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Drei Männer im Schnee

Drei Männer im Schnee

Titel: Drei Männer im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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sein.
    »Sie sind bestimmt der Herr, dem die Schiffahrtslinie gehört?« fragte Hilde.
    »So ist es«, sagte Kesselhuth betreten. »Was gehört ihm?« fragte Tante Julchen und hielt, als sei sie schwerhörig, eine Hand hinters Ohr. »Eine Schiffahrtslinie«, meinte Herr Schulze streng. »Sogar eine sehr große Linie! Nicht wahr?«
    Kesselhuth war nervös. »Ich muß mich umziehen. Sonst hole ich mir den Schnupfen.« Er nieste dreimal. »Darf ich die Anwesenden bitten, nach dem Abendbrot in der Bar meine Gäste zu sein?«
    »Genehmigt«, sagte Schulze. »Wir wollen sehen, wieviel Tante Julchen verträgt.«
    Sie plusterte sich. »Ich trinke euch alle unter den Tisch. Als meine Schwester 1905 Hochzeit hatte, habe ich zwei Flaschen Johannisbeerwein ganz allein ausgetrunken.«
    »Hoffentlich kriegen Sie Ihren Schwips diesmal etwas schneller«, meinte Kesselhuth, »sonst wird mir der Spaß zu teuer.« Dann hinkte er zur Treppe. Er glich einer geschlagenen Armee.
    Hagedorn verzehrte Hilde mittlerweile mit seinen Blicken. Plötzlich lachte er auf. »Es ist zwar unwichtig – aber ich weiß Ihren Familiennamen noch gar nicht.«
    »Nein?« fragte sie. »Komisch, was? Stellen Sie sich vor: Ich heiße genau so wie Ihr Freund Eduard!«
    »Eduard«, sagte der junge Mann, »wie heißt du? Ach so, entschuldige, ich glaube, bei mir ist heute ein Schräubchen locker. Sie heißen Schulze?«
    »Seit wann siezt du mich denn wieder?« fragte Eduard. »Er meint doch mich«, erklärte Hilde. »Es stimmt schon, Herr Doktor. Ich heiße genau wie Ihr Freund.«
    »Nein, so ein Zufall!« rief Hagedorn. »Schulze ist ein sehr verbreiteter Name«, bemerkte Eduard und musterte Hilde ärgerlich.
    »Trotzdem, trotzdem«, meinte Fritz gefühlvoll. »Dieser Zufall berührt mich merkwürdig. Es ist, als stecke das Schicksal dahinter.
    Vielleicht seid ihr miteinander verwandt und wißt es gar nicht?«
    An dieser Gesprächsstelle bekam Tante Julchen einenErstickungsanfall und mußte von Fräulein Hildegard schleunigst aufs Zimmer transportiert werden.
    Auf der Treppe sagte sie erschöpft: »Das ist die reinste Pferdekur.
    Konnten Sie sich denn keinen anderen Namen aussuchen?«
    Hilde schüttelte energisch den Kopf. »Ich konnte ihn nicht belügen.
    Daß ich genau so wie sein Freund Eduard heiße, ist doch wahr.«
    »Wenn das mal gutgeht«, sagte die Kunkel.
    »Ist das Mädchen nicht wundervoll?« fragte Fritz. »Doch«, meinte Eduard mürrisch.
    »Hast du gesehen, daß sie, wenn sie lacht, ein Grübchen hat?«
    »Ja.«
    »Und in den Pupillen hat sie golden schimmernde Pünktchen.«
    »Das ist mir an ihr noch nie aufgefallen«, sagte Schulze. »Für wie alt hältst du sie eigentlich?«
    »Im August wird sie einundzwanzig Jahre.« Fritz lachte. »Laß deine Witze, Eduard! Aber ungefähr wird es schon stimmen. Findest du nicht auch, daß ich sie heiraten muß?«
    »Na ja«, sagte Schulze. »Meinetwegen.« Er bemerkte endlich, daß er faselte, und nahm sich zusammen.
    »Vielleicht hat sie keinen Pfennig Geld«, warf er ein.
    »Höchstwahrscheinlich sogar«, sagte Hagedorn. »Ich habe ja auch keins! Ich werde sie morgen fragen, ob sie meine Frau werden will.
    Dann können wir uns umgehend verloben. Und sobald ich eine Anstellung gefunden habe, wird geheiratet. Willst du Trauzeuge sein?«
    »Das ist doch selbstverständlich!« erklärte Schulze.
    Hagedorn begann zu schwärmen. »Ich bin wie neugeboren.
    Menschenskind, werde ich jetzt aber bei den Berliner Firmen herumsausen! Ich werde sämtliche Generaldirektoren in Grund und Boden quatschen. Sie werden gar nicht auf die Idee kommen, mich hinauszuwerfen.«
    »Vielleicht klappt es mit den Toblerwerken.«
    »Wer weiß«, sagte Fritz skeptisch. »Mit Empfehlungen habe ich noch nie Glück gehabt. Nein, das machen wir anders. Wenn wir in Berlin sind, rücken wir dem ollen Tobler auf die Bude! Hast du’ne Ahnung, wo er wohnt?«
    »Irgendwo im Grunewald.«
    »Die Adresse werden wir schon herauskriegen. Wir gehen ganz einfach hin, klingeln, schieben das Dienstmädchen beiseite, setzen uns in seine gute Stube und gehen nicht eher weg, bis er uns angestellt hat. Schlimmstenfalls übernachten wir dort. Ein paar Stullen nehmen wir mit. Ist das gut?«
    »Eine grandiose Idee«, sagte Schulze. »Ich freue mich schon jetzt auf Toblers Gesicht. Wir zwei werden’s dem ollen Knaben schon besorgen, was?«
    »Worauf er sich verlassen kann!« bemerkte Hagedorn begeistert.
    »Herr Geheimrat – werden wir sagen –, Sie besitzen

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