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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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tränennaß .
    »Danny Boyd?« Sie sah mich
ungläubig an. »Wie... was ist denn aus Augie geworden ?«
    Ich rieb mir vorsichtig die
Hände und lächelte bescheiden. »Den hab’ ich eine Weile auf Eis gelegt. Ich
störe doch nicht ?«
    »Sie haben mir praktisch das
Leben gerettet .« Sie blickte an sich hinunter. »Er
hatte gerade Blut geleckt .«
    »Jonathan Lord war nicht zu
Hause, da dachte ich, er wäre bei Ihnen zu Besuch«, bemerkte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe ihn heute abend noch nicht gesehen .«
    »Sie brauchen ein
Stärkungsmittel«, stellte ich fest. »Aber erst werde ich Augie aus dem Weg
schaffen .«
    Ich kehrte ins Treppenhaus
zurück. Der Gangster hatte sich nicht gerührt. Ich drehte ihn auf den Rücken,
zog ihm den .38er aus der Halfter und die Brieftasche aus dem Jackett. Da ich
von Natur aus ein gutmütiger Mensch bin, nahm ich das Geld aus der Brieftasche
und stopfte es ihm wieder in die Hosentasche. Er würde es später für die
Taxifahrt brauchen. Dann packte ich ihn an den Knöcheln und schleifte ihn die
Treppe hinunter. Als ich schließlich die Haustür erreichte, war mir klar, daß
Augie nach dieser Behandlung wohl nie wieder der alte sein würde. Doch jede
Wandlung konnte sich bei Augie nur zum Guten auswirken. Ich stieß ihn die paar
Stufen zum Bürgersteig hinunter, und er blieb am Bordstein reglos liegen. Es
bestand kaum die Gefahr, daß er auf dieser belebten Straße den Erfrierungstod
erleiden würde. Hingegen war durchaus mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die
Polizei ihn wegen Trunkenheit aufgriff. Nun, was auch geschah, er würde danach
um eine Erfahrung reicher sein.
    Oben schloß ich die Wohnungstür
hinter mir, weniger aus Furcht vor Augie, als vielmehr um nicht gestört zu
werden. Auch wenn Augie von selbst wieder ins Reich der Wirklichkeit
zurückfinden sollte, würde er wohl kaum den Versuch machen, erneut bei Cindy
einzudringen, zumal ich ihm ja seine Waffe abgenommen hatte.
    Cindy saß noch immer auf der
Couch. Ihr Gesicht verriet Sorge. »Haben Sie ihn weggebracht ?« fragte sie.
    »Natürlich.« Ich ging, mixte
zwei Drinks, die es in sich hatten, und kehrte zum Sofa zurück.
    Sie trank langsam, aber ohne
abzusetzen, bis sie das Glas zur Hälfte geleert hatte. Dann lehnte sie sich
zurück und seufzte. »Den Drink hab’ ich wirklich gebraucht .«
    »Wollen Sie mir nicht endlich
reinen Wein einschenken ?« fragte ich. »Oder warten Sie
lieber, bis Sie zu Tode geprügelt werden ?«
    »Was soll das heißen ?« Wachsamkeit stand plötzlich in ihren Augen.
    »Ich rede von Augie«, fuhr ich
sie gereizt an. »Sie sind zweimal mit einem blauen Auge davongekommen. Aber
glauben Sie vielleicht, daß ich hellseherische Fähigkeiten besitze und immer im
richtigen Moment als rettender Engel erscheinen kann ?«
    »Wenn Augie mir nicht zusetzt,
dann eben ein anderer«, meinte sie tonlos. »Von Slessor kommt man nicht los .«
    »Das nenne ich eine rätselhafte
Bemerkung«, meinte ich. »Wie wäre es, wenn Sie sich näher erklären würden ?«
    » Slessor ist Augies Boss. Ich habe früher mal für ihn
gearbeitet .« Sie bemühte sich, den Riß in der Bluse
mit den Fingern zusammenzuhalten. »Viele Männer machen sich die tollsten
Vorstellungen von Striptease-Tänzerinnen. Nur weil man sich auf der Bühne auszieht
und ein bißchen mit den Hüften wackelt, meinen sie, man wäre mannstoll. Slessor
war Miteigentümer eines Nachtlokals, in dem ich vor anderthalb Jahren
arbeitete. Er fragte mich, ob ich hin und wieder auch mal privat auftreten
würde, und bot mir dafür eine sehr anständige Gage. Ich brauchte nur in einer
Privatwohnung meine Nummer vorzuführen und später die Gäste zu unterhalten. Er
machte mir klar, daß er keinesfalls mehr erwartete. Die Sache lief glänzend.
Wenn ein Gast betrunken war und aufdringlich wurde, sprang Slessor ein oder
einer seiner Leute, wie Augie zum Beispiel. Auf einer dieser Partys lernte ich
Jonathan kennen. Slessor legte es darauf an, uns miteinander bekannt zu machen,
und schien hoch beglückt, daß wir uns auf Anhieb mochten .«
    Sie leerte ihr Glas und stellte
es auf den Boden.
    »Ich will Sie nicht mit der
Geschichte meiner großen Liebe langweilen, aber so entwickelte sich meine
Bekanntschaft mit Jonathan nun einmal. Er überredete mich schließlich, meinen
Beruf aufzugeben. Er wollte mir eine Wohnung in Manhattan suchen, und einen
Monat nach seinem nächsten Geburtstag würden wir heiraten .« Sie lächelte traurig. »Ich habe

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