Drecksspiel: Thriller (German Edition)
und blutigem Kinn an. Waren da noch ein paar Reste Erbrochenes?
Verfickte Scheiße!
So konnte er nicht draußen rumlaufen. Er brauchte eine Dusche, was Neues zum Anziehen, musste was gegen die Schmerzen unternehmen.
Vor allem aber musste er sich beeilen.
An der Warschauer Straße wechselte er in die U-Bahn. Er fühlte sich hundeelend und war froh, als er endlich das Tempelhofer Ufer erreichte. Er entriegelte die Haustür, horchte ins Treppenhaus. Leise schleppte er sich die Stufen hinauf in die erste Etage.
Aus der Wohnung der alten Bodenbender dröhnte der Fernseher.
Toni schlüpfte in seine Wohnung. Im Badezimmer steckte er den Kopf unter kaltes Wasser. Dreck und Blut verschwanden gurgelnd im Abfluss. Blieben nur noch die Schmerzen. Die Erschöpfung. Und die Verzweiflung.
Koks war in solchen Momenten ganz gewiss nicht die erste Wahl, aber in seiner gegenwärtigen Verfassung hätte er alles geschluckt, nur um nicht zusammenzubrechen.
Er klaubte einen der Geldscheine vom Boden, quälte sich ins Schlafzimmer und kramte das Kokstütchen aus der Schublade. Während er zwei Bahnen auf die Kommode streute, versuchte er Rotz und Blut aus seiner Nase zu schneuzen. Es brannte abscheulich und trieb ihm die Tränen in die Augen, aber er bekam die Nase nicht frei. Fluchend warf er den Geldschein zurück auf den Boden, zwirbelte stattdessen Tabak aus einer der zermatschten Zigaretten und füllte die halbleere Hülse mit dem weißen Pulver.
Es klingelte an der Tür.
Toni ignorierte es und wollte sich die Kokarette anstecken.
»Mach auf!« Eine Hand schlug gegen die Tür. »Wir sind da!«
*
David bestellte eine neue Cola.
Unterdessen ging Richard nach draußen, um in Ruhe zu telefonieren. Nach fünf Minuten setzte er sich wieder an den Tisch. Er nickte. Mach dir keine Sorgen, alles geregelt.
Nur eine beiläufige, aufmunternde Geste, die David dennoch erzürnte. Nichts war geregelt.
All that I needed , lärmten Linkin Park durch die Kneipe, was the one thing I couldn’t find.
Als wüsste er um sein Befinden, pickte Richard schweigend eine Tomate aus dem Salat. Bedächtig kauend wartete er darauf, dass Davids Zorn verrauchte. Er nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. Angewidert schob er die Tasse mit dem kalten Getränk beiseite. »Was wirst du jetzt tun?«
»Ich werde herausfinden, wie ernst ich diese«, David klopfte auf den Zettel in seiner Hosentasche, »Warnung nehmen muss.«
»Ja, natürlich, aber was ist mit Shirin Rosenfeldt?«
»Vielleicht redest du besser mit ihrem Vater.«
Richard runzelte die Stirn.
»Er hat sich verspekuliert. Er ist pleite. Seine Firma steht vor der Insolvenz. Außerdem will seine Frau sich von ihm scheiden lassen.«
Richard seufzte. »Ja, es gibt einige Probleme zwischen den beiden.«
»Gibt es auch einen Ehevertrag zwischen ihnen?«
»Und wenn schon!«
»Lass mich raten: Du hast diesen Vertrag aufgesetzt. Dein Freund Theodor geht leer aus.« David holte Luft. »Und warum erfahre ich das alles erst jetzt?«
»Nein, nein«, protestierte Richard, »was immer du dir da zusammenreimst …«
»Wenn es stimmt und er pleite ist, wer hat dann das Lösegeld bereitgestellt?«
»Seine Frau Katharina.« Richard schüttelte entrüstet den Kopf. »Aber Shirin ist seine Tochter, er würde niemals …«
»Du als Anwalt weißt nur zu gut, wie Menschen ticken, wenn sie verzweifelt sind. Und im Grunde ist es ein einfacher Plan, um sich eine Scheidung zu vergolden.«
»Hörst du mir nicht zu? So etwas würde er niemals tun!«
Er selbst muss es auch nicht tun. David schwieg.
Richards Miene verdüsterte sich. »Was hast du noch herausgefunden?«
David schilderte in wenigen Worten, was er in den zurückliegenden vierundzwanzig Stunden erfahren hatte. Er berichtete von Rosenfeldt und seinem Partner Steinmann, dessen gescheiterten Rotlichtplänen mit dem Portugiesen. Er erzählte von Janowski, der ebenfalls im Rotlichtmilieu unterwegs war und der sich mit falschem Namen an Shirin und ihre Freundin Maria herangeschmissen hatte – und mit dem David ausgerechnet in Milans Unterschlupf aneinandergeraten war.
»Milan?« Richards Gesicht wurde kalkweiß. »Warum Milan?«
»Vielleicht weil dein Freund Theodor für seinen kleinen Entführungsplan den Kontakt seines Partners zu Dossantos genutzt hat. Weil dabei etwas schiefgelaufen ist. Und der Portugiese Milan zu Hilfe gezogen hat.«
»Und deshalb, glaubst du, sollst du jetzt seine Tochter retten.«
»Es würde erklären, weshalb
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