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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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Damit hält er hier durch. Sonst wäre er nicht immer guter Laune.«
     »Dafür werden wir dich um so mehr einpacken.«
     Ich wickelte sie in alle Decken und Schals, die wir hatten. Dann stampften die Schlitten bergab. Es war eine lange Kolonne. Alle, die konnten, waren ausgerissen. Man hätte meinen können, eine Hochzeitsgesellschaft führe zu Tal; so festlich nickten die bunten Federbüschel auf den Köpfen der Pferde im Mondlicht; und so viel wurde gelacht und von Schlitten zu Schlitten gerufen.
     Der Kursaal war verschwenderisch dekoriert. Es wurde schon getanzt, als wir ankamen. Für die Gäste des Sanatoriums war eine Ecke reserviert, die vor Zugwind von den Fenstern her geschützt war. Es war warm, und es roch nach Blumen, Parfüm und Wein.
     Eine Menge Leute saß an unserm Tisch – der Russe, Rita, der Geiger, eine alte Frau, ein geschminkter Totenkopf, ein Gigolo, der dazugehörte, Antonio und noch einige mehr.
     »Komm, Robby«, sagte Pat, »wir versuchen einmal zu tanzen.«
     Das Parkett drehte sich langsam um uns. Die Geige und das Cello erhoben sich zu einer sanften Kantilene über das raunende Orchester. Leiser schleiften die Füße der Tanzenden über den Boden.
     »Aber mein geliebter Liebling, du kannst ja plötzlich wunderbar tanzen«, sagte Pat überrascht. »Na, wunderbar...«
     »Doch. Wo hast du das gelernt?«
     »Das hat Gottfried mir noch beigebracht«, sagte ich. »In eurer Werkstatt?«
     »Ja – und im Café International. Wir brauchten doch auch Damen dazu. Rosa, Marion und Wally haben mir den letzten Schliff gegeben. Ich fürchte nur, es ist nicht gerade sehr elegant dadurch geworden.«
     »Doch!« Ihre Augen strahlten. »Zum erstenmal tanzen wir so miteinander, Robby!«
     Neben uns tanzte der Russe mit der Spanierin. Er lächelte und nickte uns zu. Die Spanierin war sehr bleich. Das schwarze, glänzende Haar umfaßte ihre Stirn wie ein Rabenflügel. Sie tanzte mit unbewegtem, ernstem Gesicht. Auf ihrem Handgelenk lag ein Armband von viereckigen, großen Smaragden. Sie war achtzehn Jahre alt. Vom Tisch her verfolgte der Geiger sie mit gierigen Augen.
     Wir gingen wieder zurück. »Jetzt möchte ich eine Zigarette«, sagte Pat.
     »Das solltest du lieber nicht«, erwiderte ich vorsichtig. »Nur ein paar Züge, Robby. Ich habe so lange nicht geraucht.« Sie nahm die Zigarette, legte sie aber bald wieder weg. »Sie schmeckt mir nicht, Robby. Sie schmeckt mir einfach nicht mehr.«
     Ich lachte. »Das ist immer so, wenn man etwas lange entbehrt hat.«
    »Hast du mich auch lange entbehrt?« fragte sie.
     »Es ist nur bei Giften so«, erwiderte ich. »Nur bei Schnaps und Tabak.«
     »Menschen sind ein viel schlimmeres Gift als Schnaps und Tabak, Liebling.«
     Ich lachte. »Du bist ein kluges Kind, Pat.«
     Sie stützte die Arme auf den Tisch und sah mich an. »Richtig ernst genommen hast du mich doch eigentlich nie, was?«
     »Ich habe mich selbst nie richtig ernst genommen«, erwiderte ich.
     »Mich auch nicht. Sag mal die Wahrheit.«
     »Das weiß ich nicht. Aber uns beide zusammen habe ich immer furchtbar ernst genommen, das weiß ich.«
     Sie lächelte. Antonio forderte sie zum Tanzen auf. Beide gingen zum Parkett. Ich sah sie an, während sie tanzte. Sie lächelte mir im Vorbeikommen jedesmal zu. Ihre silbernen Schuhe berührten kaum den Boden. Sie hatte die Bewegungen einer Antilope. Der Russe tanzte wieder mit der Spanierin. Beide schwiegen. Sein großes, dunkles Gesicht war voll verschatteter Zärtlichkeit. Der Geiger hatte einen Versuch gemacht, mit der Spanierin zu tanzen. Sie hatte nur den Kopf geschüttelt und war mit dem Russen zum Parkett gegangen.
     Der Geiger zerkrümelte eine Zigarette in den langen, knochigen Fingern. Er tat mir plötzlich leid. Ich bot ihm eine Zigarette an. Er lehnte ab. »Ich muß mich schonen«, sagte er mit seiner abgehackten Stimme.
     Ich nickte. »Der da«, fuhr er kichernd fort und zeigte auf den Russen, »der raucht jeden Tag fünfzig Stück.«
    »Der eine macht es so, der andere so«, erwiderte ich.
     »Wenn sie jetzt auch nicht mit mir tanzen will, ich kriege sie doch noch.«
     »Wen?« – »Rita.«
     Er rückte näher. »Ich stand gut mit ihr. Wir spielten zusammen. Dann kam der Russe und schnappte sie mir weg mit seinen Tiraden. Aber ich kriege sie wieder.«
     »Dann müssen Sie sich aber anstrengen«, sagte ich. Der Mann gefiel mir nicht.
     Er brach in ein meckerndes Gelächter aus. »Anstrengen? Sie ahnungsloser

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