drei !!! Tanz der Hexen
Nachmittag in meinem Schuppen gefunden«, antwortete Frau Meindl.
Ihre Worte schlugen ein wie eine Bombe. Es wurde totenstill in der Gaststube. Alle starrten Pia an, die plötzlich in sich zusammensackte. Sie war leichenblass.
»Wieso hast du die Katzen bei mir versteckt?«, fragte die Hexe.
Pia sah ihren Vater an, der immer noch hinter der Theke stand. »Ich habe es für dich getan, Papa«, flüsterte sie.
Der Wirt betrachtete seine Tochter, als würde er sie zum ersten Mal sehen, und sagte nur ein einziges Wort: »Warum?«
Pia schluckte. Dann begann sie leise zu erzählen. »Ich wollte dir helfen. Ich habe mitbekommen, wie verzweifelt du warst, als deine Pläne zu scheitern drohten. Darum wollte ich die Hexe aus dem Dorf ekeln. Vielleicht hättest du mich dann ja endlich einmal gelobt. Ein einziges Mal nur.« Ihre Stimme klang so traurig, dass sie Franzi beinahe leidtat.
»Und ich dachte, du wüsstest nichts von meinen Plänen«, murmelte Pias Vater und schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube, ich habe dich unterschätzt …« Er verstummte, und ein unangenehmes Schweigen breitete sich in der Gaststube aus.
»Mama, können wir jetzt nach Hause gehen?«, fragte Paul in die Stille hinein. Vor lauter Müdigkeit fielen ihm beinahe die Augen zu. Seine Schwester war bereits an ihre Mutter gelehnt eingeschlafen.
Frau Kurz fuhr Paul sanft durch die Haare. »Natürlich. Du hast ganz recht, ihr solltet längst im Bett sein. Wir machen uns jetzt auf den Weg.«
Ihr Mann stand auf und nahm die schlafende Maike auf den Arm. Auch die anderen Dorfbewohner erhoben sich. Aufbruchstimmung machte sich breit. Der Mann mit der Bierflasche klopfte dem Wirt aufmunternd auf die Schulter und murmelte etwas, das wie »Wird schon wieder« klang. Pia saß zusammengesunken auf einem Stuhl und schien nichts um sich herum wahrzunehmen. Ein paar Leute warfen ihr feindselige Blicke zu und schüttelten ungläubig die Köpfe, als sie an ihr vorbeigingen.
»Moment mal!«, rief Frau Kurz, als die ersten Leute die Gaststube verlassen wollten. »Ich finde, bevor wir nach Hause gehen, sollten wir uns bei Frau Meindl entschuldigen. Das sind wir ihr schuldig.«
»Du hast recht.« Ihr Mann schaute sich suchend um. »Wo ist sie denn?«
Franzi sah zur Tür, neben der die alte Dame gerade noch gestanden hatte. Aber jetzt war sie verschwunden.
»Merkwürdig«, murmelte Kim. »Eben war sie doch noch da.«
Franzi grinste. »Vielleicht hat sie sich weggezaubert.«
Marie zwinkerte ihren Freundinnen zu. »Ich hab’s euch ja gleich gesagt. Sie ist eben doch eine echte Hexe!«
Ein bahnbrechender Entschluss
> Detektivtagebuch von Kim Jülich
Mittwoch, 20:11 Uhr
Heute Mittag ist Oma Lotti aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Sie muss ihren Fuß noch eine Weile schonen, aber davon abgesehen geht es ihr zum Glück gut.
Nachmittags war Holger mit den Zwillingen zum Kaffeetrinken da. Ich habe nach Oma Lottis Rezept einen Schokoladenkuchen gebacken – und er schmeckte richtig lecker! Die Zwillinge haben so viel Kuchen gefuttert, dass ihnen beinahe schlecht geworden ist. Vorher haben sie sich bei Oma Lotti für die Sache mit dem Stolperdraht entschuldigt. Maike hatte sogar extra einen Blumenstrauß im Wald gepflückt. Oma Lotti war richtig gerührt.
Holger hat erzählt, dass Pia und ihr Vater aus dem Dorf wegziehen werden. Sie wollen irgendwo anders ganz neu anfangen. Die Dorfbewohner haben auf eine Anzeige wegen der entführten Katzen verzichtet. Sie wollen Pia nicht die Zukunft verbauen. Vielleicht sind die Leute hier ja doch ganz nett. Wenn man von Frau Seifert einmal absieht …
Ich bin froh, dass der Fall endlich gelöst ist. Das waren eindeutig die gruseligsten Ermittlungen, die ich bisher erlebt habe. Kommissar Peters wird staunen, wenn wir ihm bei unserem nächsten Treffen davon berichten. So einen kuriosen Fall hatte er bestimmt noch nie.
Frau Meindl ist wieder in ihrem Wald verschwunden. Wir haben sie nicht wiedergesehen. In Zukunft wird sie hoffentlich von den Dorfbewohnern in Ruhe gelassen. Ich finde sie immer noch etwas unheimlich, aber gleichzeitig tut sie mir auch wahnsinnig leid. Bisher hat sie nicht viel Glück in ihrem Leben gehabt. Hoffentlich findet sie jetzt ihren Frieden.
Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Mittwoch, 20:33 Uhr
Warnung: Lesen für Unbefugte (alle außer Kim Jülich) streng verboten! Wer diese Warnung missachtet, wird augenblicklich in ein Stück Schokoladenkuchen verwandelt und muss ein trauriges
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