Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Aarons Gesicht, als er meinte, ich hätte ihn weggestoßen.
»Wahrscheinlich wollte er bloß auf dich aufpassen«, sagt Lawrence. Seine Gelassenheit macht mich nur noch wütender.
»Auf mich aufpassen? Wenn ich im Kino mit meinem neuen Freund knutschen will?«
»Knutschen? Du kannst diese Knutscherei in aller Öffentlichkeit doch gar nicht ausstehen«, sagt Lawrence und mustert mich skeptisch.
»Und wenn schon, Lawrence. Darum geht es doch gar nicht. Es hat sich in dem Moment eben so ergeben. Nicht, dass es lang gegangen wäre, dafür hat Dschinn schon gesorgt. Ich habe endlich das Gefühl gehabt, dass … ich weiß nicht, dass ich mein eigenes Leben wieder in der Hand habe, und dann taucht mein großer Bruder, der Flaschengeist, auf und beschließt, meine Entscheidungen für mich zu treffen.«
Lawrence wendet sich mir zu, als er vor einer roten Ampel halten muss. »Unsichtbare Hinterherspioniererei, das geht wirklich zu weit. Aber ich kann’s ihm nicht übel nehmen, dass er ein Auge auf meine beste Freundin hat. Vor allem, nachdem Aaron dich dazu gebracht hat, dich … na ja, dich zu benehmen wie jemand, der du gar nicht bist.«
Er sagt das, als hielte er es für nett oder liebenswert, was er da von sich gibt. Aber mein Kiefer verkrampft sich augenblicklich, und meine Gedanken beginnen zu rasen. Stecken Lawrence und Dschinn etwa gemeinsam dahinter? Bilden sie sich am Ende beide ein, ich brauchte jemanden, der bei meinen Dates den Anstandswauwau spielt, als wäre ich eine behütete junge Dame aus dem neunzehnten Jahrhundert? Ich versuche gegen die schmerzliche Anspannung in meiner Kehle anzugehen.
»Es ist doch nicht Dschinns Aufgabe, mich zu retten – und deine auch nicht! Wieso glaubt ihr, ich brauche einen Babysitter? Dass ihr auf mich aufpassen müsst?«, schnappe ich.
Lawrence legt eine Hand an die Stirn. »Nein, so ist das nicht …«
»Anscheinend ist es genau so! Mir wäre es sehr viel lieber, wenn ihr mich alle beide einfach in Frieden lassen würdet!«
Lawrences Augen blitzen ärgerlich auf in einer Weise, wie ich es kaum jemals zu sehen bekomme, und mir wird klar, dass ich irgendeine unsichtbare Grenze übertreten haben muss, von der ich nicht einmal wusste, dass sie existiert. »Dich in Frieden lassen?«, beginnt er ruhig. Etwas in seiner Stimme ist ernster und strenger, als dass es bloß eine Reaktion auf meinen Vorwurf sein könnte, er und Dschinn hätten mein Vertrauen missbraucht. Irgendeine tiefer vergrabene Sache brodelt da und schickt sich an, an die Oberfläche zu steigen. »Willst du das wirklich?«, fragt er. »Ich tue alles für dich, Viola. Ich kutschiere dich in der Gegend herum, ich höre dir beim Weinen zu, ich sage Termine ab, wenn du einsam bist. Wann immer du was brauchst, bin ich für dich da – unweigerlich. Und jetzt, wenn du mit Aaron Moor rumknutschst und dich aufführst wie jemand, den ich nicht kenne, soll ich dich auf einmal in Frieden lassen?« Als er zum Ende kommt, ist er kurz davor zu brüllen. Jemand hinter uns drückt auf die Hupe, und Lawrences Auto macht einen Satz vorwärts, als ihm aufgeht, dass die Ampel längst auf Grün umgesprungen ist.
»Darauf kommt es nicht an!«, schnappe ich zurück, während Lawrence die nächste Kurve schärfer nimmt als üblich. »Ein Freund zu sein und mir gleichzeitig nachzuspionieren …«
»Ein Freund? Du behandelst mich aber nicht wie einen Freund, Viola. Du hast nie damit aufgehört, mich als deinen Freund zu behandeln!«
Mir fällt die Kinnlade herunter, und ich würge an den nächsten Worten, während mir endlich doch noch ein paar Tränen der Wut über die Wangen laufen. Das war nicht fair. »Es tut mir schrecklich leid, dass es mir nach zwei Jahren mit dir ein bisschen schwerfällt, wieder einen auf Freundschaft zu machen, vor allem wenn du zugleich versuchst, meine Beziehungen zu anderen Typen zu kontrollieren!«
» Beziehungen , Plural? Bisher ist Aaron die einzige Beziehung, die du hattest, und den liebst du nicht mal wirklich!«
»Du weißt genau, dass dieser Wunsch ein dummer Zufall war …«
»Nein, das war er nicht! Vielleicht hast du nicht spezifisch Aaron haben wollen, aber du hast die letzten sieben Monate damit verbracht, dir leidzutun, und plötzlich taucht da dieser Dschinn auf, der deine Probleme lösen kann.«
»So war das gar nicht! Ich hatte nicht mal vor, es zu sagen!«
»Aber gewollt hast du es die ganze Zeit! Du wolltest aufhören, dir unsichtbar vorzukommen, schon kapiert – aber
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