Drei Seiten für ein Exposé
Sätze, die Appetit auf die Geschichte machen sollen.
Die Zielgruppe
Wer etwas verkaufen will, muss wissen, wer überhaupt als Käufer in Frage kommt. Das ist die Zielgruppe: alle Menschen, die ein Produkt kaufen würden, in unserem Fall, die den Roman lesen könnten. Wenige der eingesandten Exposés haben eine Zielgruppe genannt. Dabei ist die für Verlage extrem wichtig. Wem soll man, wem kann man das Buch verkaufen?
Nun sind Autoren keine Marketing-Fachleute. Und es ist immer besser, statt einer unsinnigen oder albernen Zielgruppe gar keine zu nennen. Die meisten Kaufleute sind schlechte Künstler und die meisten Künstler schlechte Kaufleute. Trotzdem ist es gut, sich zu überlegen, zu welchem Genre Ihr Manuskript gehört.
Für viele Bücher brauchen Sie nämlich keine definierte Zielgruppe, weil die sich aus dem gewählten Genre ergibt. Ist Ihr Manuskript ein historischer Kriminalroman? Dann benennen Sie dieses Genre, jeder Agent, jeder Lektor hat danneine Vorstellung von der möglichen Zielgruppe: Leser historischer Kriminalromane.
Wenn das Genre ein Vampir-Liebesroman ist, ergibt sich ebenfalls die Zielgruppe automatisch: all die jungen Mädchen und Frauen, die paranormale Liebesromane lesen.
Natürlich sollten Sie Ihr Genre klar beschreiben. Heute haben Krimis eine ganze Reihe von Untergenres. Ist es ein Serienmörder-Krimi? Historischer Krimi? Klassischer Whodunit?
Auch im literarischen Sektor gibt es Untergenres. Ein Familienroman über drei Generationen? Das sagt dem Lektor automatisch, welche Zielgruppe in Frage käme.
Schwierig wird es mit Manuskripten, die sich nicht eindeutig einem Genre zuordnen lassen. Wie dann die genaue Zielgruppe bestimmen? Selbst Verlage tun sich damit manchmal schwer, dabei ist das ihr tägliches Geschäft.
Deshalb ein Tipp: Sie können Ihr Buch eingrenzen. Welche Bücher sind Ihrem am ähnlichsten?
Aber bitte sagen Sie nicht: „Der nächste Dan Brown, nur besser“. Eher ein Vergleich zweier anderer Bücher. „Für Leser von Dan Brown oder Robert Harris“ kann schon mal eine Richtung vorgeben.
Bevor Sie aber unsinnige oder zu allgemeine Zielgruppen formulieren, lassen Sie die Beschreibung der Zielgruppe besser weg.
Noch anders liegt der Fall, wenn es für Ihr Manuskript eine klar umrissene Zielgruppe gibt, die Ihren Namen kennt und in der Sie sich auskennen. Wenn Sie im Bundesvorstand der Karnickelzüchter sitzen, in allen Foren als Fachmann für Karnickel gelten und ein Buch geschrieben haben, dass in dieser Szene spielt, sollten Sie das unbedingt angeben. Weil das die Planung für den Verlag erheblich erleichtert. Weil Sie wissen, welche Fachzeitschriften angeschrieben werden sollten, welche Foren wichtig sind; kurz: an welchen Plätzen man Werbung machen könnte.
Einigen der mir zugeschickten Exposés lagen Zielgruppenbeschreibungen bei. Schauen wir sie uns an.
Beispiel Zielgruppe: Hippolytes Gürtel
Genre: Mystery-Thriller
Zielgruppe: in erster Linie Frauen (weil es eine Heldin gibt)
Männer dürfen diesen Roman natürlich auch lesen
.
Ist das eine klare Zielgruppe? Gut, Frauen lesen angeblich bevorzugt Romane, in denen es eine starke Heldin gibt. Aber das ist noch sehr allgemein. Eine richtige Beschreibung der Zielgruppe ist das nicht. Da legt das Genre „Mystery-Thriller“ die Zielgruppe viel klarer fest. Damit kann die Angabe der Zielgruppe entfallen. Besser gar keine Zielgruppe angeben als eine nichtssagende.
Doch ich will nicht päpstlicher als der Papst werden. Obiger Satz ist flüssig und mit ein wenig Augenzwinkern formuliert, er würde einer Bewerbung sicher nicht schaden. Kein Lektor würde deshalb ein Manuskript ablehnen.
Beispiel Zielgruppe: Der Lover
Vergleichbare Romane: Wie man leben soll (Thomas Glavinic); Gut gegen Nordwind (Daniel Glattauer); Resturlaub (Tommy Jaud)
Bei diesem Roman gibt es kein klares Genre. Aber die drei angegebenen Romane lassen eine gute Vorstellung entstehen, wo der Roman anzusiedeln ist. „Vergleichbare Romane“ klingt ein wenig überheblich, weil es suggeriert, der Autor stelle sich mit den drei erfolgreichen Autoren auf eine Stufe. Wenn Sie diesen Eindruck vermeiden wollen, formulieren Sie den Satz um:
Für Leser von „Wie man leben soll“ (Thomas Glavinic), …
Beispiel Zielgruppe: Idylle mit Dämon
Genre:
Paranormale Romance, sexy, humorvoll und spannend, für Fans von Katie MacAlister und Mary Janice Davidson
Eine klare Zielgruppenbeschreibung. Das Genre legt bereitsfest, welche Lesergruppe
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