Drei Kameraden
Wäldern...«
Sie lächelte. Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Bräune kühne Jägerin mit dem silbernen Bogen – was wollen wir trinken?«
Gottfried schob Ferdinands Arm beiseite. »Pathetiker kennen keinen Takt«, sagte er. »Die Dame ist in Begleitung von zwei Herren, das hast du wohl noch nicht bemerkt, du braver Auerochse!«
»Romantiker sind nur ein Gefolge – nie eine Begleitung«, erklärte Grau unerschüttert.
Lenz grinste und wandte sich an Pat. »Ich werde Ihnen jetzt einmal etwas Besonderes mischen. Einen KolibriCocktail. Eine Spezialität aus Brasilien.«
Er ging zur Bartheke, mischte allerlei Sachen und brachte den Cocktail dann heran.
»Wie schmeckt er?« fragte er.
»Etwas dünn, trotz Brasilien«, erwiderte Pat.
Gottfried lachte. »Dabei ist er sehr kräftig. Mit Rum und Wodka gemacht.«
Ich sah mit einem Blick, daß weder Rum noch Wodka darin war – es war Fruchtsaft, Zitrone, Tomatenmark und vielleicht noch ein Tropfen Angostura. Ein alkoholfreier Cocktail. Aber Pat merkte es gottlob nicht.
Sie bekam drei große Kolibris, und ich sah, wie wohl sie sich fühlte, weil sie nicht als Kranke behandelt wurde. Nach einer Stunde brachen wir alle auf, nur Valentin blieb sitzen. Lenz hatte das so gemacht. Er verfrachtete Ferdinand in den Citroen und dampfte ab. Es sah so nicht so aus, als wenn Pat und ich früher gingen. Es war alles sehr rührend, aber mir wurde doch einen Augenblick hundeelend dabei.
Pat nahm meinen Arm. Sie ging mit ihren schönen geschmeidigen Schritten neben mir her, ich spürte die Wärme ihrer Hand, ich sah den Schimmer der Laternenlichter über ihr belebtes Gesicht gleiten – nein, ich konnte es nicht begreifen, daß sie krank war, ich konnte es nur tagsüber begreifen, aber abends nicht, wenn das Leben zärtlicher und wärmer und verheißungsvoller war...
»Wollen wir noch ein bißchen zu mir gehen?« fragte ich.
Sie nickte.
Der Korridor unserer Pension war hell erleuchtet. »Verdammt noch mal«, sagte ich, »was ist denn da los? Warte mal einen Moment.«
Ich schloß auf und sah nach. Der Korridor lag kahl erleuchtet da wie eine schmale Vorstadtstraße. Die Tür des Zimmers von Frau Bender stand weit offen, und auch da brannte Licht. Wie eine schwarze kleine Ameise tappte Hasse den Flur hinunter, gebückt unter einer Stehlampe mit rosa Seidenschirm. Er zog um.
»Guten Abend«, sagte ich. »So spät noch?«
Er hob sein blasses Gesicht mit dem sanften, dunklen Schnurrbart empor. »Ich bin erst vor einer Stunde aus dem Büro gekommen. Und ich habe ja nur abends Zeit für das Umräumen.«
»Ist Ihre Frau denn nicht da?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie ist bei einer Freundin. Gott
sei Dank, sie hat jetzt eine Freundin, mit der sie viel
zusammen ist.«
Er lächelte arglos und zufrieden und tappte weiter.
Ich holte Pat herein.
»Ich glaube, wir machen lieber kein Licht, was?« fragte ich in meinem Zimmer.
»Doch, Liebling. Einmal ganz kurz, dann kannst du es wieder ausmachen.«
»Du bist ein unersättlicher Mensch«, sagte ich, tauchte kurz die rote Plüschherrlichkeit in grelles Licht und machte es schleunigst wieder aus.
Die Fenster standen offen, und von den Bäumen draußen hauchte die Nachtluft frisch wie aus einem Walde herein.
»Schön«, sagte Pat und kauerte sich in die Ecke der Fensterbank.
»Findest du es wirklich schön hier?«
»Ja, Robby. Wie in einem großen Park im Sommer. Es ist herrlich.«
»Hast du dir im Vorbeigehen das Zimmer nebenan einmal angesehen?« fragte ich.
»Nein, warum?«
»Hier links dieser prachtvolle, große Balkon gehört dazu. Er ist ganz abgedeckt und ohne Gegenüber. Wenn du da jetzt wohntest, brauchtest du nicht einmal einen Badeanzug für deine Sonnenbäder.«
»Ja, wenn ich da wohnte...«
»Das kannst du«, sagte ich leichthin. »Du hast ja gesehen, das Zimmer wird in den nächsten Tagen frei.«
Sie sah mich an und lächelte.
»Glaubst du, daß so etwas richtig wäre für uns? Dauernd
so nahe zusammen zu sein?«
»Wir wären ja gar nicht dauernd zusammen«, erwiderte ich. »Tagsüber bin ich doch überhaupt nicht da. Abends auch oft nicht. Aber wenn wir dann schon mal zusammen wären, brauchten wir nicht in Lokalen zu sitzen oder uns immer wieder so rasch zu trennen, als wären wir beieinander nur zu Besuch.«
Sie rührte sich ein wenig in ihrer Ecke. »Das klingt ja beinahe so, als hättest du es dir schon genau überlegt,
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