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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Schulze sein Taschenmesser und wollte sich die Knöpfe vom violetten Anzug schneiden, um sie Kasimir in den Schneebauch zu drücken. Aber Herr Kesselhuth ließ es nicht zu und erklärte, das gehe keinesfalls.
    Deshalb nahm Hagedorn Herrn Schulze das Messer weg, schnitt mehrere Tannenzweige ab und besetzte Kasimirs Brust damit, bis er wie ein Gardehusar aussah.
    »Kriegt er keine Arme?« fragte Kesselhuth.
    »O nein«, sagte Doktor Hagedorn. »Kasimir ist ein Torso!«
    Dann verliehen sie ihm ein Gesicht. Als Nase verwandten sie eine Streichholzschachtel. Der Mund wurde von kurzen Zweigstücken dargestellt. Und als Augen benutzten sie Baumrinde.
    Kesselhuth bemerkte kritisch: »Kasimir braucht einen Tschako, damit man seine Glatze nicht sieht.«
    »Sie sind ein grauenhafter Naturalist«, sagte Schulze empört. »Wenn Sie Bildhauer geworden wären, hätten Sie Ihren Plastiken Perücken aufgesetzt!«
    »Ich besorge morgen früh aus der Küche einen Konfitüreneimer«, versprach Hagedorn. »Den setzen wir unserem Liebling verkehrt auf. Da kann er den Henkel gleich als Kinnkette benutzen.« Der Vorschlag wurde gebilligt und angenommen.
    »Kasimir ist ein schöner, stattlicher Mensch«, meinte Schulze hingerissen.
    »Kunststück«, rief Kesselhuth. »Er hat ja auch drei Väter!«
    »Zweifellos einer der beachtlichsten Schneemänner, die je gelebt haben«, sagte Hagedorn. »Das ist meine ehrliche Überzeugung.«
    Dann riefen sie im Chor: »Gute Nacht, Kasimir!«
    Und der Schneemann antwortete ganz laut: »Gute Nacht, meine Herren.«
    Es war aber gar nicht der Schneemann, sondern ein Gast aus dem ersten Stock, der wegen des Lärms vor dem Hotel nicht hatte einschlafen können. Wütend knallte er das Fenster zu. Und die drei Väter Kasimirs gingen auf den Zehenspitzen ins Haus.
    Herr Schulze zog, als er schlafen ging, seinen Flauschmantel an. Er lächelte vergnügt zum Dachfenster empor und sagte: »Der alte Tobler friert, aber er ergibt sich nicht!« Dann schlummerte er ein.
    Auch Hagedorn schlief sehr bald. Anfangs störten ihn zwar die elegante Umgebung und der warme Ziegelstein. Doch er war, was den Schlaf anbelangt, eine Naturbegabung. Sie setzte sich auch in Bruckbeuren durch.
    Nur Herr Kesselhuth wachte. Er saß in seinem Zimmer und erledigte Post. Nachdem der Geschäftsbrief fertig war, den ihm der Geheimrat zu schreiben aufgetragen hatte, begann er ein privates, außerordentlich geheimes Schreiben. Und das lautete so:
    »Liebes Fräulein Hildegard!
    Wir sind gesund und munter angekommen. Sie hätten aber trotzdem nicht hintenherum mit dem Hotel telefonieren sollen. Der Herr Geheimrat will Ihnen die Ohren abschneiden. Es war ja auch ein Schreck! Man hat den andern Preisträger, Herrn Doktor Hagedorn, für den verkleideten Millionär gehalten. Ich kam gerade dazu. Und nun hat Hagedorn die Katzen im Zimmer. Nicht der Herr Geheimrat.
    Wir haben uns angefreundet. Ich mich mit Hagedorn. Er sich mit Ihrem Vater. Und dadurch der Geheimrat mit mir. Ich bin sehr froh.
    Vorhin haben wir zu dritt einen großen Schneemann gemacht. Er heißt Kasimir und hat einen Eierkopf. Und einen Torso.
    Das Hotel ist sehr vornehm. Das Publikum auch. Der Herr Geheimrat sieht natürlich zum Fürchten aus. Von dem Schlips kann einem schlecht werden. Aber rausgeschmissen hat man ihn nicht.
    Morgen geh ich in sein Zimmer und mache Ordnung. Mein elektrisches Bügeleisen hab ich mitgenommen. Wegen dem Schneemann wollte er sich die Jackettknöpfe abschneiden. Man muß kolossal auf ihn aufpassen. Die Frauen sind mächtig hinter Doktor Hagedorn her. Sie halten ihn für einen Thronfolger. Dabei ist er stellungslos und sagt, man könnte sich nicht in jede hübsche Frau verlieben. Das ginge zu weit.
    Morgen lerne ich Skifahren. Privatim. Es brauchen nicht alle zu sehen, wenn ich lang hinschlage. Der Portier dachte erst, der Herr Geheimrat sei ein Hausierer. Das hat er davon. Aber er findet so was ja nur komisch. Nun darf ich ihn wenigstens kennen und mit ihm sprechen. Ich bin sehr froh. Aber das schrieb ich schon einmal, wie ich gerade bemerke. Ich bin trotzdem sehr froh. Wir waren in der Bar und haben einiges gehoben. Aber vom Sternhimmel sind wir dann wieder nüchtern geworden. Und vom Schneemann. Er steht vorm Hoteltor. Die Gäste werden morgen staunen. Ich schreibe Ihnen bald wieder. Hoffentlich breche ich nichts Wesentliches.
    Skifahren ist ziemlich gefährlich. Wer soll sich um den Herrn Geheimrat kümmern, wenn ich bei irgendeinem Arzt in Gips

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