Drei Maenner fuers Leben
es würde mir gar nicht gefallen, wenn du in so eine Richtung schielst. Und wenn du dich morgen nicht freimachen kannst, sage ich Myra einfach, dass du schon etwas anderes vorgehabt hättest.«
»Morgen Abend?« D. C. fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er hasste Wohltätigkeitsveranstaltungen. »Krawattenzwang?«
»Ich fürchte, ja.« Als Daniel darauf einen gebrummten Fluch hörte, gab er einen mitfühlenden Laut von sich. »Hör zu, ich rufe Myra gleich zurück und sage ihr, dass es dir schrecklich leidtut, du aber nicht kannst. Schließlich gibt es keinen Grund für dich, einen ganzen Abend mit einem Mädchen zu verschwenden, das dich zu Tode langweilen würde, oder? Ich bezweifle, dass ihr auch nur ein einziges gemeinsames Interesse habt. Du solltest lieber endlich anfangen, dich nach einer richtigen Frau umzuschauen. Es wird Zeit, dass du heiratest und ein geregeltes Leben führst, Daniel Campbell. Höchste Zeit. Deine Großmutter macht sich schon Sorgen, dass du eines Tages noch als einsamer alter Mann in deinem Atelier verhungerst. Ich wüsste da auch schon ein Mädchen. Sie ist …«
»Ich mach es.« Die Entscheidung war reiner Reflex. Wenn Daniel nicht allzu viel von Myras Patentochter hielt, bedeutete das zumindest, dass er sich nicht alle naselang ans Telefon hängen würde, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Vielleicht würde sein Großvater ja in seinen unermüdlichen Bemühungen, seine Dynastie zu erweitern, nachlassen, nachdem er, D. C., ihm diesen Gefallen getan hatte. Einen Versuch war es immerhin wert, obwohl D. C. sich keine sehr großen Hoffnungen machte. »Um wie viel Uhr denn morgen, und wo soll ich diese, wie auch immer sie heißt, abholen?«
»Oh, Gott segne dich. Für diesen Gefallen schulde ich dir etwas. Die Sache steigt um acht im Shoreham Hotel. Am besten holst du Layna in ihrem Elternhaus in der O Street ab.« Daniel rasselte die Adresse herunter. »Ich bin dir wirklich zutiefst dankbar, dass du mir aus der Patsche geholfen hast, D. C.«
D. C. zuckte nur die Schultern und schüttete sich direkt aus der Packung einige Cornflakes in den Mund. Während er dann mit Daniel noch Familienklatsch austauschte, fragte er sich flüchtig, wo, zum Teufel, er seinen Smoking hingepackt hatte.
»Oh, Tante Myra, wirklich.« Über dem Arm einen Traum von fließender weißer Seide, stand Layna Drake in ihrer Unterwäsche da und machte ein peinlich berührtes Gesicht. »Ein Blind Date?«
»Nicht wirklich, Schätzchen.« Myra lächelte beruhigend. »Du hast ihn früher schon einmal getroffen … da wart ihr beide allerdings noch Kinder. Ich weiß, dass es eine Zumutung für dich ist, aber Daniel bittet mich so selten um etwas. Und es ist ja nur ein Abend. Außerdem wolltest du ja sowieso auf den Ball gehen.«
»Ja, aber mit dir.«
»Ich komme doch trotzdem mit. Er ist wirklich ein sehr netter junger Mann, Schätzchen. Ein bisschen reizbar vielleicht, aber trotzdem sehr nett.« Sie strahlte. »Natürlich sind alle meine Patenkinder wundervolle Menschen.«
Myra behielt ihr Lächeln bei, als sie sich hinsetzte und ihre Patentochter musterte. Myra war eine kleine, quirlige Frau mit Haaren, so weiß und weich wie frisch gefallener Schnee, und einem Verstand, der so schnell und scharf sein konnte wie ein Klappmesser. Doch wenn die Situation es erforderte – und das tat sie jetzt –, schaffte sie es, sich mit einer Aura von Zerbrechlichkeit und Hilflosigkeit zu umgeben, die jedermann zu Herzen ging. Ja, ja, die betagte Witwe Ditmeyer, dachte sie amüsiert.
»Daniel macht sich Sorgen um ihn«, fuhr sie fort. »Und ich auch. Der Junge kommt einfach zu selten unter Leute. Aber mal ehrlich, wer hätte denn gedacht, dass Daniel auf so eine Idee kommen würde, als ich ganz nebenbei erwähnte, dass du wieder in Washington seist und vorhättest, auf diesen Ball zu gehen? Ich war einfach …«, Myras Hände flatterten hilflos, »… perplex. Ich schaffte es nicht, ihm seine Bitte abzuschlagen. Obwohl ich mir darüber klar bin, dass es eine Zumutung für dich ist.«
Weil ihre heiß geliebte Patentante plötzlich so unglücklich dreinschaute, gab Layna ihrem Herzen einen Stoß. »Na gut. Ich wollte ja sowieso hingehen.« Mit graziösen Bewegungen stieg sie in ihr Abendkleid. »Kommt er direkt ins Hotel?«
»Nein. Oje!« Myra warf einen Blick auf ihre Uhr und erhob sich. »Er wird gleich hier sein, um dich abzuholen. Wir treffen uns dann auf dem Ball. Du liebe Güte, wie die Zeit verfliegt. Mein
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