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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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stieg in ein anderes Fahrzeug und fuhr davon. Franzi war ganz irritiert durch den Fahrerwechsel und fand den jungen Mann, der jetzt am Steuer saß, gar nicht mehr so nett! Aber sie arrangierte sich. Es ging ständig kurvig weiter. Wir erreichten Triacastella gegen halb elf. Der Fahrer setzte uns direkt vor unserem Hostal ab, kassierte 30 Euro, was ich jetzt nicht unverschämt fand, setzte sich wieder in sein Auto und fuhr davon.
    Nun standen Franzi und ich vor einem Haufen Gepäck und ihrem Kinderwagen auf dem Gehweg und das dem Hostal angehörige Restaurant war geschlossen. Ganz links fanden wir dann doch eine Hausglocke und wir schellten. Im dritten Stock ging das Fenster auf, eine Frau mittleren Alters mit Lockenwicklern am Kopf meinte, sie komme gleich herunter. Wunderbar! Gleich darauf sperrte sie uns die Türe des Lokals auf und gewährte uns Einlass. Durch eine weitere Tür gelangten wir ins Treppenhaus. Sie übergab uns zwei Zimmerschlüssel mit dem Hinweis zweiter Stock. »Also, Franzi, jetzt müssen wir einen Rucksack nach dem anderen nach oben bringen .« »Machen wir, Omi«, sagte sie vergnügt. Die Kinderkutsche konnte in der Ecke des Treppenhauses stehen bleiben. Gesagt, getan, Franzi war ganz geschäftig und wollte ihrer Omi so gut es ging zur Hand gehen. Oben angekommen freute sie sich darüber, dass jedes Zimmer über einen Fernseher verfügte. Jetzt allerdings wollte sie spazieren gehen. Also gingen wir nach unten. Ich wollte ohnehin nachschauen, ob dieser Ort über einen Spielplatz verfügte, auch einen Geldautomaten brauchten wir langsam wieder, ebenso musste Franzi langsam mal was essen. Wir schlenderten die Straße entlang und vor einem Café entschied Franzi: »Hier möchte ich einen heißen Kakao trinken und ein Croissant essen .« Als wir eintraten, saßen ein paar Radfahrer in der Ecke, ansonsten war das Lokal leer. Die Bedienung zog sich gerade ihre Lippen nach und irgendwie empfand sie uns jetzt als Störfaktor. Wir bestellten trotzdem und ließen uns das Gebrachte schmecken. In der Ecke lagen Spielkarten für Kinder. Franzi und ich spielten, was das Zeug hielt. Ich wunderte mich immer wieder, wie kreativ unsere Franzi ist. Jetzt allerdings bekam sie kleine Augen und es wurde Zeit, einen Mittagsschlaf einzulegen. Also machten wir uns auf die Socken zurück zum Hostal. Franzi kuschelte sich im Bett ganz nah zu mir und war bald darauf eingeschlafen. Mittlerweile war es halb eins und auch ich nutzte die Gunst der Stunde und machte ein bisschen Augenpflege.
    Als wir durch die Kläfferei eines Hundes geweckt wurden, war es bereits kurz nach zwei Uhr. »Omi, bitte Kinderprogramm !« »Gut, mein Schatz, ein bisschen können wir schauen .« Auch jetzt machte es ihr nichts aus, dass die Kinder in den Sendungen, die sie von zu Hause kannte, spanisch sprachen. Sie sagte nichts und fragte nichts, sie schaute nur gespannt zu. So nebenbei aß sie ein bisschen Obst und ein paar Kekse. Um drei Uhr machten wir uns dann auf in Richtung Kirche. Außerdem wollten wir noch ein Lokal ausfindig machen, wo wir heute zu Abend essen könnten. Franziska freute sich auf die weiteren Erkundungen. Gegen vier Uhr läutete mein Handy, Larissa war dran. »Wo seid ihr ?« , fragte sie mich und bog zeitgleich mit Peter um die Ecke. Ich zeugte beiden meinen Respekt, denn ich hätte niemals vor sechs Uhr mit ihnen gerechnet. Sie waren gut gelaunt und offensichtlich immer noch gut zu Fuß. Jetzt suchten wir zusammen die Kirche auf, zündeten ein paar Kerzen an, holten unsere Pilgerstempel und sprachen ein Gebet.
    Gleich neben der Kirche war ein kleiner Gastgarten. Wir setzten uns und tranken unser obligatorisches Bier. Nun wollte ich aber einen ausführlichen Bericht. Peter sagte nur: »Es war eine wunderschöne Wanderung, anstrengend aber schön. Allerdings, mein Schatz, hattest du recht, mit der Kinderkutsche wären wir morgen noch nicht da .« Sie erzählten von den Anstrengungen des Tages, waren aber durch die vielen von ihnen gesammelten Eindrücke entschädigt worden. So waren wir alle mit dem heutigen Tag zufrieden. Franzi und mir tat die Ruhepause gut. Später kamen auch andere Pilger auf uns zu und fragten uns, wie wir denn über den Pass gekommen seien. Unsere Franzi drehte sich um und verkündete wie selbstverständlich: »Mit dem Auto !« Eine der Pilgerinnen drehte sich zu ihr, legte den Finger auf die Lippen und sagte, das dürfe man doch nicht sagen! Franzi schaute mich ganz ängstlich an und ich erwiderte:

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