Drei Engel für Armand
Hals legen, und Danielle würde einfach nur dastehen, während er sie erwürgte. Wie oft war sie wach geworden und hatte feststellen müssen, dass er auf sie herabstarrte, als ob er sich nichts sehnlicher wünschte, als ihr Fleisch zu Staub verdorren zu lassen? Doch irgendwie hielten entweder die Herzogin oder ihre Stiefschwestern die Dunkelinge unter Kontrolle.
»Geh jetzt!«, herrschte Charlotte ihn an.
Der Dunkeling neigte den Kopf. Selbst von Nahem konnte Danielle nur die leiseste Andeutung eines Munds oder einer Nase ausmachen. Und dann machte er sich davon.
»Weißt du, wo meine Schwester jetzt ist?«, fragte Charlotte.
Danielle wartete, um zu sehen, ob der Fluch sie zu einer Antwort zwingen würde. Dies musste das erste Mal seit Wochen sein, dass jemand ihr eine echte Frage stellte.
»Nun?«
»Ich bin nicht sicher«, sagte Danielle. Sie sprach bedächtig, dehnte die Wörter und genoss die kurze Kontrolle über ihren eigenen Mund.
»Nachdem sie mich geschickt hat, um dich zu suchen, ist sie … sind sie losgelatscht, um die Herzogin zu treffen.«
Danielle versuchte zu antworten, konnte aber nicht. Anscheinend musste Charlotte eine direkte Frage stellen.
»Sie sind im Turm und arbeiten daran, einen Weg zu finden, wie sie das Wachstum deines Kindes beschleunigen können.« Charlotte erhob sich, stampfte mit dem Fuß auf und marschierte auf Danielle zu. »Aber war ich ihnen eine Einladung mitzukommen wert?«
Das war eine Frage. Danielle versuchte ihre Ängste beiseitezuschieben, als sie nach den passenden Worten für eine Antwort suchte.
»Es tut mir leid, Charlotte. Du hast es nicht verdient, so behandelt zu werden.« Was Charlotte tatsächlich verdient hatte, behielt Danielle für sich.
Charlotte schlenderte zu Schnees Sarg hinüber. »Es war geplant, dass wir unsere Mutter herbeibeschwören, nicht ihre!« Sie stieß Schnees Wange an und zog schaudernd die Hand zurück. »Ich kann gut verstehen, warum deine Freundin die alte Vettel umgebracht hat.«
Ausnahmsweise war Danielle froh, dass der Zauberbann sie daran hinderte, ihre Meinung zu äußern. Schnees Mutter war eine egoistische, kontrollsüchtige, grausame Frau gewesen. Es war nicht schwer zu verstehen, wieso der Beschwörungszauber ihrer Stiefschwestern Rose Curtana mit ihrer richtigen Mutter verwechselt hatte.
Danielle ging auf die Tür zu: Der Fluch zog sie zurück zur Arbeit. Stacias Zimmer musste sauber gemacht werden.
Sie kämpfte gegen den Zwang an. Charlotte wollte immer noch reden, was bedeutete, dass sie selbst eine Pflicht hatte zuzuhören.
»Stacia verbringt ihre ganze Zeit mit ihrem schwerfällig tappenden Trollmann und dieser toten Hexe!«, beklagte sich Charlotte. »Mich lassen sie mit einem verkrüppelten Dunkeling und seinen Freunden als Gesellschaft allein. Machst du dir auch nur die geringste Vorstellung davon, wie erniedrigend das ist?«
Erneut rettete sie der Fluch. Ohne Stacias Magie hätte sie Charlotte ins Gesicht gelacht. Danielles Freunde waren jahrelang Ratten und Tauben gewesen. Sie hielt ihre Worte so mitfühlend, wie sie konnte. »Sie wissen dich nicht zu schätzen.«
»Sie brauchen mich nicht. Sie haben ja dich. Dich und das Balg in deinem Bauch!«
Der Dunkeling kehrte zurück und trug eine verstaubte grüne Flasche. Charlotte riss sie ihm aus der Hand, zog mit den Zähnen den Korken heraus und spuckte ihn den Kamin. »Jetzt hol mir was zu essen! Etwas Gekochtes!«
Als der Dunkeling sich entfernte, schüttelte Charlotte den Kopf. »Als ich dieser kleinen Schlange zum ersten Mal befahl, mir was zu essen zu bringen, hat er einen Haufen Fischinnereien auf meinem Bett zurückgelassen!«
Danielle versuchte zu sprechen, aber ihr Mund lehnte es ab, sich zu bewegen.
»Brahkop hat gesagt, die Herzogin würde sich um uns kümmern. Er hat uns ein Zuhause versprochen, das eines Fürsten würdig sei. Ich hätte wissen müssen, dass es nur wenig mehr als ein Loch in der Erde sein würde. Er ist ein Troll!« Charlotte nahm einen tiefen Schluck Wein. »Was sieht Stacia bloß in diesem abscheulichen Tier?«
Diese Frage gab Danielle die Chance, die sie brauchte, um wieder zu sprechen. Ihre Kiefer mahlten, als sie um die Herrschaft über ihre Stimme kämpfte. »Er liebt sie.« Dann, hastig, fügte sie hinzu: »Wie lange, bis Rose meinen Sohn nimmt?«
Charlotte verdrehte die Augen. »An den vereinigten Monden, in ein paar Wochen von jetzt an, wenn die beiden Halbmonde in der Nacht der Sommersonnenwende zusammenkommen. So
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