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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Stein
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ausgerechnet morgen waren es 30 Kilometer bis Hospital da Cruz. Außerdem begannen jetzt die letzten 100 Kilometer und die muss ein Pilger auf jeden Fall zu Fuß hinter sich bringen. Bitte hilf mir, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder auf die Füße. Ich kniete in der Bank und hatte die Augen geschlossen. Als ich diese wieder öffnete, kniete unsere kleine Franzi mit gefalteten Händen direkt neben mir. Sie sagte: »Omi, dein Fuß ist bestimmt gleich wieder gut .« Ich umarmte sie und bedankte mich aufs Neue für dieses Geschenk Gottes. Gemeinsam gingen wir nach draußen, und ob es nun der Glaube war, der Berge versetzte, oder die Worte meiner Enkelin, der Schmerz ließ bereits nach.
    Larissa hatte sich in der Zwischenzeit unsere Wäsche geschnappt und in die Waschmaschine gesteckt. Als sie nach dem Wäschetrockner, der ihr vorher versprochen worden war, fragte, zeigte man ihr den modernen Solartrockner. Eine Wäscheleine. Flugs hängte sie unsere Wäsche auf, aber von trockener Wäsche war Stunden danach keine Spur. Die Luftfeuchtigkeit war einfach zu hoch. Ich setzte mich zu meinem Mann, der immer noch auf der Steinbank saß, und wir sahen unseren beiden Kindern beim Spielen zu. Zwischen der Kapelle und der Herberge war ein steinerner Waschtrog am Wegrand aufgestellt, in den ständig kaltes Wasser nachlief. Eine alte Frau aus dem Dorf ging mit ihren Wäschestücken und einer Seife zu dem Trog und wusch dort ihre Wäsche. Schon nach kurzer Zeit sah man an ihren Händen und Unterarmen die Adern blau hervortreten, so kalt war das Waschwasser. Sie schaute während des Waschens immer wieder verstohlen zu uns herüber, wrang unter Anstrengung ihre Wäsche aus und schlurfte wieder nach Hause. Uns wurde bewusst, hier tickten die Uhren wirklich noch anders, wie zu Zeiten unserer Großeltern.
    Jetzt war es Zeit, uns zum Abendessen frisch zu machen. Unsere Dusche bestand aus einer Emaillebadewanne, über der eine Metallspinne mit einem uralten, durchlöcherten Duschvorhang hing. Eine solche Metallspinne hatten meine Großeltern über dem Ofen hängen, wo im Winter die nasse Wäsche zum Trocknen hing. Hier wurde sie als Halterung für den Duschvorhang benutzt und dieser schloss sich im trockenen Zustand im Halbkreis um den Körper. Sobald aber das Wasser lief, klebte er am ganzen Körper. Natürlich war nach der Dusche mehr Wasser am Steinboden als in der Wanne. Spätestens jetzt wussten wir, warum direkt neben der Wanne gleich die Kombination von Eimer und Wischmob stand.
    Nach dem Abendessen gingen wir früh zu Bett, da wir am nächsten Tag eine anstrengende Etappe von über 30 Kilometer geplant hatten. In unserem Zimmer angekommen wollte mein Mann erst einmal in Ruhe meinen Fuß betrachten, genau das wollte ich eigentlich vermeiden, wusste ich doch, dass er sich wieder Sorgen machen würde. Mein Fuß wurde liebevoll mit den Resten unserer vorhandenen Voltaren-Salbe eingerieben und im Anschluss kamen dann genau die Worte, die ich erwartet hatte: »Wenn bis morgen früh die Schwellung nicht deutlich zurückgegangen ist, brechen wir ab .« Ich entgegnete, ohne vorher darüber nachzudenken, das würden wir erst sehen. Ich hatte nicht vor abzubrechen. Ich hatte ja um Hilfe gebeten. Diese Nacht konnten wir beide nicht gut schlafen. Das Zimmer war feucht, roch muffig und die Bettdecken waren auch nicht gerade frisch und einladend. Die ganze Nacht dachte ich darüber nach, wie verwöhnt wir doch waren. Waren wir doch alle wirklich auf der Sonnenseite des Lebens geboren. Wie viele Menschen dieser Erde würden viel dafür geben, in so einem Bett schlafen zu dürfen. Dann rechnete ich noch mal nach, morgen, am 19.6. würden wir 30 km gehen, am 20.6. 20 km, am 21.6. 21 km, am 22.6. 24,5 km, am 23.6. 12,5 km bis Santiago. Wenn alles glatt lief, würden wir mittags bereits in Santiago de Compostela sein. Nein, jetzt wird nicht mehr aufgegeben, soviel stand fest.

19. Juni Barbadelo – Hospital da Cruz (30,2 km)
    Als ich die Augen aufmachte, saß mein Mann an meinem Bett. Der Raum war sonnendurchflutet und am Fenster klopfte ein Vogel neugierig an die Scheibe. Peter sagte: »Na, wie fühlst du dich, zeig mir mal bitte deinen Fuß .« Ich schob diesen unter der Bettdecke hervor, die Schwellung war etwas zurückgegangen, aber klar, das kam vom Beine hochlagern und hatte vorerst nichts zu sagen. Ich sagte: »Ich werde gehen, aber zu deiner Beruhigung, sollten die Schmerzen unerträglich werden, breche ich ab .«
    Frühstück musste heute

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