Drei Seiten für ein Exposé
zu kleben, weil es die Richtung des Projektes klar vorgibt.
Sagte ich vorher etwas über das Standardexposé, das eher nüchtern die Geschichte erzählt, und das Klappentext-Exposé? Ähnliches gibt es auch beim Pitch. Bisher habe ich den Appetithappen behandelt. Doch der Pitch „Romeo und Julia im Ghetto“ zeigt schon, das es auch hier nicht nur den Aufreißer gibt, sondern dass man auch Anfang und Ende verbinden kann. Meist wird es dann nüchterner, fasst zusammen, wie der Plot verläuft, gibt eine grobe Vorstellung der Handlung:
Paris, der Königssohn aus Troja, entführt die griechische Königin Helena, die Griechen ziehen gegen Troja in den Krieg, und ein zehn Jahre währender Krieg entbrennt, den niemand gewinnen kann. Bis die Griechen den Abzug vortäuschen und Troja mit List einnehmen
.
Sehr viel nüchterner als die Aufreißerpitchs, die ich vorher vorgestellt habe, und er erinnert daran, wie die Geschichte aufgebaut ist. Diese Version ist nützlich für den Autor, aber weniger als Köder, mehr als Zusammenfassung geeignet.
Dieser nüchterne Pitch wird manchmal auch Logliner genannt, doch wie meistens sind diese Fachbegriffe nicht genormt, und jeder verwendet sie anders. Manchmal heißt der Pitch auch Oneliner und manchmal, vor allem im Film, Prämisse.
Damit die Verwirrung komplett wird, gibt es auch die Prämisse nach Egri. James Frey verwendet sie ebenfalls in seinemBuch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“. Bei ihm ist es ein sehr allgemein gehaltener Satz über die Geschichte. „Liebe führt zu Krieg und Vernichtung“, würde die Prämisse nach Frey zur Ilias lauten. „Unerlaubte Liebe führt in den Tod“, wäre die Prämisse für Romeo und Julia.
Ein wenig unanschaulich, finde ich, und deshalb nicht sehr hilfreich. Aber viele Autoren können mit der Prämisse nach Egri/Frey gut arbeiten und wenn Sie dazu gehören, dann nutzen Sie das.
Übrigens finden Sie auch im Internet eine Menge Beispiele für gelungene Pitchs, vor allem aus Film und Drehbuch:
http://www.scriptologist.com/Magazine/Tips/Logline/logline.html
Und weil ich auch hier nicht nur graue Theorie betreiben will, möchte ich jetzt Beispielpitchs besprechen, die mir Autorinnen und Autoren zu ihren Exposés geschrieben haben.
Beispiel Pitch: Dragunlaor
Marc findet seine Familie seltsam. Wie anders sie wirklich sind, wird ihm erst klar, als sein Vater ihn nach einem Überfall in der Parallelwelt Dragunlaor in Sicherheit bringt. Denn auch in dieser Welt ist seine Familie alles andere als gewöhnlich
.
Erhalten Sie anhand dieses Pitch einen Eindruck von der Geschichte „Dragunlaor“, die wir weiter vorne diskutiert hatten? Ich nicht. Ein Pitch sollte ein Bild erwecken, das so interessant ist, dass man mehr erfahren möchte. Dafür würde sich der Monsterhund viel eher eignen, als „nach einem Überfall“.
Als ein Monsterhund seine Familie beim Abendessen angreift, weiß Marc endgültig, dass seine Familie keine gewöhnliche Familie ist. Bald darauf muss er mit dem Vater in eine Parallelwelt fliehen, verliebt sich in eine Prinzessin und verrät sie …
Noch ein Trick, den ich hier angewandt habe. Die schöneFrau, die der Vater umarmt, für die er aber später keine Gefühle zeigt – jedenfalls nicht im Exposé –, könnte Marc nicht gleichgültig lassen. Vielleicht wäre es eine Idee, dass Marc sich in sie verliebt? Mit schlechtem Gewissen, weil sie ja die Frau des Vaters ist? Mit Hass, weil der Vater scheinbar die Mutter verlassen hat?
Möglicherweise stellt sich dann heraus, dass der Vater gar nichts mit der Prinzessin hatte?
Immer gut, verschiedene Möglichkeiten im Kopf hin und her zu wälzen. Oft entwickeln sich daraus Ideen, die eine Geschichte runder machen.
Beispiel Pitch: Der Lover
Der Roman „Der Lover“ handelt von der mit maximalem Engagement und minimalem Erfolg betriebenen Suche eines fünfundvierzigjährigen geschiedenen Mannes nach einer neuen Lebens- oder Sexualpartnerin
.
Ist das ein Pitch, der auf die Geschichte neugierig macht? Nein, es ist ein Pitch, der erzählt, worum es geht. Ein sachlicher Pitch, der das Thema schildert, aber wenig über die Geschichte selbst aussagt. Wie könnte man es besser formulieren?
Paul Bucher sucht nach der Scheidung wieder eine Partnerin. Dazu studiert er zahlreiche Liebes- und Sexratgeber, doch leider liegen auch hier Praxis und Theorie weit auseinander …
Auch noch nicht ideal. Aber um es besser zu machen, müsste ich mehr über die zugrunde liegende
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