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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aber das soll Ihnen kein Maßstab sein. Ich war
nämlich noch nie im Leben so verknallt, daß ich mich mit Heiratsabsichten trug.
Das wäre auch gar nicht gut für mich, es könnte höchstens meinem Image schaden .«
    Sie lächelte. »Sie sind
wirklich eine große Hilfe, Danny Boyd .«
    »Tut mir leid .« Ich grinste. »Jedenfalls drücke ich Ihnen die Daumen .«
    »Ja bitte«, erwiderte sie ernst.
»Sie sind der zweitnetteste Mensch, der mir je begegnet ist. Bitte passen Sie
auf, daß Augie Sie draußen nicht mit einem Baseballschläger erwartet .«
    »Mach’ ich«, versicherte ich.
»Und morgen früh komme ich wieder vorbei .«
    Als ich wenig später auf die Straße
trat, war von Augie keine Spur zu sehen. Ich ging ein paar Straßenzüge zu Fuß
und pfiff dann einem Taxi. Es war fast halb zwölf Uhr,
als der Wagen vor dem eleganten Haus anhielt. Doch ich war sicher, daß eine
Frau wie Maxine Lord kaum vor Mitternacht zu Bett ging, zumindest nicht allein.
Es dauerte eine Weile, ehe sich die Haustür einen winzigen Spalt öffnete. Der
Duft des Parfüms stieg mir wieder in die Nase.
    »Wer ist denn das, mitten in
der Nacht ?« fragte eine unwirsche Stimme.
    »Danny Boyd«, erwiderte ich
rasch. »Ich hätte nicht gewagt, Sie zu stören, wenn es nicht dringend wäre .«
    »Ach so.« Die Stimme wurde
freundlicher. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt .«
    Die Tür schwang weit auf, und
ich trat in den Vorsaal. Das Nachtgespenst mit dem voluminösen grauen
Flanellmorgenrock und der Nachtmütze über den Lockenwickeln schloß rasch die
Tür und wandte sich mir zu.
    »Falls Sie ihretwegen gekommen
sind, dann gehen Sie hinunter ins Souterrain, da ist sie .« Sie wies auf die Treppe. »Wahrscheinlich handelt sie wieder irgendeinen Pakt
mit ihrem Freund, dem Teufel, aus .«
    »Danke, Mrs. Malone«, sagte ich
höflich.
    »Und holen Sie mich nicht
wieder aus dem Bett, wenn Sie gehen. Sie können sich selber rauslassen .« Sie warf einen Blick auf meine Füße. »Wo sind Ihre Überschuhe ?«
    »Die habe ich draußen
gelassen«, log ich. »Ich wollte nicht den ganzen Schnee hereinschleppen .«
    »Es schneit also wieder ?«
    »Nein«, gestand ich. »Aber es
ist matschig .«
    Sie schnüffelte laut und
watschelte dann durch den Flur davon. Ich tätschelte der überdimensionalen
Sphinx den Kopf, ehe ich die Treppe hinunterstieg. Die getäfelte Tür am Fuß der
Treppe stand weit offen, und ich marschierte schnurstracks in die Schwimmhalle.
    Der hochgewachsene, tadellos
gekleidete Mann, der am Rand des Beckens stand, drehte sich um, als er meine
Schritte auf den Fliesen hörte. Sein Gesicht verzog sich ärgerlich. »Wer sind
Sie ?«
    »Danny Boyd«, versetzte ich.
»Und Sie sind wohl Jonathan Lord ?«
    Die blauen Augen besaßen den
gleichen violetten Schimmer, doch sonst ähnelten die Geschwister sich wenig.
Die Züge des jungen Mannes waren gröber, und der schlaffe Mund verlieh seinem
Gesicht einen leicht arroganten Zug.
    »Boyd?« Er blickte auf seine
Schwester hinunter, die sich gelassen im Wasser treiben ließ. »Ist das der
Bluthund, den du dir engagiert hast ?«
    Sie lachte leise und kehlig und
schwamm dann mit kräftigen Zügen zum Rand des Beckens. Diesmal trug sie einen
Bikini, offenbar von der gleichen Firma entworfen, die ihren einteiligen
Badeanzug kreiert hatte. Er wirkte nämlich ebenfalls um mehrere Nummern zu
klein.
    »Sind Sie mein Bluthund, Mr.
Boyd ?« Sie lachte wieder, dann warf sie den Kopf in
den Nacken und fuhr sich mit den Händen langsam durch das feuchte Haar.
    »Ich gehöre der unterdrückten
Klasse an«, erklärte ich. »Ich schnüffle eifrig und hoffe, später bezahlt zu
werden .«
    »Sie haben sich gewiß verbissen
bemüht, Beweise dafür hervorzuzaubern, daß ich die Formel gestohlen habe«,
meinte Jonathan gepreßt.
    »Um Sie um Ihre Erbschaft zu
bringen ?« versetzte ich, den Blick auf seine Schwester
gerichtet. »Sie vergaßen, mir dieses Detail zu erzählen, Maxine .«
    Die veilchenblauen Augen
starrten mich einen Moment an. »Maxine? Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen
Erlaubnis gegeben zu haben, mich beim Vornamen zu nennen .«
    »Die Anrede >Miss Lord<
scheint mir einfach nicht mehr passend, seit ich über Sie aufgeklärt worden bin .«
    »Darauf erwarten Sie natürlich
eine neugierige Frage«, meinte sie zähneknirschend. »Was hat man Ihnen denn
über mich erzählt ?«
    »Gewissen Leuten zufolge
besitzen Sie eine gespaltene Persönlichkeit — halb mannstoll, halb geisteskrank

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