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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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großen Herrn gesehen, der Schlittschuh laufen wollte?«
    Einer der beiden Arbeiter rief laut zurück: »Jawohl, mein Lieber!
    Der große ältere Herr schippt Schnee!«
    »Schulze?« fragte Hagedorn. »Sind Sie’s wirklich? Ihnen ist wohl die Sicherung durchgebrannt?«
    »Keineswegs!« antwortete Schulze heiter. »Ich treibe Ausgleichsgymnastik!« Er hatte die rote Pudelmütze auf dem Kopf sitzen, trug die schwarzen Ohrenklappen, die dickenStrickhandschuhe und zwei Paar Pulswärmer. »Der Portier hat mich als technische Nothilfe eingesetzt.«
    Hagedorn betrat, tastenden Schritts, die gekehrte Eisfläche und lief vorsichtig zu den beiden Männern hinüber. Schulze schüttelte ihm die Hand.
    »Aber das gibt’s doch gar nicht«, meinte der junge Mann verstört.
    »So eine Unverschämtheit! Das Hotel hat doch Angestellte genug!«
    Sepp, der Gärtner und Skihallenwächter, spuckte in die Hände, schippte weiter und sagte: »Freilich hat es das. Es dürfte eine Schikane sein.«
    »Ich kann das nicht finden«, erklärte Schulze. »Der Portier ist um meine Gesundheit besorgt.«
    »Kommen Sie sofort hier weg!« sagte Hagedorn. »Ich werde den Kerl ohrfeigen, bis er weiße Mäuse sieht!«
    »Mein Lieber«, sagte Schulze. »Ich bitte Sie noch einmal, sich nicht in diese Angelegenheit hineinzumischen.«
    »Ist noch eine Schippe da?« fragte der junge Mann. »Das schon«, meinte der Sepp. »Aber der halbe Platz ist gekehrt. Das andere schaff ich allein. Gehen S’ jausen, Herr Schulze!«
    »War ich sehr im Wege?« fragte der ältere Herr schüchtern.
    Der Sepp lachte. »Leicht! Studiert haben S’ nicht auf das Schippen.«
    Schulze lachte auch. Er verabschiedete sich kollegial, drückte dem Einheimischen ein paar Groschen in die Hand, lehnte sein Handwerkszeug ans Gitter und ging mit Hagedorn durch den Park ins Hotel zurück.
    »Morgen lauf ich Schlittschuh«, sagte er. »Aber vielleicht kann ich’s gar nicht mehr. Zu dumm, daß keine Wärmebude da ist. Das war immer das Schönste am Eislaufen.«
    »Ich ärgere mich«, gestand Hagedorn. »Wenn Sie jetzt keinen Krach machen, werden Sie spätestens übermorgen die Treppen scheuern.
    Beschweren Sie sich wenigstens beim Direktor!«
    »Der Direktor steckt doch auch dahinter. Man will mich hinausekeln. Ich finde es sehr spannend.« Schulze schob seinen Arm unter den des jungen Mannes. »Es ist eine Marotte von mir. Knurren Sie nicht! Vielleicht verstehen Sie mich später einmal!«
    »Das glaube ich kaum«, antwortete Hagedorn. »Sie sind zu gutmütig. Deshalb haben Sie’s auch in Ihrem Leben zu nichts gebracht.«
    Der andere mußte lächeln. »Genauso ist es. Ja, es kann nicht jeder Mensch Thronfolger von Albanien sein.« Er lachte. »Und nun erzählen Sie mir ein bißchen von Ihren Liebesaffären! Was wollte denn die dunkle Schönheit, die auf die Terrasse kam, um Ihren Schlaf zu bewachen?«
    »Es ist eine Frau von Mallebré. Und ich soll sie unbedingt retten. Sie gehört nämlich zu den Frauen, die das Niveau des Mannes annehmen, in den sie gerade verliebt sind. Auf diesem Wege hat sie sich nun eine Oberflächlichkeit zugezogen, die sie endlich wieder loswerden will. Zu dieser Kur braucht sie umgehend einen gebildeten, geistig hochstehenden Menschen. Und der bin ich!«
    »Sie Ärmster«, sagte Schulze. »Wenn die Person nur nicht so hübsch wäre! Na, und die Blondine aus Bremen, will die auch gerettet werden?«
    »Nein. Frau Casparius ist für die einfachere Methode. Sie behauptet, wir zwei seien jung und unbeschäftigt; und es sei eine Sünde, wenn wir einander etwas abschlügen. Sie wollte sich bereits gestern abend die drei siamesischen Katzen ansehen.«
    »Vorsicht, Vorsicht!« sagte Schulze. »Welche gefällt Ihnen besser?«
    »Ich bin für Flirts zu schwerfällig. Und ich möchte so bleiben. Auf Erlebnisse, über die man sich hinterher ärgert, bin ich nicht mehr neugierig. Andererseits: Wenn sich Frauen etwas in den Kopf gesetzt haben, führen sie es meistens durch. Sagen Sie, Schulze, können Sie nicht ein bißchen auf mich aufpassen?«
    »Wie eine Mutter«, erklärte der andere pathetisch. »Die bösen Frauen dürfen Ihnen nichts tun.«
    »Verbindlichen Dank«, sagte Hagedorn.
    »Als Belohnung kriege ich aber jetzt in Ihrem Salon einen Kognak.
    Schneeschippen macht durstig. Außerdem muß ich den kleinen Katzen guten Tag sagen. Wie geht’s ihnen denn?«
    »Sie haben schon nach Ihnen gefragt«, erklärte der junge Mann.
    Währenddessen saß der angebliche

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