toni zog an der Marlboro und dachte nach.
Was hatte Leyla gestern Abend zu ihm gesagt, während ihres Streits, kurz bevor er aus dem Puffgetürmt war?
Toni, hör mir zu, mein Bruder hat …
Dann hatte er sie unterbrochen. Weil ihn nicht interessiert hatte, was sie ihm erzählen wollte. So wie immer.
Jetzt fragte er sich: Was hatte ihr Bruder? Ihr Bruder, zu dem sie angeblich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte.
Toni warf die Kippe aus dem Fenster und startete den Motor. Er wartete, bis ein knatschgelber Reisebus voller Japaner an ihm vorbeigerollt war, dann legte er den Gang ein.
Die Sache mit Tatjana Leroux hatte sich wohl erübrigt. Wichtig war Leylas Bruder.
Toni fädelte den Polo in den hektischen Verkehr. »Ich rede mit Philip Nedel.«
»Und die Obduktion?«, fragte sein Kollege.
»Du fährst hin.«
»Wie kommst du ohne Auto weg?«
»Lass das meine Sorge sein.«
Blundermann setzte zum Protest an.
Toni ließ ihn nicht ausreden. »Wo finde ich diesen Philip Nedel?«
*
Hannah ließ ihre Tochter auf der Couch nicht aus den Augen. Millie reckte ihre winzigen Arme und Beine und zog sie glucksend wieder an sich, bevor sie das Spiel aufs Neue begann, in einem Rhythmus, den nur sie kannte. Einem heiteren, unbeschwerten Babyrhythmus, der einen daran glauben ließ, dass die Welt in Ordnung war.
Aber das war sie nicht.
Ich habe das alles nicht gewollt! ,hallte Philips Stimme in Hannah nach.
Was hatte ihr Mann getan?
Wir haben einen neuen Auftrag ,hatte er gestern Abend während der Herfahrt gesagt, einen richtig guten sogar.
Hatten ihre Qualen damit zu tun? Mit diesem Auftrag? Worauf hatte er sich eingelassen? Warum ließ er zu, dass Millie und ihr so etwas angetan wurde?
Ich hol euch da raus, ich verspreche , alles wird wieder gut.
Aber das hatte er bereits einmal versprochen – und kurz darauf waren Hannah und Millie in diesen Alptraum geraten. Aus dem es kein Entrinnen gab. Niemals! Das begriff Hannah in dieser Sekunde. Denn sie hatten ihren Zweck erfüllt. Dieser kranke Irre brauchte sie nicht mehr.
Keine Sorge, hatte er mit einem hämischen Lächeln erklärt, ich bin gleich zurück. Er würde wiederkehren und sein grausames Werk vollenden, egal, was Philip getan hatte, egal, was er versprach.
Draußen zuckte ein Blitz wie ein böses Menetekel. Dichte Wolken quollen am Himmel auf, brauten sich zu einem Unwetter zusammen, einem Sturm, wie er auch in Hannah wütete.
Zornig riss sie ihre Hände auseinander. Das Klebeband spannte sich, gab aber nicht nach. Nicht einen Millimeter. Stattdessen gab die alte Holzlehne, die sich in Hannahs Rücken bohrte, ein lautes Knirschen von sich.
Ihre Augen hetzten durch den Raum, über den Tisch, das Sofa, den Ohrensessel, aber sie fand nichts, was ihr dabei behilflich sein konnte, sich von den Fesseln zu befreien. Neben dem Kamin hing ein Schürhaken, doch selbst wenn sie es bis dorthin geschafft hätte, sie würde das scharfkantige Werkzeug nicht
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