Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
und küsst mich auf die Stirn – mir wird immer noch warm dabei, trotz der bevorstehenden Augapfelzerstörung. Ich zwinge mich dazu, an Dinge wie Küsse auf die Stirn zu denken, Dinge, die mich glücklich machen. Wie wäre es mit der Tatsache, dass ich nach Unterrichtsschluss zur Abwechslung mal nicht allein im Kunstsaal herumhänge? Dass ich im Kino sitze, mit Aaron Moor, meinem Freund? Besser mit jemandem, der mich mag, in einem Horrorfilm zu sitzen, als allein zu Hause zu hocken. Na ja, nicht wirklich allein. Seit Dschinn aufgetaucht ist, hat sich das mit dem zu Hause Rumsitzen viel weniger schmerzlich gestaltet. Nichtsdestoweniger, ich habe allen Ernstes ein Date. Ein schmelzender Augapfel ist kein unangemessen hoher Preis für ein gesellschaftliches Leben, oder?
Aaron schiebt eine Hand in meinen Rücken und lässt sie auf meiner Hüfte liegen, als der Hauptfilm beginnt. Ich versuche nicht allzu genau hinzusehen – Sympathien für das temperamentvolle blonde Starlet zu entwickeln garantiert ihr wahrscheinlich einen grausigen Tod. Aaron grinst mich an, schüttelt über meine unverkennbare Nervosität den Kopf und zieht mich dichter an sich. Ich vergrabe das Gesicht an seiner Schulter und kneife die Augen zusammen, als ein Jungstar still und leise umgebracht wird und der Rest der Gruppe von wunderschönen Leuten sich teilt, um nach ihrer verschwundenen Freundin zu suchen. In Gedanken mache ich mir eine Notiz – ich muss wirklich Lawrence und Dschinn informieren: Wenn ich jemals in einem unheimlichen Haus verloren gehen sollte, macht euch nicht die Mühe, nach mir zu suchen.
»Baby, du verpasst die Hälfte«, flüstert Aaron mir zu.
»Gut«, murmele ich zurück.
Aaron lacht leise und drückt mich an sich. Das zumindest ist romantisch, mich neben ihm zusammenzurollen … selbst wenn ich es tun muss, während das Geräusch brechender Knochen durch den Saal hallt. Es ist schwer, nicht die Hände hochzureißen und mir die Ohren zuzuhalten.
»Du hast wirklich Angst, stimmt’s?«, geht es Aaron plötzlich auf.
»Ich hab dir doch gesagt, ich bin ein Weichei«, flüstere ich, ohne den Kopf aus den Falten seines Hemdes zu nehmen. Er lacht ein bisschen und hebt meinen Kopf zu sich an, dann küsst er mich auf den Mund. Es ist ein langsamer Kuss, tief, und einen Moment lang mache ich mir Gedanken wegen der anderen Kinogänger, die uns beobachten. Nicht, dass irgendein Mädchen sich dafür zu schämen brauchte, dass man sie dabei beobachtet, wie sie Aaron Moor küsst, trotzdem ist es ein merkwürdiges Gefühl. Ich löse mich aus dem Kuss und lege den Kopf wieder an seine Schulter.
Aaron lacht und dreht mein Gesicht zu seinem zurück, aber dieses Mal beugt er sich vor und versperrt mir so den Blick auf die Leinwand. Ich versuche das Gefühl zu verdrängen, dass die anderen Zuschauer uns beobachten, und erwidere den Kuss. Dabei versuche ich etwas zurückzuweichen und es weniger leidenschaftlich zu machen, doch als Aaron sich dichter an mich drückt, gebe ich nach.
14
Dschinn
I ch winde mich.
Ich kann das einfach nicht mit ansehen. Ich meine nicht den grauenhaft schlechten Film, der da läuft – ich meine Aaron, der praktisch auf Viola draufliegt. Er schiebt ihr Haar zur Seite und nagt an ihrem Hals, als säßen sie in irgendeinem privaten Liebesnest und nicht in einem halb vollen Kino. Ich beiße die Zähne zusammen und berühre die Haarsträhne an meiner Schläfe, die eine Locke, die kürzer ist, weil Viola sie geschnitten hat. Hör auf damit , weise ich mich selbst zurecht. Sie küssen sich einfach bloß. Wenn du so weitermachst, merkt sie am Ende noch, dass du da bist.
Jemand hinter mir wirft einen Eiswürfel nach den beiden, und als er Violas Wange streift, fährt sie von Aaron zurück. Sie wirft dem Werfer einen entschuldigenden Blick zu, wobei sie durch mich, der ich unsichtbar in der Reihe hinter ihr sitze, geradewegs hindurchsieht. Ich erstarre, obwohl ich weiß, dass sie mich nicht wahrnehmen kann – nicht so sehr deshalb, weil ich hier die erste Vorschrift breche, jene, die mir Respekt vor ihr auferlegt, sondern weil ich weiß, dass sie wütend auf mich wäre. Aber ich habe den Gedanken an sie und Aaron allein hier drin einfach nicht ertragen, erst recht nicht nach den Wünschen, die ich in Aarons Augen gesehen habe, als er sie abgeholt hat … Wünsche, bei denen es größtenteils um Szenen geradewegs aus dem Playboy geht. Ich schaudere. Es ist nicht deine Aufgabe, sie zu beschützen , sage ich
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