Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
Vom Netzwerk:
mich tun, was ich will.«
     Ihr Gesicht war rot von der Sonne überschienen. Es war ernst und still und voll großer Zärtlichkeit. Wovon sprechen wir nur? dachte ich mit trockenem Mund, es ist doch unmöglich, daß wir dastehen und über etwas reden, was nie sein kann und nie sein darf. Das ist doch Pat, die diese Worte spricht, gelassen, fast ohne Trauer, als gäbe es nichts mehr dagegen, nicht einmal den armseligen Fetzen einer trügerischen Hoffnung, es ist doch Pat, fast noch ein Kind, das ich beschützen muß, Pat, die plötzlich weit weg von mir ist, vertraut schon und ergeben mit dem Namenlosen auf der anderen Seite.
     »Du mußt nicht so etwas sagen«, murmelte ich schließlich. »Ich dachte ja nur, wir könnten vielleicht vorher den Arzt fragen.«
     »Wir fragen niemand mehr, niemand!« Sie schüttelte den schönen, schmalen Kopf und sah mich mit ihren geliebten Augen an. »Ich will nichts mehr wissen. Ich will nur noch glücklich sein.«

     Abends war Getuschel und Laufen auf den Gängen des Sanatoriums. Antonio kam und brachte eine Einladung. Es sollte noch eine Zusammenkunft im Zimmer eines Russen sein.
    »Kann ich denn da so einfach mitgehen?« fragte ich.
    »Hier?« fragte Pat zurück.
     »Hier kann man vieles, was sonst nicht geht«, sagte Antonio lächelnd.
     Der Russe war ein dunkler, älterer Mann. Er bewohnte zwei Zimmer, in denen viele Teppiche lagen. Auf einer Truhe standen Schnapsflaschen. Die Zimmer waren halbdunkel. Es brannten nur Kerzen. Unter den Gästen war eine sehr schöne, junge Spanierin. Sie hatte Geburtstag; das sollte gefeiert werden.
     Es war eine eigentümliche Stimmung in diesen überflackerten Räumen, die an einen Unterstand erinnerten mit ihrem halben Licht, und mit der sonderbaren Verbrüderung dieser Menschen, die alle ein gemeinsames Schicksal hatten.
     »Was wollen Sie trinken?« fragte mich der Russe. Er hatte eine sehr warme, tiefe Stimme.
     »Was Sie haben.«
     Er holte eine Flasche Kognak und eine Karaffe Wodka. »Sind Sie gesund?« fragte er.
    »Ja«, antwortete ich verlegen.
     Er bot mir Zigaretten mit langen Pappmundstücken an. Wir tranken. »Gewiß kommt Ihnen manches hier sonderbar vor, nicht wahr?« meinte er.
     »Nicht einmal so sehr«, erwiderte ich. »Ich bin kein normales Leben gewöhnt.«
     »Ja«, sagte er und sah mit einem dunklen Blick zu der Spanierin hinüber, »es ist eine Welt für sich hier oben. Sie verändert die Menschen.«
     Ich nickte.
    »Eine sonderbare Krankheit«, fügte er nachdenklich hinzu.
    »Sie macht die Menschen lebendiger. Und manchmal besser. Eine mystische Krankheit. Sie schmilzt die Schlacken weg.« Er erhob sich, nickte mir zu und ging zu der Spanierin
    hinüber, die ihm entgegenlächelte.
    »Ein Schmalzpathetiker, was?« fragte jemand hinter mir.
     Ein Gesicht ohne Kinn. Eine Beulenstirn. Unruhige, fiebrige Augen.
     »Ich bin hier Gast«, sagte ich. »Sie nicht?«
     »Damit fängt er die Frauen«, fuhr der andere fort, ohne zuzuhören, »damit fängt er sie. Die Kleine da auch.«
     Ich gab keine Antwort. »Wer ist das?« fragte ich Pat, als er weg war.
     »Ein Musiker. Geiger. Er ist rettungslos verliebt in die Spanierin. So, wie man sich hier oben verliebt. Aber sie will nichts von ihm wissen. Sie liebt den Russen.«
     »Täte ich auch an ihrer Stelle.«
     Pat lachte.
     »Ich finde, das ist ein Mann zum Verlieben«, sagte ich.
     »Du nicht auch?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Warst du nie verliebt hier?«
    »Nicht sehr.«
    »Es wäre mir auch ganz egal«, sagte ich.
     »Das sind ja schöne Bekenntnisse.« Pat richtete sich auf. »Es sollte dir aber ganz und gar nicht egal sein.«
     »So meine ich das nicht. Ich kann dir nicht einmal erklären, wie ich es meine. Ich kann es deshalb nicht, weil ich immer noch nicht weiß, was du eigentlich an mir findest.«
     »Das laß nur meine Sorge sein«, erwiderte sie.
     »Weißt du es denn?«
     »Nicht genau«, erwiderte sie lächelnd. »Sonst wäre es ja keine Liebe mehr.«
     Der Russe hatte die Flaschen stehengelassen. Ich goß mir ein paar Gläser ein und trank sie leer. Die Stimmung in dem Raum bedrückte mich. Ich sah Pat nicht gern unter all diesen Kranken.
    »Gefällt es dir hier nicht?« fragte sie.
    »Nicht sehr. Ich muß mich erst daran gewöhnen.«
    »Mein armer Liebling...« Sie strich über meine Hand.
    »Ich bin nicht arm, wenn du da bist«, sagte ich.
    »Ist Rita nicht sehr schön?«
    »Nein«, sagte ich, »du bist viel schöner.«
     Die junge

Weitere Kostenlose Bücher