Drei Maenner fuers Leben
hier ebenfalls nackt und musste dringend gesaugt werden.
Die Essnische, die von der Küche abging, war leer, die Küche selbst ein einziges Tohuwabohu. Die wenigen Teller und Töpfe, die sich nicht verdreckt in der Spüle türmten, befanden sich auch noch in den Kartons. Er ging geradewegs zum Kühlschrank und war höchst überrascht, diesen bis auf drei Flaschen Bier, eine Flasche Wein und zwei Eier leer vorzufinden.
Er wäre bereit gewesen zu schwören, dass er eingekauft hatte.
Eine gründliche Durchforstung der Schränke förderte ein paar Scheiben verschimmeltes Brot, eine Tüte Kaffee, sechs Schachteln Cornflakes und eine Dose Suppe zutage.
Resigniert riss er eine Packung Cornflakes auf und stopfte sich eine Handvoll in den Mund, während er mit sich rang, ob ihm der Sinn eher nach einer Tasse Kaffee oder einer Dusche stand. Er hatte eben beschlossen, sich Kaffee zu machen und ihn mit unter die Dusche zu nehmen, da klingelte das Telefon.
Er registrierte ohne großes Interesse, dass das Lämpchen des Anrufbeantworters blinkte, und nahm, auf den trockenen Cornflakes herumkauend, den Hörer ab.
»Hallo.«
»Da ist ja mein Junge.«
Der eisige Blick wurde warm, der harte Mund weich. D. C. lümmelte sich gegen den Tresen und grinste. »He, Grandpa, was führst du denn diesmal wieder im Schilde?«
»Manche würde sagen, nichts Gutes«, erwiderte Daniel mit dröhnender Stimme. »Hörst du deinen Anrufbeantworter eigentlich nie ab? Ich habe dir in den letzten Tagen mindestens ein Dutzend Mal auf diese verdammte Maschine gesprochen. Deine Großmutter wollte schon das nächste Flugzeug nehmen, um sich davon zu überzeugen, dass du nicht tot im Bett liegst.«
D. C. hob nur eine Augenbraue. Es war eine allseits bekannte Tatsache, dass Daniel seine stets heiter gelassene Ehefrau vorschob, wenn er seine Enkel nerven wollte. »Ich habe gearbeitet.«
»Lobenswert. Das ist wirklich sehr lobenswert, mein Junge, aber ab und zu kannst du auch mal eine kleine Verschnaufpause einlegen, oder?«
»Das mache ich gerade.«
»Und jetzt zu meinem Anliegen. Ich wollte dich bitten, mir aus der Patsche zu helfen. Es fällt mir nicht leicht, glaub mir.« Der schwere Seufzer, den Daniel ausstieß, veranlasste seinen Enkel, besorgt die Stirn zu runzeln.
»Worum geht es denn?«
»Es wird dir nicht gefallen, und Gott weiß, dass ich dir das nicht verübeln kann. Aber ich stecke wirklich in der Klemme. Deine Tante Myra …«
»Ist alles in Ordnung mit ihr?« D. C. richtete sich kerzengerade auf. Myra Ditmeyer war die älteste und beste Freundin seiner Großmutter, zudem seine heiß geliebte Patentante und ein hoch geschätztes Mitglied des MacGregor-Clans. D. C. verehrte sie und erinnerte sich jetzt schuldbewusst daran, dass er sich noch kein einziges Mal bei ihr gemeldet hatte, seit er wieder in Washington war.
»Oh, ihr geht es prächtig, Junge. Mach dir um sie keine Sorgen. Die Frau ist munter wie ein Fisch im Wasser. Aber … nun, sie hat außer dir noch ein Patenkind. Ich weiß nicht, ob du dich an das Mädel erinnern kannst. Du hast sie als Junge ein- oder zweimal gesehen. Layna Drake, sagt dir der Name etwas?«
Es dauerte eine Weile, dann erschien vor D. C.s geistigem Auge das Bild eines mageren kleinen Mädchens mit Haaren, so flauschig wie eine Pusteblume. »Was ist mit ihr?«
»Sie ist wieder in Washington. Du kennst die Drakes – die Kaufhauskette. Das ist ihre Familie. Sie arbeitet jetzt in der Hauptfiliale, und Myra … Nun, am besten rede ich nicht lange um den heißen Brei herum. Morgen Abend findet ein Wohltätigkeitsball statt, und Myra ist völlig am Boden zerstört, weil das Mädchen keine Begleitung hat. Deshalb hat sie mich gebeten, dich zu fragen, ob du …«
»Verdammt, Grandpa.«
»Ich weiß, ich weiß.« Daniel seufzte leidgeprüft. »So sind sie nun mal, die Frauen. Junge, was soll ich dazu noch sagen? Sie zerren so lange an einem herum, bis man nachgibt. Jetzt habe ich ihr versprochen, dich zu fragen, ob du Layna vielleicht begleiten würdest. Du tätest mir wirklich einen riesigen Gefallen, wenn du dich dazu aufraffen könntest. Nur dieses eine Mal.«
»Verflucht noch mal, Grandpa, wenn das wieder so eine abgekartete Sache ist …«
Daniel unterbrach ihn mit einem herzhaften Lachen. »Diesmal nicht, Junge. Dieses Mädchen ist nichts für dich, glaub mir. Sie ist zwar recht hübsch und hat gute Manieren, aber dein Typ ist sie ganz bestimmt nicht. Zu kühl und ein bisschen zu hochnäsig. Nein, nein,
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