Drei Engel für Armand
silbernes Haar aus ihrem Lappen. Zu allem Überfluss hatte Brahkop der Troll ein Problem mit den Haaren. Jeden Abend wischte und schrubbte sie den Fußboden von Stacias Zimmer, und jeden Morgen lagen genug Trollhaare auf Bett und Boden herum, um einen kleinen Teppich daraus zu knüpfen.
Ihr Kreuz schmerzte, als sie fester scheuerte, um die letzten Spuren von Erbrochenem zu beseitigen, und dann den Boden trocken polierte.
Auf Wiedersehen! Sie wusste nicht, ob die Fische sie hören konnte, aber nach so langer Zeit ohne eigene Stimme wäre sie sogar froh gewesen, mit ihrem Wischlappen zu reden.
Sie ging über den Flur in den großen Gemeinschaftsraum. Wie immer wurden ihre Blicke zum anderen Ende hingezogen, wo Schnees Sarg auf einem glänzenden Tisch lag, der aus Stein zu sein schien. Er war tiefbraun, gemasert wie Holz, aber hart wie Fels. Im Kamin gegenüber war noch Glut; wenn das Feuer brannte, wurden die Flammen von dem verspiegelten Sarg zurückgeworfen und funkelten auf den Wänden.
Danielle kämpfte darum, stehen zu bleiben, ihren Muskeln den Dienst zu versagen. Von all ihren Pflichten war dies die grausamste. Mit Freuden hätte sie tausend Böden gewischt und eine ganze Höhle voll Trollhaaren gefegt, wenn sie dafür diesem Raum hätte entgehen können.
Ihre Anstrengungen waren vergeblich. Sie nahm sich einen sauberen Lappen, ging zu Schnees Sarg hinüber und fing an, ihre Freundin abzustauben.
Schnee sah genauso aus, wie sie es in der Höhle getan hatte. Sie atmete nie, dennoch fühlte sich ihre Haut weiterhin warm an. Die Schnitte an ihrer Hand waren noch so frisch, dass sie Bluttupfer auf Danielles Lappen hinterließen.
Eine gelbe Spinne hatte begonnen, ein Netz zwischen Schnees linkem Ohr und dem Rand des Sargs zu spinnen.
Eine plötzliche Wut überkam Danielle, als sie das Netz zerriss. Sie versuchte die Spinne zu zerquetschen, aber das Tier vergrub sich in Schnees Haaren und verschwand.
Danielle starrte auf das Messer an Schnees Gürtel, während sie das Heft von Staub befreite. Wenn sie sich doch nur gerade so lange von dem Zauberbann befreien könnte, um dieses Messer an sich zu nehmen und …
Und was? Sie konnte sich ihren Weg aus dem Land der Herzogin nicht erkämpfen, noch konnte sie Stacia bezwingen. Wenn sie auch nur die geringste Macht über ihr eigenes Schicksal hätte, wäre sie nicht hier und würde Staub von Schnees Gesicht wischen.
Danielles Hilflosigkeit verhöhnte sie. Genau wie in Charlottes Zimmer, wo Danielles Schwert über dem Bett hing. Jeden Tag rieb Danielle die verzauberte Klinge ab und wollte nichts mehr, als sie herunterzureißen und zu kämpfen. Jeden Tag blieb es ihr versagt.
Sie fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn, als sie mit dem Sarg fertig war, und widmete sich dann dem Rest des Zimmers. In seiner Mitte standen noch einige andere Tische, alle aus demselben Stein gehauen wie der von Schnee.
Sie hatte zwei der drei Tische abgewischt, als Charlotte ins Zimmer gehastet kam. Charlotte hatte sich größtenteils erholt von dem Kampf in der Höhle, nur ihre Nase war in der Nähe des Rückens noch leicht geschwollen. »Stacia besteht darauf, dass du augenblicklich wieder in ihr Zimmer gehst! Sie sagt, es stinkt nach Kotze.« Sie grinste; offensichtlich erfreute sie sich am Missgeschick ihrer Schwester.
»Selbstverständlich, Herrin!«, antwortete Danielle, und noch während sie sich für diese Worte verachtete, bescherte ihr der bloße Akt des Sprechens ein enormes Gefühl der Erleichterung. So selten hörte sie ihre eigene Stimme, dass sie sich bisweilen zu fragen begann, ob sie überhaupt wirklich existierte. Bei ihrer Stiefmutter hatte immerhin ihr Körper ihr selbst gehört.
Charlotte ließ sich in einen der mächtigen gepolsterten Stühle vor dem Kamin plumpsen. Sie klatschte in die Hände, und ein Dunkeling sprang aus dem Schatten. War er etwa die ganze Zeit über da gewesen? Nicht einmal der Fluch konnte verhindern, dass Danielle vor Abscheu erschauderte.
»Bring mir Wein zu trinken!«, wies Charlotte ihn an. »Gekühlt. Irgendwas, was nicht nach Fischpisse schmeckt!«
Der Dunkeling sprang auf den Tisch und huschte auf Danielle zu. Es war derselbe Dunkeling, gegen den sie zuvor gekämpft hatte. Er bewegte sich wie ein Tier und nahm beim Laufen seinen einen verbliebenen Arm zu Hilfe. Er zischte, und einen Moment lang dachte Danielle, er wollte sie angreifen. Es war nicht das erste Mal, dass er sie verspottete. Er könnte diese schwarzen Finger um ihren
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