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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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aus dem Loch. Er fiel klappernd auf der anderen Seite zu Boden. Frida schrie auf und hielt die Hände vors Gesicht.
     »Scheren Sie sich möglichst weit weg«, sagte ich zu ihr und probierte die Schlüssel. Einer davon paßte. Ich schloß auf und öffnete die Tür. Das Zimmer lag im Halbdunkel, und man sah im ersten Augenblick niemand. Die beiden Betten schimmerten grauweiß, die Stühle waren leer, die Schranktüren geschlossen.
     »Da steht er!« zischte Frida, die sich wieder herangedrängt hatte, über meine Schultern hinweg. Ihr Zwiebelatem streifte heiß mein Gesicht. »Da hinten am Fenster.«
     »Nein«, sagte Orlow, der rasch ein paar Schritte ins Zimmer gemacht hatte und zurückkam. Er stieß mich an, griff nach der Klinke und zog die Tür wieder zu. Dann wandte er sich an die andern. »Es ist besser, Sie gehen. Vielleicht ist es nicht gut, das zu sehen.«
     Er sprach langsam, in seinem harten, russischen Deutsch, und blieb vor der Tür stehen.
     »O Gott!« stammelte Frau Zalewski und wich zurück. Auch Erna Bönig machte ein paar Schritte rückwärts. Nur Frida versuchte, sich vorbeizudrängen und die Klinke zu fassen. Orlow schob sie weg. »Es ist wirklich besser...«, sagte er noch einmal.
     »Herr!« schnauzte der Rechnungsrat plötzlich und richtete sich auf.
     »Was erlauben Sie sich! Als Ausländer!«
     Orlow sah ihn unbewegt an. »Ausländer –«, sagte er – »Ausländer – ist hier egal. Kommt nicht darauf an...«
     »Tot, was?« zischte Frida.
     »Frau Zalewski«, sagte ich, »ich glaube auch, es ist besser, nur Sie bleiben hier und vielleicht Orlow und ich.«
     »Telefonieren Sie sofort einem Arzt«, sagte Orlow.
     Georgie hob bereits den Hörer ab. Das Ganze hatte keine fünf Sekunden gedauert. »Ich bleibe!« erklärte der Rechnungsrat puterrot. »Als deutscher Mann habe ich das Recht...«
     Orlow zuckte die Achseln und öffnete wieder die Tür. Dann knipste er das elektrische Licht an. Mit einem Schrei fuhren die Frauen zurück. Mit blauschwarzem Gesicht, die schwarze Zunge zwischen den Zähnen, hing Hasse am Fenster.
     »Abschneiden«, rief ich.
     »Keinen Zweck«, sagte Orlow langsam, hart und traurig. »Ich kenne das – dieses Gesicht – tot, schon paar Stunden...«
     »Wir wollen es wenigstens versuchen...«
     »Besser nein – Polizei erst kommen lassen.«
     Im gleichen Augenblick klingelte es. Der Arzt, der
    nebenan wohnte, war da. Er warf nur einen Blick auf den schmalen, geknickten Körper. »Nichts mehr zu machen«, sagte er. »Wir müssen aber trotzdem künstliche Atmung versuchen. Rufen Sie die Polizei sofort an, und geben Sie mir ein Messer.«
     Hasse hatte sich mit einer dicken, rosaseidenen Kordelschnur erhängt. Sie stammte von einem Morgenrock seiner Frau, und er hatte sie sehr geschickt oben an einem Haken über dem Fenster festgemacht. Sie war mit Seife eingerieben. Er mußte auf der Fensterbank gestanden haben, und dann hatte er sich von dort wahrscheinlich herabgleiten lassen. Seine Hände waren verkrampft, und sein Gesicht sah furchtbar aus. Es war sonderbar in diesem Augenblick, aber mir fiel auf, daß er einen anderen Anzug trug als morgens. Es war sein bester, ein blauer Kammgarnanzug, den ich kannte. Er war auch rasiert und hatte frische Wäsche an. Auf dem Tisch lagen nebeneinander, pedantisch ordentlich, sein Paß, sein Sparkassenbuch, vier Zehnmarkscheine und etwas Silbergeld. Daneben zwei Briefe, einer an seine Frau und einer an die Polizei. Neben dem Brief an seine Frau lag noch ein silbernes Zigarettenetui und sein Trauring.
     Er mußte es lange überlegt und alles vorher in Ordnung gebracht haben; denn das Zimmer war vollkommen aufgeräumt, und als wir genauer nachsahen, fanden wir auf der Kommode noch etwas Geld und einen Zettel, auf dem stand: Rest der Miete für diesen Monat. Er hatte es extra gelegt, so als ob er zeigen wollte, daß es mit seinem Tode nichts zu tun hätte.
     Es klingelte, und zwei Beamte in Zivil kamen. Der Arzt, der den Körper inzwischen abgeschnitten hatte, stand auf. »Tot«, sagte er, »Selbstmord, ohne allen Zweifel.«
     Die Beamten erwiderten nichts. Sie sahen aufmerksam das ganze Zimmer durch, nachdem sie die Tür geschlossen hatten. Sie holten ein paar Briefe aus einem Schrankschubfach und verglichen die Schrift mit den Briefen auf dem Tisch. Der jüngere von beiden nickte. »Weiß jemand den Grund?«
     Ich erzählte, was ich wußte. Er nickte wieder und schrieb meine Adresse auf. »Können wir ihn

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