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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Liebling.«
     »Habe ich auch«, sagte ich. »Den ganzen Abend schon.«
     Sie richtete sich auf. »Meinst du es wirklich im Ernst, Robby?«
     »Zum Donnerwetter, ja«, sagte ich, »merkst du das immer noch nicht?«
     Sie schwieg einen Augenblick. »Robby«, sagte sie dann, und ihre Stimme war tiefer als vorher, »wie kommst du gerade jetzt darauf?«
     »Ich komme darauf«, erwiderte ich, heftiger als ich wollte, denn ich fühlte plötzlich, daß jetzt die Entscheidung kam über vieles mehr noch als über das Zimmer, »ich komme darauf, weil ich gesehen habe in diesen letzten Wochen, wie wunderbar es ist, ganz zusammen zu sein. Ich kann das nicht mehr ertragen, dieses stundenweise Treffen! Ich will mehr von dir haben! Ich will, daß du immer bei mir sein sollst, ich habe keine Lust mehr auf das kluge Versteckspiel der Liebe, es ist mir zuwider, ich brauche es nicht, ich will einfach dich und nochmals dich, ich werde nie genug kriegen von dir, und ich will nicht eine einzige Minute davon entbehren.«
     Ich hörte ihren Atem. Sie hockte in der Fensterecke, die Hände um die Knie gelegt, und schwieg. Langsam flackerte der rote Schein der Lichtreklame von gegenüber hinter den Bäumen hoch und warf einen matten Widerschein auf ihre hellen Schuhe. Dann wanderte er über ihren Rock und ihre Hände. »Du kannst mich ruhig auslachen«, sagte ich.
     »Auslachen?« erwiderte sie.
     »Na ja, weil ich immer sage: Ich will. Du mußt schließlich ja auch wollen.«
     Sie sah auf. »Weißt du, daß du dich verändert hast, Robby?«
     »Nein.«
     »Doch. Du sagst es ja selbst. Du willst. Du fragst nicht mehr so viel. Du willst einfach.«
     »Das ist doch keine so große Veränderung. Du kannst ja trotzdem nein sagen, auch wenn ich noch so sehr will.«
     Sie beugte sich plötzlich zu mir vor. »Warum sollte ich denn nein sagen, Robby«, sagte sie mit sehr warmer und zärtlicher Stimme, »ich will es ja auch...«
     Überrascht nahm ich sie um die Schultern. Ihr Haar streifte mein Gesicht. »Ist das wahr, Pat?«
     »Aber ja, Liebling.«
     »Verdammt«, sagte ich, »das hatte ich mir viel schwerer vorgestellt.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Es liegt doch nur an dir, Robby ...«
     »Ich glaube beinahe auch«, sagte ich erstaunt.
     Sie legte den Arm um meinen Nacken. »Manchmal ist es ganz gut, an nichts denken zu müssen. Nicht alles selbst tun zu brauchen. Sich anlehnen zu können. Ach, Liebling, es ist alles eigentlich ganz leicht; – man muß es sich nur nicht
    selber schwer machen.«
     Ich mußte einen Augenblick die Zähne zusammenbeißen. Daß gerade sie mir das sagte! »Stimmt«, sagte ich dann, »stimmt, Pat.« Es stimmte gar nicht.
     Wir standen noch eine Weile am Fenster. »Deine Sachen nehmen wir alle mit«, sagte ich. »Du sollst hier nichts entbehren. Sogar einen Teewagen schaffen wir uns an. Frida wird das schon lernen.«
     »Wir haben ja einen, Liebling. Er gehört ja mir.«
     »Um so besser. Dann werde ich morgen gleich mit Frida trainieren.«
     Sie lehnte den Kopf gegen meine Schulter. Ich spürte, daß sie müde war. »Soll ich dich jetzt nach Hause bringen?« fragte ich.
     »Gleich. Ich lege mich nur noch einen Augenblick hin.«
     Sie lag ruhig, ohne zu sprechen, auf dem Bert, als schliefe sie. Aber ihre Augen waren offen, und manchmal fing sich in ihnen der Reflex der Lichtreklamen, die wie bunte Nordlichter lautlos über die Wände und die Decke glitten. Es war draußen still geworden. Nebenan hörte man ab und zu Hasse rumoren unter den Resten seiner Hoffnungen, seiner Ehe und wohl auch seines Lebens.
     »Du solltest gleich hierbleiben«, sagte ich.
     Sie richtete sich auf. »Heute nicht, Liebling...«
     »Ich hätte viel lieber, wenn du hier bliebest...«
     »Morgen...«
    Sie stand auf und ging leise durch das dunkle Zimmer. Ich dachte an den Tag, als sie zum erstenmal bei mir geblieben und in der grauen Dämmerung der Frühe ebenso still durch das Zimmer gegangen war, um sich anzuziehen. Ich wußte
    nicht, was es war, aber es hatte etwas rührend Selbstverständliches und fast Erschütterndes an sich, es war wie eine Gebärde aus sehr fernen, verschütteten Zeiten, wie der schweigende Gehorsam unter ein Gebot, das niemand mehr kennt. Sie kam zurück aus der Dunkelheit zu mir und nahm mein Gesicht in ihre Hände. »Es war schön bei dir, Liebling. Sehr schön. Es ist gut, daß du da bist.«
     Ich erwiderte nichts. Ich konnte nichts erwidern.
     Ich brachte sie nach Hause und ging dann

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