Drei Seiten für ein Exposé

Geschichte wissen. Und möglichst eine besonders witzige Szene kennen, in der sich das Thema kondensiert. Im Pitch greift man am besten eine Szene heraus, die für die Geschichte typisch ist. Das trojanische Pferd für die Ilias. Die Windmühlen aus Don Quichotte. Den gespielten Orgasmus aus Harry und Sally.
Was wird gepitcht?
    Wenn Sie sich mit einem Pitch für Ihr Buch schwer tun, verzweifelnSie nicht. Das geht allen Autoren so. Pitchen braucht Übung, und ein guter Pitch ist zwar kurz, braucht aber lange, bis er fertig ist. An einem Tag werden Sie ihn selten entwerfen.
    Fragen Sie sich:
    • Wer ist der Held Ihrer Geschichte?
    • Wer ist der Bösewicht?
    • Worum geht es?
    Kommen Ihnen die Fragen bekannt vor? Ja, die gleichen Fragen brauchen Sie auch für Ihr Exposé. Sie brauchen sie, um überhaupt ein Buch zu schreiben und zu verkaufen.
    Muss ich hier nochmals sagen, dass Ihr Held nicht heldenhaft und Ihr Bösewicht nicht böse sein muss? Ich sage es dennoch.
    Wer ist der Bösewicht im trojanischen Krieg?
    Paris? Ja, er hat die schöne Helena entführt. Hätte er besser nicht tun sollen. Aber in der Geschichte kommt er weiter nicht vor. Als Bösewicht taugt die Figur so recht nicht.
    König Priamos? Ach nein, das ist eher eine Nebenfigur, mit der wir Mitleid haben.
    Achill, weil er sich zum Schlächter wandelt? Oben sagte ich, dass der Gegenspieler zwar oft „Bösewicht“ genannt wird, aber nicht notwendigerweise immer böse sein muss. Wenn sie nur böse sind, wird es sowieso eine langweilige Geschichte.
    Agamemnon, weil er dem Achill die Kriegsbeute widerrechtlich raubt und damit die Griechen beinahe ins Verderben stürzt, deren Oberbefehlshaber er doch ist? In der Geschichte rund um Achill und Patroklos ist er der Bösewicht. Nicht aber in der ganzen Geschichte des trojanischen Kriegs. Da wäre der Krieg der Antagonist.
    Und worum geht es? Um einen Krieg.
    Was ist das Besondere daran? Er beginnt wegen einer Frau, und keine der Seiten kann ihn gewinnen. Außer durch List.
    Wer wäre der Held? Wieder kommt es darauf an: In der Achilles-Patroklos-Geschichte wäre es Achill. In der Geschichte des trojanischen Kriegs wäre es Odysseus am Anfang und am Ende. Er enttarnt Achill und zwingt ihn zurTeilnahme; er hat die Idee, die das mächtige Troja zu Fall bringt.
    Womit wir bei einem weiteren Thema sind. Sie können nicht nur eine ganze Geschichte pitchen, sondern auch die Einzelteile. Sie können einzelne Szenen pitchen. Und damit festlegen, worum es geht. Pitchen ist nützlich, um beim Schreiben in der Spur zu bleiben. Um beim Korrigieren zu wissen, was Sie streichen sollten. Der Pitch ist der Stern zu Bethlehem, der Sie in den Stall führt und sicherstellt, dass Sie dort ankommen und nirgendwo anders. Womit wir beim nächsten Thema wären.
Exposé und Pitch fürs Schreiben nutzen
    Exposés und Pitchs verraten viel über eine Geschichte, ich hoffe, das ist Ihnen in den letzten Kapiteln klar geworden.
    Da liegt der Gedanke nahe: Warum sie nicht von Anfang an für Ihren Text nutzen?
    Tatsächlich schreiben viele Schriftsteller einen Pitch, ein Exposé und einen Szenenplan, bevor sie den Text schreiben. Einen Plan zeichnen, bevor man das Haus baut. Oft begleitet Exposé, Szenenplan und Personenliste die Entstehung des Textes; fällt dem Autor etwas anderes, Besseres ein, wird das auch gleich in dem zugehörigen Exposé geändert.
    Anfänger fangen oft ohne jeden Plan an. Und landen nach einigen Kapiteln im Nirwana. Irgendwie ist die Geschichte versandet.
    Sie sollten es mal mit Planung versuchen. Es lohnt sich. Formulieren Sie einen Pitch: Worum geht es in meiner Geschichte? Ein Exposé, das Anfang, Ende und die Verbindung schildert. Eine Personenliste, wer alles in der Geschichte vorkommen soll.
    Zunächst ist das frustrierend. Der erste Pitch hört sich albern an, die erste Fassung des Exposés ist spannend wie die Wahlkampfrede eines Politikers. Machen Sie sich nichts draus. Babys kommen ohne Zähne zur Welt, sie machen in die Hose, schreien die ganze Nacht, und wüsste man es nicht besser, würde niemand glauben, dass daraus mal erwachseneMenschen werden.
    Geschichten geht es nicht besser. Geduld und eine Bull-doggenmentalität, die sich immer wieder in der Geschichte festbeißt, ist das Wichtigste beim Schreiben.
    Und wenn Sie dennoch beim Planen die Lust an der eigenen Geschichte verlieren?
    Das kann vorkommen. Darüber, wie viel Planung nötig ist, gehen die Meinungen auseinander. Stephen King schreibt