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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Fenster befand sich ein Balkon. Auf dem Dache wehte eine Fahne im schwachen Wind. Ich hatte erwartet, es wäre wie ein Krankenhaus eingerichtet; aber es glich, wenigstens im unteren Stock, viel mehr einem Hotel. In der Halle brannte ein Kamin, und eine Anzahl kleiner Tische war mit Teegeschirr gedeckt.
     Wir meldeten uns im Büro. Ein Hausdiener holte unser Gepäck herein, und eine ältere Dame erklärte uns, daß Pat Zimmer neunundsiebzig habe. Ich fragte, ob ich für ein paar Tage ebenfalls ein Zimmer haben könne. Sie schüttelte den Kopf. »Nicht im Sanatorium. Wohl aber in der Dependance.«
     »Wo ist die Dependance?«
     »Gleich nebenan.«
     »Gut«, sagte ich, »dann geben Sie mir dort ein Zimmer und lassen Sie mein Gepäck hinüberbringen.«
    Wir fuhren in einem völlig geräuschlosen Lift zum zweiten
    Stock hinauf. Oben sah es allerdings mehr nach Krankenhaus aus. Nach einem sehr komfortablen Krankenhaus zwar, aber immerhin nach Krankenhaus. Weiße Gänge, weiße Türen, alles blitzend von Glas, Nickel und Sauberkeit. Eine Oberschwester nahm uns in Empfang.
     »Fräulein Hollmann?«
     »Ja«, sagte Pat, »Zimmer neunundsiebzig, nicht wahr?«
     Die Oberschwester nickte, ging voran und öffnete eine Tür.
     »Hier ist Ihr Zimmer.«
     Es war ein heller, mittelgroßer Raum, in den durch ein breites Fenster die Abendsonne schien. Auf dem Tisch stand ein Strauß gelber und roter Astern, und draußen lagen die beglänzten Schneefelder, in die sich das Dorf wie eine große, weiche Decke schmiegte.
     »Gefällt es dir?« fragte ich Pat.
     Sie sah mich einen Augenblick an. »Ja«, sagte sie dann.
     Der Hausknecht brachte die Koffer. »Wann muß ich zur Untersuchung?« fragte Pat die Schwester.
     »Morgen vormittag. Heute abend gehen Sie am besten früh schlafen, damit Sie ausgeruht sind.«
     Pat zog ihren Mantel aus und legte ihn auf das weiße Bett, über dem eine neue Fiebertafel angebracht war. »Ist kein Telefon im Zimmer?« fragte ich.
     »Es ist ein Anschluß da«, sagte die Schwester. »Man kann ein Telefon hereinstellen.«
     »Muß ich noch irgend etwas tun?« fragte Pat.
     Die Schwester schüttelte den Kopf. »Heute nicht. Erst
    morgen nach der Untersuchung wird alles festgelegt. Die Untersuchung ist um zehn. Ich hole Sie ab.«
     »Danke, Schwester«, sagte Pat.
     Die Schwester ging. Der Hausknecht wartete noch an der Tür. Ich gab ihm ein Trinkgeld, und er ging auch. Es wurde plötzlich sehr still im Zimmer. Pat stand am Fenster und sah hinaus. Ihr Kopf war ganz dunkel vor dem Glänzen draußen.
     »Bist du müde?« fragte ich.
     Sie drehte sich um. »Nein.«
     »Du siehst so aus«, sagte ich.
     »Ich bin anders müde, Robby. Aber dafür habe ich immer noch Zeit.«
     »Willst du dich umziehen?« fragte ich. »Oder wollen wir erst noch eine Stunde 'runtergehen? Ich denke, es ist besser, wir gehen erst noch einmal 'runter.«
     »Ja«, sagte sie. »Es ist besser.«
    Wir fuhren mit dem lautlosen Lift abwärts und setzten uns an einen der kleinen Tische in der Halle. Nach einer Weile kam Helga Guttmann mit ihren Freunden. Sie setzten sich zu uns. Helga Guttmann war aufgeregt und von einer etwas überhitzten Lustigkeit, aber ich war froh, daß sie da war und daß Pat schon ein paar Bekannte hatte. Es war immer schwer, über den ersten Tag hinwegzukommen.
    22 Eine Woche später fuhr ich zurück. Vom Bahnhof ging ich gleich zur Werkstatt. Es war Abend, als ich ankam, es regnete noch immer, und mir schien, als wäre es ein Jahr her, seit ich mit Pat abgefahren war.
     Köster und Lenz saßen im Büro. »Du kommst gerade recht«, sagte Gottfried.
     »Was ist denn los?« fragte ich.
     »Laß ihn erst mal 'reinkommen«, sagte Köster.
     Ich setzte mich zu ihnen. »Wie geht es Pat?« fragte Otto.
     »Gut. So gut es eben kann. Aber nun sagt mir schon, was hier los ist.«
     Es handelte sich um den Stutz. Wir hatten ihn repariert und vor vierzehn Tagen abgeliefert. Nun war Köster gestern hingegangen, um das Geld abzuholen. Inzwischen aber hatte der Mann, dem der Wagen gehörte, Pleite gemacht, und der Wagen war in die Konkursmasse gekommen.
     »Das ist doch nicht schlimm«, sagte ich. »Wir haben ja nur mit der Versicherung zu tun.«
     »Haben wir auch gedacht«, erklärte Lenz trocken. »Der Wagen ist aber nicht versichert.«
     »Verdammt! Ist das wahr, Otto?«
     Köster nickte. »Habe es heute erst erfahren.«
     »Dafür haben wir diesen Bruder wie barmherzige Schwestern behandelt und

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