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Drei Kameraden

Drei Kameraden

Titel: Drei Kameraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Maria Remarque
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hätte Sie dann schon mittags abgeholt.«
     »Haben Sie denn soviel Zeit?«
     »Das nicht. Aber ich hätte mich schon frei gemacht.«
     Sie holte tief Atem. »Wunderbare Luft! Es riecht nach Frühling.«
     »Wenn Sie Lust haben, können wir in der Luft herumfahren, soviel Sie wollen«, sagte ich, »nach draußen, vor die Stadt, durch den Wald – ich habe einen Wagen mitgebracht.« Damit zeigte ich so nachlässig auf den Cadillac, als wäre er ein alter Ford.
     »Der Cadillac?« Überrascht sah sie mich an. »Gehört der Ihnen?«
     »Heute abend, ja. Sonst gehört er unserer Werkstatt. Wir haben ihn aufgearbeitet und wollen das Geschäft unseres Lebens damit machen.« Ich öffnete die Tür. »Wollen wir zuerst in die ›Traube‹ fahren und essen? Was meinen Sie dazu?«
     »Essen schon, aber wozu gerade in der ›Traube‹?«
     Ich sah verdutzt auf. Die »Traube« war das einzige elegante Restaurant, das ich kannte.
     »Offen gestanden«, sagte ich, »etwas anderes weiß ich nicht. Ich denke auch, der Cadillac verpflichtet uns etwas.«
     Sie lachte. »In der ›Traube‹ ist es bestimmt steif und langweilig. Gehen wir doch woanders hin!«
     Ich stand ratlos da. Meine seriösen Träume lösten sich in Dunst auf.
     »Dann müssen Sie schon etwas vorschlagen«, sagte ich. »Die Lokale, die ich nämlich sonst noch kenne, sind etwas handfest. Ich glaube, das ist nichts für Sie.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Das sieht man doch so ungefähr...«
     Sie blickte mich rasch an. »Wir können es ja mal versuchen.«
    »Gut.« Ich warf entschlossen mein ganzes Programm um.
     »Dann weiß ich was, wenn Sie nicht schreckhaft sind. Wir gehen zu Alfons.«
     »Alfons klingt schon sehr gut«, erwiderte sie, »und schreckhaft bin ich heute abend auch nicht.«
     »Alfons ist ein Bierwirt«, sagte ich, »ein guter Freund von Lenz.«
     Sie lachte. »Lenz hat wohl überall Freunde?«
     Ich nickte. »Er findet sie auch leicht. Das haben Sie ja bei Binding gesehen.«
     »Ja, weiß Gott«, erwiderte sie. »Das ging ja wie der Blitz.«
     Wir fuhren los.

     Alfons war ein schwerer, ruhiger Mann. Vorstehende Backenknochen. Kleine Augen. Aufgekrempelte Hemdsärmel. Arme wie ein Gorilla. Er warf jeden, der ihm in seiner Kneipe nicht paßte, selbst 'raus. Auch die Mitglieder des Sportvereins Heimattreue. Für sehr schwierige Gäste hatte er einen Hammer unter der Theke bereit. Das Lokal lag praktisch; dicht beim Krankenhaus. Alfons sparte so die Transportkosten.
     Er wischte mit der behaarten Tatze über die helle Tischplatte aus Tannenholz. »Bier?« fragte er.
     »Korn und was zu essen«, sagte ich.
     »Und die Dame?« fragte Alfons.
     »Die Dame will auch einen Korn«, sagte Patrice Hollmann.
     »Heftig, heftig«, meinte Alfons. »Es gibt Schweinerippchen mit Sauerkraut.«
    »Selbstgeschlachtet?« fragte ich.
    »Klar.«
    »Aber die Dame möchte sicher etwas Leichteres essen.«
     »Kann nicht ihr Ernst sein«, meinte Alfons. »Schauen Sie sich erst mal die Rippchen an.«
     Er ließ den Kellner eine Portion zeigen. »War eine wunderbare Sau«, sagte er. »Prämiiert. Zwei erste Preise.«
     »Da kann natürlich niemand widerstehen«, erwiderte Patrice Hollmann zu meinem Erstaunen mit einer Sicherheit, als verkehre sie schon Jahre in der Kaschemme hier.
    Alfons zwinkerte. »Also zwei Portionen?«
    Sie nickte.
    »Schön! Werde mal selbst aussuchen.«
    Er ging in die Küche. »Ich nehme meine Zweifel wegen des
    Lokals zurück«, sagte ich. »Sie haben Alfons im Sturm erobert. Selbst aussuchen, das macht er sonst nur bei Stammgästen.«
     Alfons kam zurück. »Habe euch noch eine frische Wurst 'reingegeben.«
     »Keine schlechte Idee«, sagte ich.
     Alfons sah uns wohlwollend an. Der Korn kam. Drei Gläser. Eins für Alfons mit. »Na, denn Prost«, sagte er. »Auf daß unsere Kinder reiche Eltern kriegen.«
     Wir kippten die Gläser. Das Mädchen nippte nicht, es kippte auch.
     »Heftig, heftig«, sagte Alfons und schlurfte zur Theke zurück.
     »Schmeckt Ihnen der Korn?« fragte ich.
     Sie schüttelte sich. »Etwas kräftig. Aber ich kann mich
    doch vor Alfons nicht blamieren.«
     Die Schweinerippchen hatten es in sich. Ich aß zwei große Portionen, und auch Patrice Hollmann aß bedeutend mehr, als ich ihr zugetraut hatte. Ich fand es großartig, daß sie so gut mitmachte und sich so ohne weiteres in das Lokal fand. Sie trank auch ohne Ziererei noch einen zweiten Korn mit Alfons.
     Der zwinkerte mir heimlich

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