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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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liege!
    Na, ich werde schon aufpassen, daß ich ganz bleibe.
    Hoffentlich geht es Ihnen gut, liebes Fräulein Hilde. Haben Sie keine Sorgen um Ihren Vater. Auf mich können Sie sich verlassen. Das wissen Sie ja.
    Grüßen Sie die Kunkel von mir. Und der Einfall mit dem Telefonieren sehe ihr ähnlich. Mehr habe ich ihr nicht zu sagen.
    Von ganzem Herzen hochachtungsvoll und Ski Heil!
    Ihr alter Johann Kesselhuth.«

Das neunte Kapitel - Drei Männer im Schnee
    Früh gegen sieben Uhr polterten die ersten Gäste aus ihren Zimmern. Es klang, als marschierten Kolonnen von Tiefseetauchern durch die Korridore. Der Frühstückssaal hallte wider von den Gesprächen und vom Gelächter hungriger, gesunder Menschen. Die Kellner balancierten üppig beladene Tabletts. Später schleppten sie Lunchpakete herbei und überreichten sie den Gästen, die erst am Nachmittag von größeren Skitouren zurückkehren wollten.
    Heute zog auch Hoteldirektor Kühne wieder in die Berge. Als er, gestiefelt und gespornt, beim Portier vorüberkam, sagte er: »Herr Polter, sehen Sie zu, daß dieser Schulze keinen Quatsch macht! Der Kerl ist heimtückisch. Seine Ohrläppchen sind angewachsen. Und kümmern Sie sich um den kleinen Millionär!«
    »Wie ein Vater«, erklärte Onkel Polter ernst. »Und dem Schulze werde ich irgendeine Nebenbeschäftigung verpassen. Damit er nicht übermütig wird.«
    Karl der Kühne musterte das Barometer. »Ich bin vor dem Diner wieder da.« Fort war er.
    »Na, wennschon«, sagte der Portier und sortierte anschließend die Frühpost.
    Herr Kesselhuth saß noch in der Wanne, als es klopfte. Er meldete sich nicht. Denn er hatte Seife in den Augen. Und Kopfschmerzen hatte er außerdem. »Das kommt vom Saufen«, sprach er zu sich selber. Und dann ließ er sich kaltes Wasser übers Genick laufen.
    Da wurde die Badezimmertür geöffnet, und ein wilder, lockiger Gebirgsbewohner trat ein.
    »Guten Morgen wünsch ich«, erklärte er. »Entschuldigen Sie, bittschön. Aber ich bin der Graswander Toni.«
    »Da kann man nichts machen«, sagte der nackte Mann in der Wanne. »Wie geht’s?«
    »Danke der Nachfrage. Es geht.«
    »Das freut mich«, versicherte Kesselhuth in gewinnender Manier.
    »Und worum handelt sich’s? Wollen Sie mir den Rücken abseifen?«
    Anton Graswander zuckte die Achseln. »Schon, schon. Aber eigentlich komm ich wegen dem Skiunterricht.«
    »Ach so!« rief Kesselhuth. Dann streckte er einen Fuß aus dem Wasser, bearbeitete ihn mit Bürste und Seife und fragte. »Wollen wir mit dem Skifahren nicht lieber warten, bis ich abgetrocknet bin?«
    Der Toni sagte: »Please, Sir!« Er war ein internationaler Skilehrer.
    »Ich warte drunten in der Halle. Ich hab dem Herrn ein Paar Bretteln mitgebracht. Prima Eschenholz.« Dann ging er wieder.
    Auch Hagedorns morgendlicher Schlummer erlitt eine Störung. Er träumte, daß ihn jemand rüttele und schüttele, und rollte sich gekränkt auf die andre Seite des breiten Betts. Aber der Jemand ließ sich nicht entmutigen. Er wanderte um das Bett herum, schlug die Steppdecke zurück, zog ihm den Pyjama vom Leibe, goß aus einer Flasche kühles Öl auf den Rücken des Schläfers und begann ihn mit riesigen Händen zu kneten und zu beklopfen.
    »Lassen Sie den Blödsinn!« murmelte Hagedorn und haschte vergeblich nach der Decke. Dann lachte er plötzlich und rief: »Nicht kitzeln!« Endlich wachte er ein wenig auf, drehte den Kopf zur Seite, bemerkte einen großen Mann mit aufgerollten Hemdsärmeln und fragte erbost: »Sind Sie des Teufels, Herr?«
    »Nein, der Masseur«, sagte der Fremde. »Ich bin bestellt. Mein Name ist Masseur Stünzner.«
    »Ist Masseur Ihr Vorname?« fragte der junge Mann. »Eher Beruf«, antwortete der andre und verstärkte seine handgreiflichen Bemühungen. Es schien nicht ratsam, Herrn Stünzner zu reizen.
    »Ich bin in seiner Gewalt«, dachte der junge Mann. »Er ist ein jähzorniger Masseur. Wenn ich ihn kränke, massiert er mich in Grund und Boden.« Alle Knochen taten ihm weh. Und das sollte gesund sein?
    Geheimrat Tobler wurde nicht geweckt. Er schlief, in seinen uralten warmen Mantel gehüllt, turmhoch über allem irdischen Lärm. Fern von Masseuren und Skilehrern. Doch als er erwachte, war es noch dunkel. Er blieb lange Zeit, im friedlichen Halbschlummer, liegen.
    Und er wunderte sich, in regelmäßigen Abständen, daß es nicht heller wurde.
    Endlich kletterte er aus dem Bett und blickte auf die Taschenuhr.
    Die Leuchtziffern teilten mit, daß es

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