Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
der nördlichen Frostberge in der Wärme des Südmeeres.
Von oben erblickte sie, wie die kleinen Gestalten auf der Drachenburg mit den Fingern auf sie wiesen. Sie sah, dass sich die Drachen emporschwangen und die Burg umkreisten. Doch der einzige, der ihnen den Befehl zum Angriff und zur Rettung geben konnte, lag jetzt auf dem Thron von Coriella und konnte kein Wort hervorbringen.
Mit jedem Atemzug schwand Rasako, der Drachenlord, mehr dahin.
Shara sah auch, wie Sina, Ferrol und Churasis zwischen den Scharen der toten Seelen rasten. Sie glichen einem kleinen Ruderboot, das in einem gigantischen Mahlstrom kämpft und dessen verzweifelten Ruderern es noch mit einer letzten Kraftanstrengung gelingt, das Geschick für einige Herzschläge hinauszuzögern, bevor sie die Naturgewalten herabreißen.
»Hilfe! Hilfe! Will mir denn niemand helfen!« kreischte Shara. »Ich habe Angst. Ich will nicht sterben. Hilfe!«
Im selben Moment stürzte ein Schatten aus großer Höhe auf sie herab . . .
* * *
»Was, bei Dhasors Strahlenkranz, ist denn da los?« stieß Samy hervor. »Kaum ist man mal für einige Tage auf Reisen, und schon geht alles drunter und drüber.
Na warte. Wer immer da was angestellt hat. Denen werde ich was erzählen. Die sollen mich kennenlernen!«
Samy sah die ausbrechenden Vulkane, die Flammenwand und die Heere der Geisterkrieger, ohne etwas Genaues entdecken zu können.
Er raffte alle Kräfte zusammen und raste durch die Lüfte dahin.
Und dann erkannte er das kleine Mädchen auf der Felsplatte, die sich jeden Augenblick in glutflüssiges Gestein auflösen mußte.
Ihr herzerweichender Hilfeschrei traf Samys Inneres. In diesem Moment hatte er die Erzählung, dass ein kleines Mädchen nach Coriella wollte, vergessen. Aber dieses kleine blondhaarige Wesen dort, das sollte gerettet werden.
Er spürte, wie ihm ein orkanartiger Windstoß entgegen fuhr und ihn abdrängen wollte. Zardoz, der Gott des Windes, versuchte ihn aufzuhalten. Sein losgelassenes Element orgelte und tobte um den ausbrechenden Vulkan und kreiste darum wie eine Windhose.
Samy wurde zurückgeschleudert. So stark er war, diesen Sturm konnte er nicht durchfliegen. Doch Wirbelwinde, das wusste er, sind oben offen und in ihrem Innern herrscht absolute Windstille.
Unter Aufbietung aller Kräfte schwang Samy seine ledrigen Flügel und schraubte sich langsam empor. Bevor Zardoz begriff, was der kleine Drache vorhatte, war er über dem Wirbelsturm.
Ein heller Schrei Samys, dann ließ er sich in das Auge des Luftstrudels fallen.
Shara spürte, wie sich etwas in ihrem Kleid verkrallte und sie empor riss. Im selben Moment zerfloss die Steinplatte, auf der Shara gestanden hatte. Fünf Speerlängen darunter blubberte rotflüssige Lava.
Mit kräftigen Flügelschlägen trug Samy das Mädchen hoch hinauf in das Blau des Himmels.
»Ich muß nach Coriella!« rief ihm Shara zu.
»Ja, ich weiß!« gab Samy zurück. »Rasako erwartet dich sehnlichst!«
»Hoffentlich ist es noch nicht zu spät!« setzte er nach einer kurzen Weile hinzu, als er bereits die Mauern überflogen hatte und im Hof vor dem Ratssaal niederging.
Da schien sich Sharas Wesen plötzlich zu verändern. Eine andere Persönlichkeit überschattete ihre kindhaften Züge, ohne sie direkt zu verändern.
Sie wuchs empor, ohne größer zu werden. Ihr Gesicht wurde weiser und reifer, ohne zu altern.
»Es ist jetzt genau der Zeitpunkt, an dem ich erscheinen musste!« sagte sie mit wohlklingender Stimme. »Hätten mir die Götter des Jhinnischtan die Wege geebnet, wäre es zu früh gewesen. Und mit ihren Fallen und Schlingen haben die Jhardischtan-Götter erreicht, dass wir so viele Verzögerungen auf der Reise hatten, wie notwendig waren, um genau im rechten Moment die Grenze von Coriella zu überschreiten.
Doch die Freunde, die mich hierher geleiteten, sind in großer Gefahr. Du kennst sie genau, Drachenvater Samyacundas!«
»Woher weißt du meinen Namen?« stieß der kleine Drache hervor.
»Es ist Eglyseya, die Drachenpriesterin, die jetzt redet!« klang es aus Sharas Mund. »Alles, was es über Drachen zu sagen gilt, ist mir bewusst. Der Beginn - das Jetzt - das Ende!«
Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen.
Dann waren von außen die infernalischen Geräusche zu vernehmen, die von der Raserei der Jhardischtan-Götter ausgingen. Sie hatten verloren - doch dafür sollten die Menschen, die mit an ihrer Niederlage schuld waren, schrecklich büßen.
»Sina,
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