Drei Frauen und ein Braeutigam
wirklich mag, warum habe ich dann den Eindruck, dass er mir aus dem Weg geht? Eben war das erste Mal, dass er heute mit mir gesprochen hat...«
»Ist dir nie die Idee gekommen, dass er vielleicht darauf gehofft hat, du würdest ihn ansprechen? Du kannst nicht einfach erwarten, dass er den nächsten Schritt macht, denn das kann er nicht. Er hat bisher alle Schritte gemacht, und was hat es ihm gebracht? Absolut nichts!«
»Schon, aber er ist so subtil vorgegangen, dass man Untertitel brauchte, um die Bedeutung zu verstehen.«
»Ich würde einige seiner Schritte kaum subtil nennen«, Finn lacht irritiert, »aber anscheinend haben sie eine Sprache gesprochen, die du nicht in der Lage warst zu verstehen.«
»Oder die du zu stur warst zu verstehen«, ergänzt Tanya spitz.
»Ich glaube, jetzt musst du auf ihn zugehen«, erklärt Finn mir.
»Du willst doch auf ihn zugehen, oder?«, fragt Tanya sanft.
Ich nicke verzagt.
»Ja, worauf wartest du dann noch?«
»Mut«, antworte ich düster, nehme einen weiteren Schluck Champagner und trinke dann eilig meinen Brandy aus, als würde mir das die Sache leichter machen.
»O Mann, Ollie, was ist nur los mit dir?«, seufzt Tanya. »Ich kenne dich doch. Wenn es etwas gibt, das du haben willst, dann kämpfst du doch normalerweise mit allen Mitteln darum.«
Ich sehe zu, wie das letzte Lied endet und alle begeistert der Band applaudieren, die sich kurz verneigt und dann geschlossen die Bar ansteuert, um die müden Geister wiederzubeleben. Miranda, die Dans Handgelenk immer noch fest umklammert hält, führt ihn von der Tanzfläche zurück zu ihrem Tisch und zieht ihn auf den Stuhl an ihrer Seite. Zwei Minuten später entschuldigt er sich jedoch und geht zu Grace und Stuart hinüber, um ihnen Gute Nacht zu sagen. Er schüttelt herzlich Stuarts Hand und küsst dann Grace auf die Wange. Sie plaudern noch eine Weile, dann wendet er sich ab und geht zum Ausgang. Kurz bevor er hinaustritt, bleibt er noch einmal stehen und sieht zurück. Unsere Blicke treffen sich, und einen kurzen Moment habe ich den Eindruck, er wird etwas sagen.
Doch er lächelt nur wehmütig, bevor er nach draußen verschwindet.
Tanya und Finn sind meinem Blick gefolgt. »Er geht schon?«, fragt Tanya enttäuscht.
»Er muss morgen ganz früh los«, erklärt uns Finn und hebt grüßend die Hand. »Wir haben uns vorhin kurz unterhalten. Hat geschäftlich in New York zu tun. Und er weiß noch nicht genau, wann er zurück sein wird...« Er sieht mich scharf an.
Ich sehe von Finn zu Tanya und Louis und dann weiter zu Grace, deren Blick dem sich entfernenden Dan folgt und dann bittend zu mir schweift. Ich atme tief durch, schiebe meinen Stuhl zurück und stehe auf.
»Was hast du vor?«, fragt Tanya atemlos.
»Etwas, das ich schon vor langer Zeit hätte machen sollen.« Ich nehme Tanya das Champagnerglas aus der Hand und kippe den Rest in einem Zug hinunter. Dann schürze ich meine Röcke und eile aus dem Zelt hinaus auf den feuchten Rasen vor dem Haus.
Zehn Sekunden später höre ich im Gras hinter mir weiche Fußtritte, und eine Hand hält mich am Arm fest. Es ist Grace. »Er ist im grünen Zimmer untergebracht«, flüstert sie, »drei Türen hinter deinem.«
»War es so leicht zu erraten, wohin ich gehe?«
»Sicher!« Sie beugt sich vor und drückt mich fest an sich. »Und falls du nicht dorthin wolltest, dann solltest du es verdammt noch mal aber!«
»Mache ich das Richtige?«, frage ich sie verzagt.
Sie nickt nachdrücklich. »Sicher. Es ist nur schade, dass du so lange gebraucht hast! Denk doch nur an all die Zeit, die du vergeudet hast! Apropos«, verkündet sie mit einem breiten Grinsen, »ich werde jetzt mal losziehen und meinen Ehemann holen, um mit ihm ins Bett zu gehen!« Sie bricht ab, wirft einen Blick auf den Ehering an ihrer linken Hand und lächelt ungläubig. »Ach du lieber Himmel, ich bin verheiratet... kannst du dir vorstellen, dass ich wirklich verheiratet bin!«
Ehrfürchtig starren wir beide auf ihren Ringfinger und fangen dann laut zu lachen an, als unverkennbar die Stimme von Louis erschallt, der anscheinend die leere Bühne mit Beschlag belegt hat und nun passenderweise die erste melodiöse Strophe von »Rescue Me« ins Mikrofon schmettert.
Wir umarmen uns noch einmal, dann lässt Grace mich los und stupst mich in Richtung des Hauses. »Los, ab mit dir, ich kann nicht die ganze Nacht hier rumstehen. Schließlich habe ich eine Ehe zu vollziehen.«
Leise lachend schüttle ich den
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