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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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rechte Antwort darauf. Ich sagte ihm nochmals, er solle schlafen gehen, vielleicht stelle sich noch alles als harmlos heraus und die Frau sei abends schon wieder zurück. Er nickte und gab mir die Hand.
     »Ich komme abends noch mal 'rein«, sagte ich und ging. Ich war froh, wegzukommen.
     Pat hatte die Zeitung vor sich liegen. »Wir könnten heute morgen ins Museum gehen, Robby«, schlug sie vor.
    »Ins Museum?« fragte ich.
     »Ja. Da ist eine Ausstellung von persischen Teppichen. Du warst wohl nicht oft im Museum?«
     »Nie!« erwiderte ich. »Was sollte ich da auch?«
    »Da hast du recht«, sagte sie und lachte.
     »Das macht nichts.« Ich stand auf. »Bei Regenwetter kann man ruhig mal was für seine Bildung tun.«
     Wir zogen uns an und gingen. Die Luft draußen war herrlich. Sie roch nach Wald und Feuchtigkeit. Als wir beim International vorbeikamen, sah ich durch die offene Tür Rosa neben der Theke sitzen. Sie hatte ihre Tasse Schokolade vor sich stehen, weil Sonntag war. Auf dem Tisch lag ein kleines Paket. Wahrscheinlich wollte sie nachher wie immer zu ihrem Kinde hinausfahren. Ich war lange nicht im International gewesen, und es erschien mir merkwürdig, daß Rosa gleichmütig wie stets dasaß. Bei mir hatte sich so vieles geändert, daß ich dachte, es müsse auch überall anderswo so sein.
     Wir kamen zum Museum. Ich hatte geglaubt, wir würden ziemlich allein sein, aber zu meinem Erstaunen waren sehr viele Leute da. Ich fragte einen Wärter, was los sei.
     »Nichts«, erwiderte er, »das ist doch immer so an den Tagen, wo der Eintritt frei ist.«
     »Siehst du«, sagte Pat. »Es gibt noch eine Menge Leute, die sich für so etwas interessieren.«
     Der Wärter schob seine Mütze zurück. »So ist das nun nicht, meine Dame. Das sind fast alles Arbeitslose. Die kommen nicht wegen der Kunst, sondern weil sie nichts zu tun haben. Und hier haben sie wenigstens was zum Ansehen.«
     »Das ist eine Erklärung, die ich besser verstehe«, sagte ich.
     »Jetzt ist das noch gar nichts«, erwiderte der Wärter. »Im Winter müssen Sie mal kommen! Da ist alles proppenvoll. Wegen der Heizung.«
    Wir gingen in den Saal, wo die Teppiche hingen. Es war ein
    stiller, etwas abgelegener Raum. Durch die hohen Fenster konnte man in einen Garten sehen, in dem eine riesige Platane stand. Sie war ganz gelb, und auch das Licht im Raum bekam durch sie einen gedämpften gelben Schein.
     Die Teppiche waren wundervoll. Es waren zwei Tierteppiche des sechzehnten Jahrhunderts, einige Ispahans und ein paar seidene, lachsfarbene Polenteppiche mit smaragdgrünen Bordüren. Das Alter und die Sonne hatten ihren Tönen eine milde Patina verliehen, so daß sie wie große, märchenhafte Pastelle wirkten. Sie gaben dem Raum eine zeitlose Stimmung und Harmonie, wie sie durch Bilder nie hätte erreicht werden können. Das Fenster mit dem Herbstlaub der Platane und dem perlgrauen Himmel dahinter fügte sich ein, als ob es auch ein alter Teppich wäre.
     Wir blieben eine Zeitlang, dann gingen wir zurück in die
    übrigen Säle des Museums. Es waren inzwischen noch mehr Leute hinzugekommen, und man sah jetzt deutlich, daß sie eigentlich nicht hierhergehörten. Mit blassen Gesichtern und abgetragenen Anzügen wanderten sie, die Hände auf dem Rücken, etwas scheu durch die Räume, mit Augen, die etwas ganz anderes sahen als die Bilder der Renaissance und die stillen Marmorfiguren der Antike. Viele saßen auf den roten, gepolsterten Bänken, die ringsum aufgestellt waren. Sie saßen müde da, in einer Haltung, als wären sie gleich bereit, aufzustehen, wenn jemand käme, um sie fortzuweisen. Man merkte ihnen an, daß gepolsterte Bänke etwas für sie waren, bei dem ihnen nicht ganz begreiflich war, daß es kein Geld kostete, sich darauf auszuruhen. Sie waren gewohnt, daß sie nichts umsonst erhielten.
     Es war sehr still in all den Räumen, und man hörte trotz der vielen Besucher kaum ein Wort – aber mir schien trotzdem, als sähe ich einem ungeheuren Kampf zu –, dem lautlosen Kampf von Menschen, die niedergeschlagen waren, aber sich noch nicht ergeben wollten. Sie waren ausgestoßen aus den Bezirken ihrer Arbeit, ihres Strebens, ihrer Berufe – jetzt kamen sie in die stillen Räume der Kunst, um nicht der Erstarrung und der Verzweiflung anheimzufallen. Sie dachten an Brot, immer nur an Brot und Beschäftigung; aber sie kamen hierher, um ihren Gedanken für einige Stunden zu entrinnen – und zwischen den klaren Römerköpfen und

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