Drei Mal täglich
Augen. Es hatte den gleichen Effekt wie noch vor Kurzem. Lacy fühlte, wie sich ihr Puls beschleunigte. Ein völlig irrationales Glücksgefühl stellte sich ein. Konnte das immer noch – oder schon wieder – der Blitz der Liebe sein?
Aber wozu?
Wenn sie schon nicht tief und fest schlief, dann mussten es Halluzinationen sein.
“Lacy”, sagte Bennett mit tiefer, warmer Stimme.
Konnte man Halluzinationen auch hören? Wie schlimm war diese Krankheit?
Lacy schüttelte den Kopf, wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, und war entschlossen, diese seltsam realistische Erscheinung dort drüben zu ignorieren.
Sie hörte seine gedämpften Schritte auf dem Fliesenboden. Er kam zu ihr.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ihre Hand, mit der sie eine Pinzette hielt, begann zu zittern.
“Lacy”, sagte er noch mal. Diesmal stand er direkt hinter ihr. “Schau mich an.”
Sie drehte sich auf ihrem Hocker um. Ihr Fuß war zwar wieder halbwegs in Ordnung, doch Lacy schwankte bedrohlich.
“Oh.” Sie ließ die Pinzette fallen und bemühte sich, die Balance nicht zu verlieren.
Doch es gab nichts, worüber sie sich hätte Sorgen machen müssen. Bennett war bei ihr. Er nahm sie ohne Umschweife in die Arme.
Sie sah zu ihm auf. Die Zeit schien stillzustehen.
“Bist du’s wirklich?”, flüsterte sie.
“Ganz wirklich.” Er hob sie nicht von ihrem Hocker herunter, doch er umfasste ihre Taille. Ihre Augen befanden sich auf gleicher Höhe.
“Was tust du hier?”, wollte Lacy wissen.
“Ich arbeite hier.”
“Seit wann?”
“Ich habe mich vom Boston General Hospital hierher versetzen lassen. Meine Facharztausbildung werde ich am Saint Madeleine’s beenden.”
“Aber wie geht das?” Sie konnte kaum glauben, dass er die Wahrheit sagte. “Und warum?”
“Wie das geht?” Er löste die Schleife, die seinen Mundschutz hielt, sodass dieser herunterfiel und ihm um den Hals baumelte. “Dr. Laramie hat sich bereit erklärt, mich zu sponsern.”
Lacy schaute auf seinen Mundschutz. “Du bist nicht mehr steril”, flüsterte sie, ganz OP-Schwester.
“Ich weiß.”
“Du musst die ganze Prozedur noch mal machen.”
“Nein.” Er nahm Lacy sachte die Maske vom Gesicht. Seine Finger berührten dabei ihre Wange. “Wir beide müssen die Prozedur noch mal machen.”
“Warum hast du das getan?”
“Um dir zu zeigen, weshalb ich zurückgekommen bin.”
Sie runzelte die Stirn. “Ich begreife gar nichts.”
“Wirklich nicht?” Er zog sie an sich und küsste sie so leidenschaftlich, dass ihr der Atem wegblieb.
“Oh, Bennett”, murmelte sie.
“He, ihr beiden!”, rief Jan, die den Operationssaal überwachte. “Hört mit dem Geturtel auf und wascht euch wieder. Im Übrigen hast du auch das sterile Besteck kontaminiert, Lacy.” Jan klatschte in die Hände. “Los, los. Wir haben nicht ewig Zeit.”
Bennett nahm Lacy bei der Hand und führte sie in den Waschraum.
“Was ist geschehen?”, fragte sie.
“Ich liebe dich, Lacy. Ich war bloß zu feige, es zuzugeben. Ich wollte den Fehler meiner Eltern nicht wiederholen.”
“Und weshalb hast du deine Meinung geändert?” Sie musterte prüfend sein Gesicht. Die Sehnsucht war groß, ihm zu glauben.
“Ich wollte den Rest meines Lebens nicht damit verbringen, der größten Chance, die ich je hatte, hinterherzutrauern. Du bist das Beste, was mir je begegnet ist, Lacy.”
“Oh, Bennett.”
“Es tut mir sehr leid, dass ich dir wehgetan habe. Immer habe ich gedacht, Liebe hinge von Leidenschaft ab, und Leidenschaft würde mit den Jahren vergehen. Der Rest, dachte ich, ist Kampf und Unglück. Doch ich hatte unrecht, Lacy. Ich hatte gar nichts begriffen.”
“Wieso?”
“Ich weiß jetzt, wenn man liebt, muss man die Interessen des anderen über die eigenen Interessen stellen. Ich habe gelernt, dass ich Liebe geben muss, wenn ich Liebe haben will. Ich möchte dir diese Liebe für ein ganzes Leben schenken, Lacy.”
Sie strich ihm zärtlich über die Lippen. “Ich möchte dir meine Liebe ebenfalls schenken, Bennett. So sollte es sein.”
Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort. “Du hast mir gezeigt, dass Liebe etwas mit Verantwortung, Fürsorge, Teilen zu tun hat. Es kann gut sein, dass die erste Zeit für uns hart wird. Ich muss meine Ausbildung beenden und eine eigene Praxis eröffnen. Doch ich bin sicher, dass wir es schaffen, Lacy.”
“Meinst du das wirklich ernst?” Sie zitterte vor Angst und Hoffnung. “Fürchtest du nicht, dass unsere Beziehung so
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