Drei Maenner fuers Leben
Fahrer denkt bestimmt schon, mir wäre etwas passiert.«
»Aber …«
»Wir sehen uns dann in ungefähr einer Stunde, Schätzchen«, sagte Myra, während sie, überraschend flink für eine Frau ihres Alters, zur Tür eilte. »Übrigens, du siehst wundervoll aus«, bemerkte sie noch, ehe sie das Zimmer verließ.
Layna stand in dem am Rücken noch offenen Kleid da und atmete laut aus. Typisch, dachte sie. Das war doch wirklich wieder einmal typisch. Ihre Patentante konnte es einfach nicht lassen, ihr ständig irgendwelche Heiratskandidaten auf einem Silbertablett zu servieren, wobei ihr die manchmal höchst unangenehme Aufgabe blieb, diese so elegant wie möglich wieder loszuwerden.
Die Ehe war etwas, das sie entschieden aus ihrem Lebensplan gestrichen hatte. Layna, die in einem Elternhaus aufgewachsen war, in dem gute Manieren mehr zählten als Liebe und man über gelegentliche Affären höflich hinwegsah, hatte nicht den leisesten Wunsch, sich eines Tages in einer ähnlich gearteten Beziehung wiederzufinden.
Männer eigneten sich gut zur Dekoration, solange sie selbst es war, die die Show leitete. Und im Augenblick war ihr ihre Karriere weitaus wichtiger als Verabredungen an einem Samstagabend.
Sie hatte vor, auf der Leiter des Erfolgs in ihrem Familienunternehmen weiter emporzuklettern, und wenn alles nach Plan lief, würde sie in zehn Jahren ganz oben angelangt sein.
Noch eine Show, die sie zu leiten gedachte.
»Drake’s« war nicht nur eine exklusive Ladenkette, sondern eine Institution. Solange Layna Single war und das auch blieb, konnte sie ihre ganze Zeit und Energie darauf verwenden, den Ruf und den Stil der Firma zu erhalten und sogar noch auszubauen.
Sie war nicht wie ihre Mutter, die »Drake’s« als ihren persönlichen Kleiderschrank betrachtete. Oder wie ihr Vater, dem der Profit immer mehr am Herzen gelegen hatte als innovative Ideen oder Traditionen, die es zu erhalten galt. Sie war sie selbst.
Und ihr war »Drake’s« sowohl Freude wie auch Verpflichtung. Die Ladenkette war, wie sie glaubte, ihre wahre Familie.
Manche mochten das vielleicht traurig finden, aber sie fand es tröstlich.
Sie griff hinter sich und schloss mit einer schnellen Bewegung den Reißverschluss. Zu ihrer Verantwortung »Drake’s« gegenüber gehörte es auch, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und an einer Wohltätigkeitsveranstaltung wie dieser teilzunehmen. Von einer Art der Arbeit auf die andere umzuschalten bedeutete für sie etwa so viel, wie beim Fahren den Gang zu wechseln. Disziplin hatte sie sich bereits in ihrer frühesten Kindheit antrainiert, und mittlerweile war sie ihr zur zweiten Natur geworden.
Und ihr Job erforderte hin und wieder eine angemessene Herrenbegleitung.
Immerhin schienen bei ihrer Tante Myra diesmal keine Hintergedanken im Spiel zu sein. Es würde ihr ein Leichtes sein, mit einem praktisch Fremden einen Abend lang Konversation zu machen. Darin war sie Expertin.
Sie drehte sich um und nahm die tropfenförmigen brillantbesetzten Perlenohrringe von der antiken Ankleidekommode. Dieses Möbelstück, wie auch die gesamte Einrichtung ihres Schlafzimmers, spiegelte ihren Geschmack wider – schlichte Eleganz, gewürzt mit einer hauchfeinen Prise Extravaganz. Die Kopfseite des ebenfalls antiken Bettes aus Kirschholz war mit wunderschönen Holzschnitzereien verziert, und die dazu passenden Konsolen mit den spiegelblank polierten Platten schmückten frische Blumen und sorgfältig ausgesuchte Accessoires.
Das ist jetzt dein Heim, dachte sie mit leisem Stolz. Sie hatte das Haus ihrer Eltern zu ihrem Heim gemacht.
Vor einem kleinen Marmorkamin stand eine gemütliche Sitzecke und rechts davon ein zierlicher Frisiertisch, auf dem sich eine Kollektion kühn geformter Parfümflakons reihte.
Sie ging zu dem Tischchen, nahm eine Flasche mit ihrem Duft und tupfte sich gedankenverloren zwei Tropfen hinters Ohr, während sie sich für einen Augenblick – für einen ganz kurzen Augenblick nur – gestattete, sich nach einem ruhigen Abend zu Hause zu sehnen. Sie hatte einen Zehnstundentag bei »Drake’s« hinter sich. Ihre Füße schmerzten, sie war müde, und ihr Magen war leer.
Sie schob den Gedanken schnell beiseite und stellte sich vor den großen Garderobenspiegel, um den Sitz ihres Abendkleids zu überprüfen. Es fiel von der Büste kerzengerade bis zu den Knöcheln hinab und ließ die Schultern frei. Zufrieden mit sich schlüpfte sie noch in das dazugehörige kurze Jäckchen, zog ihre
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