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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Steuer.
     Der Motor röhrte. Das Steuerrad zitterte in meiner Hand. Die Straßen schaukelten an mir vorüber, die Häuser schwankten, und die Laternen standen schräg im Regen. »Es geht nicht, Otto«, sagte ich. »Ich haue irgendwo gegen.«
     »Hau dagegen«, erwiderte er.
     Ich sah ihn an. Sein Gesicht war klar, gespannt und beherrscht. Er blickte auf die Straße vor uns. Ich drückte den Rücken gegen die Sitzlehne und faßte das Steuerrad fester. Ich biß die Zähne aufeinander und kniff die Augen zusammen. Langsam wurde die Straße deutlicher.
     »Wohin, Otto?« fragte ich.
     »Weiter 'raus.«
     Wir erreichten die Ausfallstraße, die aus der Stadt führte, und kamen auf die Chaussee. »Große Scheinwerfer«, sagte Köster.
     Die Betonstraße leuchtete hellgrau vor uns auf. Es regnete nur noch wenig, aber die Tropfen schlugen mir wie Hagelkörner ins Gesicht. Der Wind kam in schweren Stößen, die Wolken hingen niedrig, dicht über dem Walde waren sie zerrissen und Silber tropfte hindurch. Der Nebel hinter meinen Augen verflog. Das Brausen des Motors schlug durch meine Arme in meinen Körper. Ich spürte die Maschine und ihre Kraft. Die Explosionen der Zylinder erschütterten die dumpfe Starrheit meines Schädels. Die Kolben hämmerten wie Pumpen durch mein Blut. Ich griff zu. Der Wagen schoß die Landstraße entlang.
     »Schneller«, sagte Köster.
     Die Reifen begannen zu pfeifen. Bäume und Telegrafenstangen flogen surrend vorüber. Ein Dorf polterte vorbei. Ich war jetzt ganz klar.
    »Mehr Gas«, sagte Köster.
    »Kann ich ihn dann noch halten? Die Straße ist naß.«
     »Wirst es schon merken. Vor den Kurven umschalten auf den dritten Gang und mit Gas herum.«
     Der Motor brüllte auf. Die Luft knallte gegen mein Gesicht. Ich duckte mich hinter die Windschutzscheibe. Und plötzlich rutschte ich in das Donnern der Maschine hinein, Wagen und Körper wurden eins, eine einzige Spannung, ein hohes Vibrieren, ich fühlte die Räder unter meinen Füßen, ich fühlte den Boden, die Straße, die Geschwindigkeit, mit einem Ruck schob sich etwas zurecht, die Nacht heulte und sauste, sie schlug alles andere aus mir heraus, die Lippen preßten sich aufeinander, die Hände wurden Klammern, ich war nur noch Fahren und Rasen, besinnungslos gleichzeitig und mit höchster Aufmerksamkeit.
     In einer Kurve schleuderte der Wagen hinten weg. Ich steuerte gegen, einmal, zweimal und gab Gas. Einen Augenblick war alles lose wie ein Luftballon, dann fing sich der Wagen wieder.
     »Gut«, sagte Köster.
     »Es war nasses Laub«, erwiderte ich und spürte die Wärme und Gelöstheit, die nach jeder Gefahr über die Haut strömt.
     Köster nickte. »Das ist das Verfluchte bei Waldkurven im Herbst. Willst du eine Zigarette?«
     »Ja«, sagte ich.
     Wir hielten an und rauchten. »Können jetzt umkehren«, sagte Köster dann.
     Ich fuhr in die Stadt zurück und stieg aus. »War gut, daß wir gefahren sind, Otto. Bin jetzt drüber weg.«
     »Ich zeige dir nächstens mal eine andere Kurventechnik«, sagte er. »'rumwerfen mit der Bremse. Kann man aber nur machen, wenn die Straßen trockener sind.«
     »Schön, Otto. Schlaf gut.«
     »Schlaf gut, Robby.«
     Karl fegte los. Ich ging ins Haus. Ich war sehr erschöpft, aber ganz ruhig und nicht mehr traurig.

      23 Anfang November verkauften wir den Citroen. Das Geld reichte, um die Werkstatt eine Weile weiterzuführen, aber unsere Lage wurde von Woche zu Woche schlechter. Die Leute stellten im Winter ihre Wagen ein, um Benzin und Steuern zu sparen, und Reparaturen kamen immer weniger vor. Wir halfen uns zwar mit dem Taxi durch, aber der Verdienst war für drei zu knapp, und ich war deshalb ganz froh, als der Wirt vom International mir vorschlug, vom Dezember ab wieder jeden Abend bei ihm Klavier zu spielen. Er hatte in der letzten Zeit Glück gehabt; der Viehhändlerverband hatte seine wöchentlichen Vereinsabende in ein Hinterzimmer des International verlegt, dann war der Pferdehändlerverband nachgefolgt und zum Schluß noch die Gesellschaft für Feuerbestattung auf gemeinnütziger Grundlage. Auf diese Weise konnte ich Lenz und Köster das Taxi lassen, und mir war es auch sonst ganz recht – wußte ohnehin oft nicht, wie ich die Abende herumbringen sollte.
     Pat schrieb mir regelmäßig. Ich wartete auf ihre Briefe, aber ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie lebte, und manchmal, in den dunklen, schmutzigen Dezemberwochen, wo es nicht einmal mittags richtig hell

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