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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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dieser beschwerte sich, was das solle. Er sagte zu Franzi: »Möchtest du dich jetzt geschickt in Szene setzen? Aber das ist jetzt nicht. Ich spreche gerade mit deinem Opa und deshalb hast du Sendepause !« Franzi war zu abgelenkt und wollte deshalb auch nicht essen. Sie quengelte und forderte ihr Recht und bekam nicht die versprochene Aufmerksamkeit, da Manfred nicht bereit war seinen Redeschwall zu unterbrechen, im Gegenteil immer lauter wurde. Ich merkte, dass es meiner Tochter bereits die Tränen in die Augen trieb, sie packte Franzi und sagte nur kurz: »Wir gehen jetzt ins Bett«, und weg war sie. Franzis Teller war fast unberührt, Larissas Teller ebenso. Jetzt trieb es auch mir die Tränen in die Augen. Taten mir beide doch unheimlich leid. Fertig vom Tag, nichts gegessen, wackelten jetzt beide alleine zurück zum Hostal.
    Mein Hunger war auch bereits nach der Hälfte des Tellers gestillt und so ging ich, meinen Mann und Manfred mit dessen Frau sitzen lassend, zusammen mit meinem gut gefüllten Rotweinglas nach draußen, um mir im Vorgarten des Lokals eine Zigarette oder zwei zu gönnen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Aus einer Nichtigkeit heraus entstand ein Konflikt, der nicht wegdiskutiert werden konnte. Mein Mann kam allerdings nach Begleichung der Rechnung gleich hinter mir her, setzte sich zu mir und wir ließen unsere Gläser nochmals füllen. Manfred und Erika verstanden natürlich nicht, worum es ging. Wie auch, kannten sie doch unsere Beweggründe nicht. Auch Manfred und Erika kamen jetzt nach draußen und setzten sich zu uns. Manfred kannte fast jeden Pilger und jede Pilgerin mit Namen und so kam es, dass er einen nach den anderen zu uns an den Tisch bat. Nicht, dass mich das unter normalen Umständen gestört hätte, war es doch sehr interessant, die Erfahrungen von anderen Pilgern zu hören. Sie erzählten von ihren Erlebnissen in den verschiedenen Herbergen und dass sich so mancher Pilger dort Läuse oder Flöhe eingefangen hätte. Auch Manfred meinte, dass er einen neuen Schlafsack benötige, weil er in seinem Schlafsack Haustiere, sprich Flöhe, habe. Tags darauf hatte er sich tatsächlich einen Neuen gekauft und seinen alten Schlafsack entsorgt. Wie gut, dass wir nicht in diesen Herbergen schliefen. Alle sprachen sehr offen über ihre Erlebnisse und uns, die Deutschen mit der Kinderkutsche, kannten ohnehin alle vom Sehen oder aus Erzählungen. Eine Pilgerin kam an unseren Tisch und erzählte unter Lachen, dass sie bei einer Wette 5 Euro verloren hätte. Bei der Wette ging es darum, wann und wo wir »verrückten Deutschen« das Handtuch werfen würden. Sie hatte gewettet, dass wir nicht weiter als bis Burgos kämen. Weit daneben, Burgos lag bereits ca. 180 Kilometer hinter uns. »Tja«, sagte sie, »ich hätte euch nicht für so zäh gehalten, wo doch ihr beiden Damen so zart gebaut seid .« Na ja, dachte ich, man soll die Menschen eben nicht nur nach den äußeren Kriterien beurteilen. Nun wurde es für uns endlich Zeit zu gehen. Wir verabschiedeten uns und gingen zurück ins Hostal. Diese Nacht konnte ich lange nicht einschlafen.

9. Juni León – Ruhetag
    Heute wollten wir wieder ein bisschen ausschlafen. Frühmorgens hörte ich, wie Larissa und Franzi bereits das Hostal verließen. Ich war todtraurig darüber, dass sie sich ohne uns auf den Weg machten. Allerdings hatte ich die Hoffnung, dass sie nur im Bistro vor dem Haus etwas frühstücken wollten und im Anschluss auf uns warteten. In dieser Hoffnung standen wir früher auf, machten uns schnell fertig, um ebenfalls das Hostal zu verlassen. Aber ich lag mit meinem Wunsch weit daneben. Das Bistro vor dem Haus hatte erst am Abend wieder geöffnet. Aber ein Hinweisschild mit Pfeil zur Rückseite des Hauses verwies auf ein Lokal, in dem wir unser Frühstück einnehmen konnten. Nun frühstückten wir ohne die beiden. Auch mein Mann war seltsam ruhig. Es fehlte uns einfach etwas.
    Danach machten wir uns auf den Weg in Richtung Fußgängerzone, um die zwei eventuell zu erspähen. Auch hier weit und breit nichts zu sehen. Schon machte ich mir wieder Sorgen. Gegen zehn Uhr gingen wir zurück zum Hostal, um nachzusehen, ob sie vielleicht dort waren und Franziska heute mal ihren Mittagsschlaf im Bett hielt. Dort angekommen trafen wir sie an, als beide gerade im Begriff waren, in ihr Zimmer zu gehen. Sofort sah ich an diesem mir wohlbekannten Funkeln in Larissas Augen, dass nicht nur Spannung in der Luft lag, sondern dass es sich um eine

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