Drei Engel für Armand
mächtige Zauberei muss zwangsläufig die Aufmerksamkeit des Königs und der Königin auf sich ziehen, aber in dieser Nacht werden sie … beschäftigt sein.« Sie trank noch etwas Wein und drehte sich um. »Stacia sagt, das ist die einzige Zeit, wo sie ihre Differenzen beiseitelegen und sich an der Gesellschaft des anderen erfreuen.« Sie errötete. »Du würdest nicht glauben, welchen Unfug die anderen Elfen während der vereinigten Monde anstellen, wenn ihre Herrscher zu abgelenkt sind, um es zu merken.«
Charlotte lachte. »Wenigstens dann werde ich nicht Rose zuhören müssen, wie sie von ihrem Königreich plappert und ihren verlorenen Kräften und ihrem kostbaren Spiegel. Stacia allein ist ja schon schlimm genug, aber die beiden in einem Körper – das ist mehr, als ich verkraften kann.«
Sie ging zu ihrem Stuhl zurück und nahm noch einen Schluck. Die Flasche war bereits zur Hälfte leer. »War der Prinz sanft?«
»Ich verstehe nicht«, sagte Danielle, die mit ihren Gedanken noch bei der Sommersonnenwendnacht war.
»Im Bett. Als er …« Sie deutete auf Danielles Bauch. »Er sollte ja eigentlich mir gehören; Mutter hatte es versprochen. Ich will wissen, was ich verpasst habe. War er zärtlich?«
»Er –« Danielle knirschte mit den Zähnen. Charlotte hatte kein Recht auf diese Erinnerungen. »Sag mir, wo er ist!«
»Er hat seine eigene Zelle, irgendwo im Turm. Er glaubt, er sei zu Hause und Stacia seine Frau. Sie halten ihn hier fest für den Fall, dass deinem Baby etwas zustößt. Er liebt sie aufrichtig, musst du wissen.« Aus ihren Worten sprach kein Triumph, nur Bitterkeit. »Ich dachte, wenn ich ihnen zeigen könnte, wie ich die Magie kontrollieren kann, dass ich dich töten kann …«
Charlotte knallte die Weinflasche so heftig auf den Boden, dass Danielle dachte, sie würde zerbrechen. »Und dann hat Brahkop entdeckt, dass du schwanger bist! Damit hast du ihn mir ein zweites Mal gestohlen. Ich bin hübscher als du oder Stacia, wieso bin ich dann diejenige, die allein ist?«
»Liebst du ihn?«
Charlotte erstarrte. »Was?«
»Armand. Wenn du ihn lieben würdest, würdest du nicht zulassen, dass Stacia und Rose ihn so weggesperrt halten. Du hast mich – lass ihn gehen!«
»Damit er nach Hause zurückkehrt, jemand findet, der den Fluch brechen kann, und dann das gesamte Königreich hierher führt, um dich zu retten?« Ihr Lachen hatte eine hysterische Note. »Also wirklich, Aschenputtel! Denkst du, ich bin blöd?«
Töricht, nicht blöd. Töricht und gefangen und einsamer, als du in deinem ganzen kaputten Leben jemals gewesen bist.
»Ich denke, du bist schrecklich schlecht behandelt worden.« Danielle war überrascht, dass sie die Worte herausbekam, ohne sich erneut zu übergeben. »Aber wenn dir wirklich etwas an Armand liegt –«
»Selbst wenn ich seine wahre Liebe wäre, ich kann ihn nicht befreien. Es ist mir nicht erlaubt, ihn zu sehen, geschweige denn ihn zu küssen. Nicht dass er mich lassen würde.« Sie wischte sich die Nase am Ärmel am. »Stacia hat einen Ehemann und einen Prinzen obendrein, und beide lieben sie. Wie kann das gerecht sein?«
Danielle stockte der Atem: So viele Flüche wurden von so etwas Unbedeutendem wie einem Kuss gebrochen! »Ist das die schwache Stelle in Stacias Zauber?«, fragte sie. »Wenn er mich küssen würde –«
»Er könnte dich die ganze Nacht lang küssen, und du wärst immer noch verflucht.« Sie grinste höhnisch. »Er liebt dich nicht mehr, schon vergessen?«
»Aber ich liebe ihn! Wenn ich ihn küsste, würde das Stacias Liebeszauber brechen?«
Charlotte zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich. Die meisten Flüche Roses haben dieses Schlupfloch. Hat was mit Hebelwirkung und Möglichkeit zu tun. Ein unbrechbarer Fluch braucht zu viel Energie. Wahre Liebe ist so selten, dass die meisten Flüche nie gebrochen werden. Ich begreife es nicht wirklich völlig; Zauberei macht mir Kopfweh.«
Langsam wich Danielles Hoffnung der Verzweiflung. Was hatte sie davon, zu wissen, wie der Zauberbann zu brechen war, wenn sie keine Möglichkeit hatte, das Nötige zu tun? Das war einfach eine weitere Folter. Um Armand zu küssen, müsste sie frei sein. Armand könnte direkt vor ihr stehen, mit ausgebreiteten Armen, und der Fluch würde sie aufhalten.
Purpurne Weinrinnsale liefen an Charlottes Kinn herunter, als sie sich noch einen Schluck gönnte. »Du bist es nicht, die ihn von mir fernhält«, murmelte sie. »Es ist dieses Baby.«
Die Tür flog auf.
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