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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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zurück in die Bar. Köster war da. »Setz dich«, sagte er. »Wie geht's?«
     »Nicht besonders, Otto.«
     »Willst du was trinken?«
     »Wenn ich tränke, müßte ich viel trinken. Das will ich nicht. Es muß auch so gehen. Aber ich könnte etwas anderes machen. Ist Gottfried mit dem Taxi unterwegs?«
     »Nein.«
     »Gut. Dann werde ich noch ein paar Stunden damit losfahren.«
    »Ich gehe mit 'runter«, sagte Köster.
     Ich holte den Wagen heraus und verabschiedete mich von Otto. Dann fuhr ich an den Stand. Vor mir parkten zwei Wagen. Nachher kamen noch Gustav und Tommy, der Schauspieler, dazu. Dann gingen die beiden vorderen Wagen ab, und kurz darauf bekam ich auch eine Fuhre. Ein junges Mädchen, das ins Vineta wollte.
     Das Vineta war ein populäres Tanzbums, mit Tischtelefon, Rohrpost und ähnlichen Sachen für Provinzler. Es lag etwas abseits von den andern Lokalen in einer dunklen Straße.
     Wir hielten. Das Mädchen kramte in seinem Täschchen und hielt mir einen Fünfzigmarkschein hin. Ich zuckte die
    Achseln. »Kann ich leider nicht wechseln.«
     Der Portier war herangekommen. »Wieviel macht es?« fragte das Mädchen.
     »Eins siebzig.«
     Sie wandte sich an den Portier. »Wollen Sie es für mich auslegen? Kommen Sie, ich gebe es Ihnen an der Kasse zurück.«
     Der Portier riß die Tür auf und ging mit ihr zur Kasse. Dann kam er zurück. »Da...«
     Ich zählte nach. »Eins fünfzig sind das...«
     »Quatsch keinen Käse oder bist du noch grün? Zwei Groschen Portierstaxe fürs Wiederkommen. Hau ab!«
     Es gab Plätze, wo man dem Portier ein Trinkgeld gab. Aber man gab es ihm, wenn er einem eine Fuhre besorgte, nicht, wenn man eine brachte. »Dafür bin ich nicht grün genug«, sagte ich, »ich kriege eins siebzig.«
     »Du kannst was in die Schnauze kriegen«, knurrte er. »Mensch, zieh bloß Leine, ich stehe hier schon länger als du.«
     Es lag mir nichts an den zwei Groschen. Ich hatte nur keine Lust, mich anschmieren zu lassen. »Quatsch keine Opern und gib den Rest 'raus«, sagte ich.
     Der Portier schlug so schnell zu, daß ich mich nicht decken konnte. Ausweichen konnte ich ohnehin auf meinem Bock nicht. Ich prallte mit dem Kopf gegen das Steuerrad. Benommen richtete ich mich auf. Mein Kopf dröhnte wie eine Trommel, und meine Nase tropfte. Der Portier stand vor mir.
     »Willst du noch eine, du Wasserleiche?«
     Ich schätzte in der Sekunde meine Chancen ab. Es war
    nichts zu machen. Der Kerl war stärker als ich. Um ihn zu erwischen, hätte ich ihn überraschen müssen. Vom Bock aus schlagen konnte ich nicht, das hatte keine Kraft. Und bis ich aus dem Wagen kam, hatte er mich dreimal am Boden. Ich sah ihn an. Er blies mir seinen Bieratem ins Gesicht. »Noch ein Ding, und deine Frau ist Witwe.«
     Ich sah ihn an. Ich bewegte mich nicht. Ich starrte in dieses breite, gesunde Gesicht. Ich fraß es mit den Augen. Ich sah, wohin ich schlagen mußte, ich war eiskalt zusammengezogen vor Wut. Aber ich rührte mich nicht. Ich sah das Gesicht überdicht, überdeutlich, wie durch ein Vergrößerungsglas, riesig, jede Bartstoppel, die rote, rauhe porige Haut...
     Ein Schupohelm blitzte. »Was ist hier los?«
     Der Portier verzog servil das Gesicht. »Nichts, Herr Wachtmeister.«
     Er sah mich an. »Nichts«, sagte ich.
     Er blickte von dem Portier zu mir herüber. »Sie bluten ja.«
     »Habe mich gestoßen.«
     Der Portier trat einen Schritt zurück. In seinen Augen lag ein Grinsen. Er meinte, ich hätte Angst, ihn anzuzeigen.
     »Los, weiterfahren«, sagte der Schupo.
     Ich gab Gas und fuhr zum Stand zurück.
     »Mensch, siehst du aus!« sagte Gustav.
     »Das ist nur die Nase«, erwiderte ich und erzählte die Geschichte.
    »Komm mal mit in die Kneipe«, sagte Gustav. »Ich war nicht umsonst mal Sanitätsgefreiter. Schweinerei, auf einen sitzenden Mann loszuschlagen.«
     Er nahm mich mit in die Küche der Kneipe, ließ sich Eis geben und bearbeitete mich eine halbe Stunde lang. »Nicht mal 'ne Beule sollst du kriegen«, erklärte er.
     Endlich hörte er auf. »Na, wie steht's mit dem Schädel? Gut, was? Dann wollen wir keine Zeit verlieren.«
     Tommy kam herein. »War das der große Portier vom Vineta?
     Der ist berüchtigt für sein Schlagen. Hat leider noch nie selber Dunst gekriegt.«
     »Jetzt kriegt er welchen«, sagte Gustav.
     »Ja, aber von mir«, erwiderte ich.
     Gustav sah mich mißmutig an. »Bis du aus dem Wagen 'raus bist...«
     »Habe mir schon einen

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